Martin Reiss aus Kempen Ehemaliger Leiter des Gymnasiums Thomaeum wird 99 Jahre alt

Kempen · Martin Reiss ist am 16. Mai 99 Jahre alt geworden. Der ehemalige Leiter des ehrwürdigen Thomaeums in Kempen kam 1967 in die Thomasstadt. Mit dem Ansturm auf das Gymniasum wurde Reiss zum Bauherrn und Lehrerbeschaffer.

 Martin Reiss, ehemaliger Leiter des Gymnasiums Thomaeum in Kempen, ist am 16. Mai 99 Jahre alt geworden.

Martin Reiss, ehemaliger Leiter des Gymnasiums Thomaeum in Kempen, ist am 16. Mai 99 Jahre alt geworden.

Foto: Hans Kaiser

1967 kam Martin Reiss nach Kempen, wo er bis 1984 die Leitung des Gymnasiums Thomaeum übernahm. Zunächst bekam er die Demokratisierung des Schulwesens mit, erlebte die Einführung einer Schülermitverwaltung (SMV), vor allem aber den Run aufs Gymnasium: Denn in der Bundesrepublik war der „Bildungsnotstand“ ausgerufen worden, und: „Möglichst viel Bildung für alle Schüler!“ lautete das Gegenrezept. Folglich meldeten sich jährlich mehr als 100 Sextaner auf dem Thomaeum an – und Reiss wurde zum Bauherrn und Lehrerbeschaffer. Sieben Pavillons ließ er errichten, um des Schüler-Ansturms Herr zu werden. Er engagierte Lehrkräfte, wo er nur konnte. Aus Irland zum Beispiel den Anglisten Hugh Murphy, der an der Schule bald eine blühende Theater-Landschaft aufbaute. „Meine Stärke war das Organisieren“, sagt Reiss. „Das alte Lehrer-Wohngebäude am Thomaeum wurde abgerissen, das Pädagogische Zentrum und ein Verwaltungs- und ein Naturwissenschaftstrakt wurden neu ausgeführt.“ Kurz: Unter Reiss bekam die traditionsreiche Schule ihre heutige Gestalt.

Die Belastungen schlugen seine Gesundheit an, ließen ihn vorzeitig in Pension gehen. Aber nicht in den Ruhestand. Denn der Altsprachler und Humanist zog aus seiner Liebe zum antiken Griechenland bald eine neue Liebhaberei: das Sammeln von Briefmarken zunächst mit Abbildungen der ionischen Inseln. Die Korrespondenz mit zwei griechischen Philatelisten weitete sich aus auf Marken-Freunde aus den USA, der Schweiz und Portugal, Russland, Estland und Ungarn. Andere Passionen kamen hinzu: die Übersetzung unveröffentlichter Thomas-Traktate aus dem Lateinischen und das Bridge-Spiel. Am Sonntag, 16. Mai, wurde Martin Reiss 99 Jahre alt.

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