Ungezählte Falschparker Stadt verteilt Knöllchen am Königshüttesee

Kempen · Das Hochsommerwetter hat die Situation am Baggersee zwischen Kempen und St. Hubert verschärft. Die Stadt hat bereits wieder fast 200 Bußgelder gegen Falschparker verhängt. Auf das Privatgelände dürfen die Behörden allerdings nicht.

 An der Hülser Straße in Höhe des Königshüttesees parken die illegalen Badegäste und klettern verbotenerweise über Tore oder Zäune. Die Behörden bekommen das Problem nicht in den Griff.

An der Hülser Straße in Höhe des Königshüttesees parken die illegalen Badegäste und klettern verbotenerweise über Tore oder Zäune. Die Behörden bekommen das Problem nicht in den Griff.

Foto: Norbert Prümen

Jedes Jahr um diese Zeit dasselbe Spiel: Illegale Badegäste bevölkern den Königshüttesee zwischen Kempen und St. Hubert. Seit Jahren bekommen die Behörden das verbotene Treiben an dem ehemaligen Baggersee nicht in den Griff. Anwohner und Mitglieder des Segel- und Surf-Clubs Kempen, der den größeren Teil des Sees für seine Vereinszwecke nutzt, klagen auch in diesen Tagen wieder über das zum Teil rüpelhafte Verhalten der ungebetenen Gäste. Sie hinterlassen nicht nur jede Menge Müll im Landschaftsschutzgebiet, sondern stören auch das Brutverhalten seltener Wasservögel, die an den beiden Seen heimisch sind.

FDP-Ratsherr Bernd Lommetz brachte das Thema nach einem ersten aktuellen Bericht unserer Zeitung am Dienstagabend im Kempener Hauptausschuss zur Sprache. Die Situation sei „völlig unmöglich“, meinte er. Nur Knöllchen zu verteilen, sei einfach zu wenig. Und der zuständige Erste Beigeordnete Hans Ferber, der diese Frage im Ausschuss schon erwartet hatte, erinnerte daran, dass das Problem mit illegalen Badegästen schon seit Jahren existiere. Die Stadt könne nur Bußgelder für falsches Parken in Höhe von zehn oder maximal 30 Euro verhängen. Mitarbeiter des Kempener Ordnungsamtes sind derzeit täglich rund um den See im Einsatz und verteilen Knöllchen. Fast 200 Stück sind es in dieser Saison bereits.

Politiker im Ausschuss sprachen sich für deutlich höhere Bußgelder aus. Doch die sind rechtlich nicht möglich. Die Untere Naturschutzbehörde beim Kreis Viersen hat bei einer Gemeinschaftsaktion mit Stadt und Kreispolizei im vergangenen Jahr Bußgelder von maximal 50 Euro pro Person, die am See getroffen wurde, verhängt. Eine solche Aktion ist allerdings nicht jederzeit möglich und bedarf nach Angaben Ferbers der Planung. Hintergrund: Das Areal des ehemaligen Baggersees befindet sich in Privatbesitz. Und die Eigentümerfamilie Klösters muss einer solchen Kontrollaktion zustimmen. Man sei im Gespräch mit allen Beteiligten, um eine solche „Razzia“ (O-Ton Ferber) zu organisieren. Angekündigt wird sie selbstverständlich nicht. Die Aktion im vergangenen Sommer war wenig erfolgreich, weil sie zu einem Zeitpunkt stattfand, als das Wetter nicht mehr so hochsommerlich war und deshalb kaum illegale Badegäste angetroffenen wurden.

Übrigens: Viele derjenigen, die in diesen Tagen wieder den Königshüttesee bevölkern, kommen aus dem Umland von Kempen. Das zeigen die Autokennzeichen der am Straßenrand oder auf Grünstreifen abgestellten Fahrzeuge. Am Dienstagabend war die Schlange der Autos, die auf dem Grünstreifen an der B 509 (Hülser Straße) abgestellt war, wieder einmal schier endlos. Und Radfahrer hatten Probleme, den Radweg entlang der Straße zu nutzen, weil auch hier Fahrzeuge parkten. Versuche, das Parken an dieser Stelle zu verhindern, scheitern daran, dass die Stadt Kempen keine Handhabe an der Bundesstraße hat. Der zuständige Landesbetrieb Straßen.NRW will sich die Kosten für Leitplanken oder Poller sowie für die Mehrarbeit bei der Grünpflege von der Stadt Kempen bezahlen lassen. Vorher will man dort nichts ändern. Einfach Baumstämme als Barrieren hinzulegen, sei zu gefährlich, so Straßen.NRW. Die Unfallgefahr steige.

Eine Lösung, die die Stadt schon seit vielen Jahren anstrebt, die aber bislang am Privateigentümer des Geländes gescheitert ist, wäre die Anlage eines öffentlichen Naherholungs- und Freizeitgeländes an der Königshütte. Pläne dazu gibt es. Auch in der Diskussion um eine mögliche Beteiligung an der Landesgartenschau 2026 spielt das Areal eine Rolle. Beigeordneter Ferber brachte es am Dienstagabend auf den Punkt: Nur eine große Lösung – „Blaue Lagune 2“ (O-Ton Ferber) – könnte vielleicht das Problem aus der Welt schaffen. Die Politik müsste entscheiden, ob die Stadt das Gelände kauft und den Badebetrieb legalisiert. Es müsste sich ein Betreiber finden, der das Gelände, ähnlich wie die „Blaue Lagune“ in Wankum, bewirtschaftet.

Für die betroffenen Anlieger von Bellstraße oder Scheifeshütte – rund um die ehemalige Auskiesung – ist dies derzeit ein schwacher Trost. Sie müssen auch in diesem Sommer mit illegalen Badegästen, Falschparkern und Müllbergen leben.

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