Ostern ist das höchste Fest der Christen Der Sieg der Liebe über den Tod

Tönisvorst/Kempen · Erstmals gibt es in diesem Jahr aufgrund der Corona-Pandemie keine Ostermessen. Dabei ist Ostern das höchste Fest der Christen. Wir erklären die Feiertage und die Bräuche in der Karwoche und an den Ostertagen.

 Propst Thomas Eicker, Leiter der Gemeinschaft der Gemeinden Kempen-Tönisvorst, erklärt die Bedeutung der Karwoche und von Ostern.

Propst Thomas Eicker, Leiter der Gemeinschaft der Gemeinden Kempen-Tönisvorst, erklärt die Bedeutung der Karwoche und von Ostern.

Foto: Norbert Prümen (nop)

Ostern ist das wichtigste Fest im Christentum, denn dann feiern die Gläubigen die Auferstehung Jesu Christi, der nach den Zeugnissen des Neuen Testamentes nicht im Tod geblieben ist, weil ihn Gott zum ewigen Leben erweckt hat. „Auch in diesem Jahr wird Ostern gefeiert, aber leider nicht in der Gemeinschaft der Gläubigen in unseren Kirchen“, sagt Propst Thomas Eicker, Leiter der Gemeinschaft der Gemeinden (GdG) Kempen-Tönisvorst. Er erklärt die katholischen Bräuche rund um das Osterfest.

Die Vorbereitung auf Ostern beginnt am Aschermittwoch. „Die Menschen sind dann aufgerufen, ihr Leben in einer neuen und bewussten Achtsamkeit zu leben“, sagt der Theologe. Mit dem Palmsonntag, dem Sonntag vor Ostern, startet die Karwoche. „Kar“ komme vom althochdeutschen Kara, was Trauer und Klage bedeute, erklärt Pfarrer Eicker. In der Karwoche werden die letzten Tage Jesu in Jerusalem geistlich nachvollzogen. So erinnert der Palmsonntag an den Einzug in Jerusalem: „Die Menschen hatten die Hoffnung, dass er der neue weltliche König ist, der sie von der Zwangsherrschaft der Römer befreit. Als Zeichen der Verehrung haben sie mit Palmblättern gewunken.“ Noch heute werden Palmzweige oder andere früh grünende Zweige deshalb am Palmsonntag gesegnet.

Die Karwoche wird auch als „stille Woche“ bezeichnet und umfasst die Tage vom Palmsonntag bis zum Karsamstag. Bis in die 1950er-Jahre war der Alltag in der Karwoche so, wie der Alltag in der Corona-Epidemie seit ein paar Wochen ist: Viele Geschäfte blieben geschlossen, es gab keine öffentlichen Feste. Bis heute gibt es in allen Bundesländern am Karfreitag ein Tanzverbot. Vorher aber kommt der Gründonnerstag. „Das althochdeutsche Wort ,greinen‘ für weinen gab dem Tag seinen Namen“, erklärt Propst Eicker. Der Gottesdienst am Gründonnerstag ist der letzte vor dem Ostersonntag, zu dem mit Glockengeläut gerufen wird, auch die Orgel verstummt nach einer feierlichen Eröffnung bis zum Gloria in der Osternacht. Am Ende des Gottesdienstes wird der Altar abgeräumt, der Tabernakel als Aufbewahrungsort der Hostien bleibt leer und steht offen. Es folgt der Karfreitag, der Tag, an dem Jesus der biblischen Überlieferung nach in Jerusalem verurteilt und gekreuzigt wurde.

„Der Karfreitag gilt als Tag der inneren Einkehr, des Fastens und des Gebets“, erklärt Propst Eicker. Der Hauptgottesdienst findet um 15 Uhr, der Sterbestunde Jesu, statt. Oft werden an diesem Tag die 14 Stationen des Kreuzweges Christi innerlich nachvollzogen. „In den Kirchen werden die bis dahin verhüllten Kreuze enthüllt, damit das Leiden Jesu die Gläubigen aufs Neue berührt“, sagt Propst Eicker.

In der evangelischen Kirche ist der Karfreitag der höchste Feiertag, da die Lutherische Theologie den Schwerpunkt auf die Aufopferung Jesu für die Menschheit legt und in den Mittelpunkt stellt, dass der Sohn Gottes sich zur Erlösung aller hat ans Kreuz schlagen lassen. Für die Katholiken ist der Karfreitag der strengste Fastentag, auf Fleisch wird komplett verzichtet. Am Karsamstag wird der Grabesruhe Christi gedacht und mit Fasten und Gebet seine Auferstehung erwartet. Die Feier der Osternacht beginnt nach Einbruch der Dunkelheit.

„Ursprünglich versammelten sich die Christen vor Sonnenaufgang, um mit dem aufgehenden Licht Christus zu verehren, dessen Auferstehung Licht in die Welt gebracht hat“, erzählt der Pfarrer. Mit den abgesagten Ostermessen in diesem Jahr fallen auch die Osterfeuer vor den Kirchen aus. Ansonsten wird an diesen Feuern die Osterkerze entzündet, deren Licht an die Kerzen der Gläubigen weitergereicht wird. „Christus ist das Licht!“, wird dabei gesungen, und alle erinnern sich daran, dass sie das Licht Christi seit der Taufe in sich tragen und von Gott aufgerufen sind, Licht und Leben in die Welt hinauszutragen.

Den biblischen Berichten zufolge haben in der Frühe des Ostersonntags zuerst Frauen das Grab leer aufgefunden. Zwei Engel verkündeten ihnen die Osterbotschaft vom auferweckten Jesus. Laut dem Evangelisten Matthäus machten sich die Frauen auf den Rückweg nach Galiläa und begegneten unterwegs Jesus, der die Botschaft der Engel wiederholte. Die Frauen trugen die Neuigkeit an die Jünger weiter, die die Botschaft von der Auferweckung ihres Meisters zunächst nicht glauben konnten.

„Eine Erzählung im Lukasevangelium berichtet von zwei Jüngern, die auf dem Weg nach Emmaus waren und mit einem Unbekannten ins Gespräch kamen, der sich später als der Auferstandene herausstellte. In christlichen Gemeinschaften lebt der sogenannte Emmausgang am Ostermontag weiter“, sagt Propst Eicker. So werden noch heute beim Ostermontagsspaziergang Gedanken über das Leben ausgetauscht. „Leider wird auch dieses Ritual in diesem Jahr nicht möglich sein“, sagt Eicker. „Aber es kann nachgeholt werden, denn Ostern wird gefeiert, was immer gilt: Der Tod hat nicht das letzte Wort. Die Liebe ist stärker, weil sie von Gott kommt.“

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