Verspätungen am Flughafen Düsseldorf Wohin Sie besser nicht fliegen, wenn es pünktlich losgehen soll
Düsseldorf · Die vergangenen Ferienwochen waren am Airport Düsseldorf von langen Schlangen und vielen Verspätungen geprägt. Eine Analyse zeigt, welche Ziele und Airlines von Verspätungen besonders betroffen sind, welche nicht und woran das liegt.

Chaos am Düsseldorfer Flughafen - ein Rückblick auf die letzten Jahre
Flugreisende müssen dieser Tage reichlich Geduld mitbringen, wenn sie in den Urlaub fliegen wollen. Eine dünne Personaldecke beim Bodenpersonal und der Wunsch bei vielen, nach zwei Jahren Pandemie mal wieder richtig auszuspannen, vertragen sich nicht gut. Mit Problemen bei der Abfertigung von Reisenden und deren Gepäck hat nicht nur der Airport Düsseldorf zu kämpfen. Aufgrund teils extrem langer Schlangen und Wartezeiten stand der Flughafen zuletzt aber immer wieder im besonderen Fokus der Aufmerksamkeit. Jetzt kommen auch noch Streiks des Bodenpersonals dazu. Wir haben uns die Flüge der vergangenen zwei Wochen (Stand 26. Juli 2022) genauer angeschaut und analysiert, welche Flugziele besonders oft von Verspätungen betroffen sind.
Türkei Am häufigsten mussten im Zeitraum vom 12. Juli bis 25. Juli Flugreisende auf ihren Flug in die Türkei warten. Besonders betroffen dort: die Ziele Antalya, Istanbul und Izmir. Durchschnittlich 46 Prozent der täglichen Flüge nach Antalya, dem immerhin am zweitmeisten angeflogenen Ziel aus Düsseldorf, hatten 60 Minuten Verspätung oder mehr. Am 21. Juli waren sogar vier von fünf Flügen derart verspätet.
Noch schlimmer war es bei den Flügen nach Istanbul und Izmir. Beide Flugziele kommen im Schnitt der vergangenen zwei Wochen auf 69 beziehungsweise 61 Prozent verspätete Flüge. Anders gesagt: Nur jeder dritte Flug dorthin war pünktlich, bis zu einer Verspätung von 60 Minuten. Am 20. Juli waren sogar alle Flüge nach Izmir und Istanbul stark verspätet.
Die Fluglinien, die diese Ziele in den vergangenen zwei Wochen am häufigsten anflogen, sind Sun Express (75 Flüge nach Antalya, 42 nach Izmir), Corendon Airlines (43 Flüge nach Antalya und 30 nach Izmir) und Turkish Airlines (24 Flüge nach Antalya). Rund die Hälfte aller Flüge dieser Airlines, unabhängig vom Ziel, sind stark verspätet losgeflogen.
Griechenland Flüge nach Heraklion (Kreta) reihen sich mit durchschnittlich 43 Prozent verspäteten Flügen direkt hinter der Türkei ein. In der Spitze knackt das Reiseziel ebenfalls die 80-Prozent-Marke – und das gleich an drei Tagen im betrachteten Zeitraum.
Nach Mallorca flogen in den vergangenen zwei Wochen von Düsseldorf aus die Airlines Eurowings (135 Flüge), Condor (68 Flüge) und Tuifly (21 Flüge).
Übersicht All diese Flugziele liegen mit ihren Verspätungen über dem Durchschnitt des Düsseldorfer Flughafens. Dieser liegt, basierend auf den vergangenen zwei Wochen, bei 37 Prozent. Etwas mehr als ein Drittel aller Abflüge hatte also eine Verspätung von einer Stunde oder mehr. Im Schnitt waren damit 78 Flüge pro Tag stark verspätet.

Flug-Chaos - Was Reisende tun können
Obwohl Zürich und München mit 97 beziehungsweise 140 Flügen in 14 Tagen zu den häufig frequentierten Zielen gehören, weisen sie nur vergleichsweise geringe Verspätungen auf. So waren nach Zürich nur 11 Flüge stark verspätet und nach München nur 20.
Gründe Die Ursachen liegen teils auf der Hand: Reisende auf Kurzstreckenflügen wie etwa nach Zürich oder München haben selten Gepäck für mehrere Wochen dabei. Nach Mallorca fliegen viele auch mal nur für eine Woche, anders als in weiter entfernte Ziele. Das beschleunigt natürlich die Abfertigung an den Schaltern für die Baleareninsel und verlängert sie am Check-in etwa für Ziele in der Türkei.
Das sieht auch Florian Gränzdörffer, Sprecher bei Eurowings, ähnlich: Bei Flügen mit wenig großem Gepäck sei der Be- und Entladeprozess kürzer. „Eventuelle Verzögerungen lassen sich hier leichter aufholen als beim Beladen eines Fliegers mit hohem Koffervolumen“, sagt Gränzdörffer. Er gibt zusätzlich zu bedenken: Auf dem Weg nach Süden durchquerten die Flüge Sektoren anderer europäischer Flugsicherungen, „die sich gerade in den letzten Wochen als sehr streikfreudig erwiesen haben.“ Streike also beispielsweise die italienische oder französische Flugsicherung, müssten Flüge um diese Sektoren herumgeleitet werden. Das produziere wiederum Verspätungen, so der Eurowings-Sprecher.
Die Sicherheitskontrollen hingegen dürften eher keinen Einfluss darauf haben, dass nur bestimmte Flüge verspätet sind. Wenn es dort hakt, betrifft das in der Regel alle. Das bestätigt auch Daniela Maaßen, Sprecherin der Bundespolizei am Flughafen Düsseldorf: „Es werden an den Sicherheitskontrollen alle gleichbehandelt.“ Wer wohin fliegt, werde dort auch gar nicht erfasst.
Der Flughafen Düsseldorf bestätigt im Grunde die bestehenden Erklärungen: Die Gründe „reichen von technischen Problemen über Wetterereignisse bis hin zu Regulierungen von Lufträumen“, sagt Tankred Stachelhaus, Sprecher des Düsseldorf Airport. Zu konkreten Angaben zu Verspätungen verweist er an die Airlines. Von allen angefragten Fluggesellschaften hat bis Redaktionsschluss nur Eurowings geantwortet.
Fazit Je weiter weg es geht, desto höher die Wahrscheinlichkeit für einen langen Urlaub. Und dafür braucht es nun einmal mehr Gepäck. Das verzögert die Abfertigung. Kommen dann noch Streiks und Personalmangel hinzu, auch in anderen Ländern, ist die Verspätung nicht mehr aufzuhalten.
Von Flügen in weiter entfernte Länder deshalb abzuraten, wäre natürlich Unsinn. Dennoch sollten sich Fernreisende ganz besonders auf mögliche Verspätungen gefasst machen und alle Möglichkeiten für einen frühen (Late-Night-)Check-in am Schalter oder auch den Online-Check-in nutzen.
Für die Auswertung wurden nur Flüge berücksichtigt, die auch geflogen sind. Annullierte Flüge sind folglich nicht mit in die Berechnungen eingeflossen.