Demenzversorgung Altenheime setzen neue Schwerpunkte

Kempen · Die Zahl der an Demenz erkrankten Bewohner in Seniorenzentren nimmt zu. Ihre Betreuung erfordert mehr Aufwand und mehr Personal. Die Kempener Hospital-Stiftung trägt dem schon jetzt Rechnung.

 Auch Hunde werden bei der Betreuung und Therapie von Demenzkranken in Altenheimen eingesetzt.

Auch Hunde werden bei der Betreuung und Therapie von Demenzkranken in Altenheimen eingesetzt.

Foto: Raupold, Isabella

Die Betreuung von demenziell veränderten Menschen ist aufwendig und für Angehörige zumeist sehr belastend. Für sie gibt es schon jetzt vielfache Hilfsangebote. Kliniken, Seniorenzentren und ambulante Pflegedienste haben sich bereits darauf eingestellt, dass die Zahl der von Alzheimer oder anderen Krankheiten, die die Gedächtnisleistung stark einschränken, Betroffenen in den nächsten Jahren weiter zunimmt. Im Kreis Viersen gibt es ein Netzwerk von Einrichtungen und Experten, die sich speziell diesem Thema widmen und Hilfsangebote erarbeiten. Die Altenheime in der Region haben sich auf die Betreuung von Bewohnern mit einer Demenzerkrankung eingestellt.

Ein Beispiel aus Kempen sind die beiden Seniorenzentren, die die Stiftung Hospital zum Heiligen Geist betreibt. Sowohl im Von-Broich-
hausen-Stift am Heyerdrink in der Innenstadt als auch im St.-Peter-Stift an der Auguste-Tibus-Straße im Kempener Süden werden Bewohner mit Demenz betreut. „Dazu haben wir in den vergangenen Jahren bereits entsprechend geschultes Personal eingestellt“, sagt Stiftungsvorstand und Einrichtungsleiter Jürgen Brockmeyer. Er und sein Kollege Julian Schrörs, der für das Pflegepersonal in den beiden Häusern zuständig ist, wollen diesen Betreuungsbereich in den kommenden Jahren weiter ausbauen.

Grundsätzlich gilt: Da viele ältere Menschen länger in ihren eigenen vier Wänden wohnen bleiben und dort von Angehörigen oder ambulanten Diensten betreut werden, nimmt die Zahl derjenigen Senioren, die mit altersentsprechenden Erkrankungen in ein Altenheim kommen, zu. Meist ist es der letzte Ausweg, weil Angehörige nicht mehr in der Lage sind, die aufwendige und zumeist sehr belastende Pflege der Betroffenen zu leisten. Die Seniorenzentren bieten Kurzzeitpflege-Plätze an, die besonders für solche Gäste gedacht sind, die vorübergehend außerhalb ihres gewohnten Umfeldes betreut werden sollen, weil die eigenen Angehörigen beispielsweise eine Auszeit brauchen. Nicht selten ist dies schon der Einstieg in eine stationäre Pflege.

Auch die Hospital-Stiftung hält in ihren beiden Häusern Kurzzeitpflegeplätze bereit. Für den stationären Bereich gibt es speziell ausgebildetes Personal. Therapeuten kümmern sich um die Bewohner. Angeboten werden beispielsweise eine Musiktherapie mit speziellen Instrumenten. Auch die Gartengestaltung – Anlage eines Beetes oder das Blumengießen – sind Bestandteile der Betreuung.

Selbst Kochen unter Anleitung wird für die Betroffenen angeboten. Dazu wurde auch ein mobiler Küchenwagen angeschafft. Im Zimmer des Demenzkranken kann so eine kleine Mahlzeit zubereitet werden. Der Bewohner kann den Kochvorgang unmittelbar erleben. „Über das, was er sieht und riecht, erinnert er sich möglicherweise ans eigene Kochen in früheren Jahren“, sagt Brockmeyer.

Ziel ist es, die Gedächtnisleistung so lange wie möglich zu aktivieren. In den beiden Kempener Altenheimen bieten Ergotherapeuten aus einer externen Praxis Therapien, darunter spezielle Bewegungsspiele, für die Demenzkranken an. „Wir wollen unseren betroffenen Bewohnern jederzeit das Gefühl vermitteln, Teil der Hausgemeinschaft zu sein“, betont Brockmeyer. Auch ein besonders ausgebildeter Hund wird bei der Betreuung von Demenzkranken eingesetzt. Im St.-Peter-Stift gibt es eine Katze, die von den Bewohnern heiß und innig geliebt wird. Bei den Kulturveranstaltungen in den Stifts-Cafés sind die Bewohner, die an Alzheimer erkrankt sind, genauso mit von der Partie wie die übrigen Senioren. Sie werden vom Personal dabei speziell begleitet.

Betreuung und Therapie müssen zunehmend individuell auf die Betroffenen zugeschnitten werden. Eine Therapie in der Gruppe hilft vielen nicht wirklich. Das ist zeitintensiv und erfordert großen Personaleinsatz. Noch gibt es in den beiden Kempener Altenheimen keine besonderen Wohnbereiche für Demenzkranke. Das könnte sich mit der Neubauplanung allerdings ändern. „Vorstellbar ist, dass wir in einem der beiden neuen Häuser schwerpunktmäßig einen Bereich für die stationäre Demenzpflege einrichten“, so Brockmeyer. Wie mehrfach berichtet, will die Hospital-Stiftung im Neubaugebiet am Schmeddersweg in den nächsten Jahren zwei neue Altenheime bauen.

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