Zirkus Rondel in Kempen Grundschüler werden kleine Artisten

Kempen · Zirkusluft schnuppern derzeit die Grundschüler der Kempener Regenbogenschule. Der Zirkus Rondel hat sein Zelt im East-Cambridgeshire-Park aufgebaut. Dort üben die Schüler für die Vorstellungen in den nächsten Tagen.

Zirkusartist René Ortmann hängt am Trapez und hält eine der Grundschülerinnen fest.

Foto: Wolfgang Kaiser

Mit einem leisen Surren geht das Trapez unter der Zirkuskuppel nach oben. René Ortmann, der auf der Stange sitzt, hängt sich kopfüber nach unten und streckt die Arme aus. Ein Nicken zu Mathilda, und die Grundschülerin der Regenbogenschule bewegt sich in Richtung der ausgestreckten Hände. Ortmann umfasst ihre Handgelenke, und gemeinsam geht es noch ein Stückchen höher, so dass auch Mathilda den Boden unter den Füßen verliert. „Füße schön gestreckt halten“, gibt der Artist vom Zirkus Rondel vor. Aus der gestreckten Haltung geht es in die Brücke, wobei Mathilda ihre Füße in die beiden Trapezseile einklinkt und lächelt, als hätte sie dies schon hundert Mal gemacht. Dabei ist es ihre erste Trainingsstunde als Trapezkünstlerin unter dem Zirkushimmel.

An der Kempener Regenbogenschule hat der Zirkus Rondel „Circus for Kids“ sein Quartier bezogen. Für eine Woche stehen statt Mathe, Deutsch & Co. Fächer wie Trapezkunst, Jonglieren, Bauchtanz, Clownerie, Tierdressur und Akrobatik auf dem Stundenplan der Grundschüler. „Wir bieten das Zirkusprojekt jetzt zum zweiten Mal an. Uns ist es wichtig, dass jedes Kind während seiner Grundschulzeit diese besondere Erfahrung macht. Die Kinder können einmal andere Stärken zeigen als im Unterrichtsalltag“, sagt Schulleiterin Mareike Mevißen.

Auf eine Stunde Training pro Tag in einem vorab ausgesuchten Wunschbereich kann sich jeder Grundschüler freuen. In der restlichen Schulzeit steht dazu die Projektwoche rund um das Thema Zirkus im Mittelpunkt. „Es wird ein Zirkustagebuch geführt, die Kinder malen, wobei es einen Malwettbewerb je Stufe für das beste Zirkusbild gibt“, zählt Stefan Feißel vom Schulleitungsteam einige der Angebote innerhalb der Projektwoche auf.

Während im großen Viermastzelt, das im East-Cambridgeshire-Park gegenüber der Regenbogenschule steht, die zwölfköpfige Artistengruppe weiter in luftiger Höhe am Trapez hin und her schwingt, sind im Vorzelt die Jung-Fakire bei der Arbeit anzutreffen. Auf einem kreisrunden Manegeteppich liegen zwei große Nagelbretter. Nagel ragt neben Nagel in die Höhe. Neun Jungen haben ihre T-Shirts ausgezogen und stehen, die Arme vor dem Oberkörper verschränkt, Schulter an Schulter nebeneinander. „Was kommt als allererstes?“, möchte Trainerin Becky wissen. „Die Begrüßung“, schallt es ihr neunstimmig entgegen. Die Jungs verbeugen sich in Richtung des imaginären Publikums, dann geht für Omar und Liam der Einsatz los. Die beiden Grundschüler treten an die Nagelbretter heran. „Füße zusammen, erst mit den Händen abstützen, Kopf nach rechts drehen und Hände auf den Rücken oder Bauch“, gibt Trainerin Laura vor.

Während sich Omar mit dem Bauch auf das Brett legt, muss bei Liam der Rücken herhalten. Doch egal ob Vorder- oder Rückseite, beide liegen völlig entspannt auf den zahlreichen Spitzen. Ein langsames und vorsichtiges Aufstehen, ein erneutes Verbeugen, und man reiht sich wieder in die Reihe der angehenden Fakire ein. Die nächsten Grundschüler sind an der Reihe.

„Zirkus ist total schön“, schwärmt Angelina, die als Bauchtänzerin in den Einsatz geht. Bei den Jongleuren sausen indes die Bälle durch die Luft. Was so leicht aussieht, wenn es einer der Trainer vom Zirkusteam vormacht, stellt sich in der Ausführung als nicht so einfach heraus. Aber auch wenn der Ball schon einmal herunterfällt, macht das nichts. „Es macht Spaß, auch wenn es schwierig ist. Man lernt es ja“, meint Neo, dem die Freude über das Jonglieren anzusehen ist.

Alle jungen Artisten sind indes gespannt, was ihre Eltern sagen werden, wenn sie den eigenen Nachwuchs in der Manege sehen. „Für die Eltern wird es eine wirkliche Überraschung. Es machen keine Eltern als Helfer in der Zirkuswoche mit, und die Kinder sollen daheim auch nichts verraten“, sagt Schulleiterin Mareike Mevißen. 350 Grundschulkinder fiebern nun den Vorführungen am Freitag und Samstag entgegen, wenn sie als Akrobaten, Tierbändiger, Fakire, Trapezkünstler, Jongleure, Bauchtänzer, Clowns und Trampolinspringer auftreten und zeigen, was sie beim zehnköpfigen Team vom Zirkus Rondel gelernt haben.