Nach der Ausgangssperre auf Mallorca Zurück von der Insel – mit einer gespenstischen Reise

Hilden · Inquietante“ dachte ich am vorigen Wochenende: Das spanische Wort für „unheimlich“ traf die Situation am Flughafen in Palma de Mallorca auf den Punkt. Keine Menschenseele war zu sehen, wo sonst Massen von Touristen aufschlagen.

 Menschenleere Rolltreppen und -bänder.

Menschenleere Rolltreppen und -bänder.

Foto: Uli Schmidt

Die spanische Regierung machte offensichtlich nicht nur Ernst in Hinsicht auf Ausgangsverbote, sie hat sie noch verschärft. Es darf nur noch eine Person im Auto fahren. Das führt dazu, dass Touristen verunsichert sind, sich aus weiter Entfernung ein Taxi zum Flughafen zu nehmen. Wir hatten einen Leihwagen und nach Lage der Dinge unseren Rückflug mit Eurowings kostenlos um eine Woche vorverlegt. Das klappte ohne Probleme.

Ich war optimistisch davon ausgegangen, dass wir als deutsche Staatsangehörige ausreisen dürfen. Zum Glück hat uns auf der Straße niemand kontrolliert! In unserer Wohnanlage hatten sich in den letzten Tagen immer mehr Persianas geschlossen. Verriegelte Fensterläden geben dort immer ein deutliches Zeichen: Abreise. Geweißte Fenster-Scheiben gelten auf der Insel generell meist für saisonale Laden-Schließung. Alle noch so beliebten Lokale in der näheren Umgebung hatten die letzten Stühle und Tische reingeräumt. Einzig der kleine Tabak-Laden und das kleine Lebensmittel-Geschäft hielten tapfer ihre Türen auf. Alle Mitarbeiter trugen Mundschutz.

Die Warnungen der Dorfbewohner wurden allerdings immer dringlicher: „Fahrt nach Hause! Auf Mallorca und den Balearen werden bald alle Flughäfen und Häfen geschlossen.“ Warum? Nicht nur aus Sorge um den Virus-Import durch den internationalen Tourismus. Auch viele Festland-Spanier, die eventuell schon krank sind oder Angst vor Ansteckung haben, besitzen Wohnungen und Häuser auf den Inseln. Sie wollen ans Mittelmeer. Die Krankenhauskapazitäten Mallorcas sind dagegen überschaubar.

„Wir sind zwar Europäer – aber eben auch keine Einheimischen.“, haben wir überlegt und angesichts der immer schlechter werdenden Lage  umgebucht. Etwas beklommen fuhren wir über fast leere Straßen zu zweit (ich schräg versetzt auf der Rückbank) los, um unseren Leihwagen vor Palma abgeben zu können. Dort hatte ich dann ein Meer von ungebrauchten Karossen vor Augen. Ein Busfahrer shuttelte meinen Mann und mich ganz exklusiv zum Flughafen. Freundlich - und auf Abstand. Dort angekommen traute ich meinen Augen nicht: Kein anderes Fahrzeug parkte vor dem millionenfach besuchten Airport.

Innen herrschte eine Atmosphäre wie im gruseligsten Katastrophenfilm: Leere Rolltreppen, geschlossene Imbiss-Theken, Bars und Restaurants. Eisern verrammelte Duty-Free-Shops. Und ganz viel Zeit beim Security-Check. Unbekannte Wege zu noch nie besuchten Terminals. Getränke nur aus Automaten.

„Besorgnis erregend“, dachte ich. Das Unwohlsein wurde noch gesteigert: Nur 16 Menschen (teilweise mit Atemmasken und schniefend) saßen am Gate. Nur eine Stunde davor war eine Eurowings-Maschine mit knapp 40 Passagieren nach Düsseldorf abgeflogen. Hätten wir nicht eventuell dazu steigen können? Alarmierende Aufrufe auf dem verwaisten Flughafen, Abstand zu anderen Passagieren zu halten, machten die ungewohnte Szenerie nicht entspannter. Immerhin sind wir dann in einem Airbus 319 mit 138 Sitzplätzen Plätzen nach Düsseldorf geflogen. Mehr Beinfreiheit gab es nie. Dafür einen exklusiven Service von drei sehr freundlichen Stewardessen. Wir sind super pünktlich gelandet.

 Gespenstisch: Keine Menschenseele in der riesigen Abflughalle. Am Gate saßen später 16 Passagiere für den Flug.

Gespenstisch: Keine Menschenseele in der riesigen Abflughalle. Am Gate saßen später 16 Passagiere für den Flug.

Foto: Uli Schmidt

Am Flughafen Düsseldorf holte uns unser Sohn ab: „So schnell war ich noch nie über die Autobahn hier.“ Zuhause in Hilden hatte unsere Tochter die Familien-Lieblings-Spaghetti gekocht. Auf Küsschen wurde verzichtet, dafür war der Kühlschrank gefüllt. Und nach neuester Lage darf ich wenigstens mit meinem Mann aus dem Haus. Auch ohne Hund. Im Gegensatz zu Mallorca scheint hier aktuell die Sonne. Ich bin sehr dankbar, wieder in meiner Heimat Hilden zu sein. Uli Schmidt

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