Mülhausen Kraft und Hoffnung in schweren Zeiten

Mülhausen · Den Schwestern der Abtei Mariendonk fehlt zu Ostern besonders die Nähe zu ihren Mitmenschen.

 Schwester Rebekka mit dem Plakat, auf dem die Öffnungszeiten von Kirche und Krypta stehen.

Schwester Rebekka mit dem Plakat, auf dem die Öffnungszeiten von Kirche und Krypta stehen.

Foto: Wolfgang Kaiser (woka)

„Normal wäre unser Gästehaus über Ostern voll. Viele Menschen würden mit uns das Osterfest als das größte Fest der Christen feiern“, sagt Schwester Rebekka. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Die Corona-Krise schiebt vielem einen Riegel vor. Zwar feiern die Schwestern wie gewohnt das Osterfest, aber es wird anders sein und nicht nur, weil es ohne Besucher leerer ist. Es fehlt eben eine zwischenmenschliche Verbindung. „Es ist das erste Mal, dass ich so etwas erlebe, seit ich hier bin“, sagt Schwester Rebekka.

Sie spricht von einer schmerzlichen und sich merkwürdig anfühlenden Erfahrung. Mit dem Palmsonntag hätte die Osterzeit am vergangenen Sonntag ihren Anfang genommen. In der Eingangshalle der Abtei Mariendonk findet an diesem letzten Sonntag vor dem Osterfest immer die Segnung der Palmzweige statt. „Gemeinsam mit den Besuchern wären wir dann zur Kirche gezogen, um die Eucharistiefeier mit Texten zum Palmsonntag zu begehen“, sagt Schwester Rebekka. Immergrüne Zweige sind natürlich trotzdem gesegnet worden. Diese gesegneten Palmzweige haben die Schwestern in der Krypta ausgelegt, wo sie von den Besuchern mitgenommen werden können.

Denn in der Abtei Mariendonk öffnen die Schwestern jeden Tag die Krypta und die Gästekapelle für Besucher, um ihnen die Möglichkeit für eine eine kurze Einkehr zum Beten und zur Besinnung zu geben. Ein Aufsteller an der Straße vor der Abtei zeigt an, wann genau Krypta und Gästekapelle geöffnet sind. Einige Vertrauensgebete wie auch eine kleine Ausgabe der Evangelien liegen aus. Die Besucher können beim Bild der Muttergottes Kerzen anzünden und den Schwestern über das Fürbittenbuch ihre Gebetsanliegen anvertrauen. Zudem nehmen die Schwestern auch per Telefon und E-Mail die Bitten der Menschen entgegen. Alle werden in ein Buch eingetragen und in die Gebete aufgenommen.

„Es gibt viele Menschen, die uns auch einfach so anrufen und uns schreiben. Über diese Zeichen der Verbundenheit freuen wir uns sehr“, betont Schwester Rebekka. Sie weist darauf hin, dass die Schwestern allen Menschen, die einfach einmal reden möchten, am Telefon zur Verfügung stehen. Zudem hat die Äbtissin ein Online-Tagebuch auf der Internetseite eingerichtet, in das sie jeden Tag etwas einträgt und aus dem ein jeder Kraft und Hoffnung schöpfen kann.

Etwas ist in dieser Zeit noch anders und das betrifft das Läuten der Glocken. Normalerweise würden die Kirchenglocken und damit auch die der Abtei Mariendonk von Karfreitag bis zur Osternacht schweigen. Das ist in diesem Jahr nicht der Fall. Die Abtei Mariendonk hat sich dem allgemeinen Glockenläuten um 19.30 Uhr angeschlossen, das katholische und evangelische Kirchen derzeit überall praktizieren, um ein gemeinsames Zeichen in der Krise zu setzen.

Ansonsten läuft der Alltag der Schwestern normal weiter, wenngleich Hostien und Messgewänder, die in der Abtei verpackt oder hergestellt werden, momentan nicht gefragt sind. „Wir arbeiten auf, was vorliegt und räumen die Betriebe auf“, berichtet Schwester Rebekka. Vor dem Osterfest hätte am Gründonnerstag eine Eucharistiefeier mit Kelchkommunion stattgefunden, bei der die Äbtissin traditionell den Gästen die Füße gewaschen hätte. Dem hätte sich ein Abendessen, eine sogenannte Agape angeschlossen. Weißbrot, Käse und Wein wären gereicht worden. Der Karfreitag wäre vom Schweigen geprägt gewesen so wie der Karsamstag von Ruhe durchzogen ist.

Was die Schwestern als besonders traurig empfinden, ist die Tatsache, dass sie die Osternacht alleine verbringen werden. Es werden keine Besucher beim nächtlichen Osterfeuer im Innenhof zugegen sein. „Es ist sehr schade, weil es eine ergreifende Zeremonie ist. Wir entzünden eine Kerze am Osterfeuer. An dieser Kerze entzündet dann in normalen Jahren jeder Besucher seine eigene Kerze. Zusammen ziehen wir in die dunkle Kirche ein“, berichtet Schwester Rebekka.

Aber genau wie beim Festgottesdienst am Ostersonntag werden die 26 Schwestern unter sich sein. Streamen können die Schwestern leider nicht. „Trotz der fehlenden Präsenz der Menschen in den Gottesdiensten fühlen wir uns mit allen Menschen verbunden und nehmen sie in unsere Gebete mit auf“, betont die Ordensschwester.

Sie misst dem aktuellen Osterfest in der Corona-Krise eine ganz besondere Bedeutung zu. Steht doch das Osterfest für die Auferstehung nach dem Tod und damit die Hoffnung. In diesen schweren Zeiten ist es umso wichtiger, dass die Menschen die Hoffnung nicht verlieren und man gemeinsam durch die Krise geht.

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