Fußball  Jetzt muss Rudi Zedi Ruhe reinbringen

Straelen · Fußball-Regionalliga: Nach der Beurlaubung von Trainer Benedict Weeks muss der Sportliche Leiter des SV Straelen zumindest vorübergehend in doppelter Funktion ran. Die Mission soll Mittwoch mit einem Sieg in Homberg starten.

 Ihre Wege haben sich getrennt: Sportlicher Leiter Rudi Zedi (l.) soll nach der Beurlaubung von Trainer Benedict Weeks den Regionalligisten SV Straelen zurück in die Erfolgsspur führen.

Ihre Wege haben sich getrennt: Sportlicher Leiter Rudi Zedi (l.) soll nach der Beurlaubung von Trainer Benedict Weeks den Regionalligisten SV Straelen zurück in die Erfolgsspur führen.

Foto: Heinz Spütz

Wenn man die Sache einmal etwas genauer betrachtet, ist Benedict Weeks Opfer des fehlenden Spielglücks geworden. In neun Partien unter Regie des am Montag beurlaubten Trainers hatte Fußball-Regionalligist SV Straelen eigentlich nur zwei schlechte Leistungen abgeliefert. Einmal beim 1:4 gegen den Wuppertaler SV, als die Mannschaft im Überschwang der Tabellenführung einen Hauch von Überheblichkeit an den Tag gelegt hatte. Und dann noch beim 0:4 gegen Preußen Münster, das allerdings nach einer unglücklichen 2:3-Niederlage im Spitzenspiel gegen RW Essen auch mit einer gehörigen Portion Wut im Bauch an die Römerstraße gereist war.

In den übrigen vier Spielen, die dem Traumstart mit drei Auftaktsiegen folgten, hätte das Pendel jeweils auch zu Gunsten der Grün-Gelben ausschlagen können. Erinnert sei an das 0:1 beim Aufstiegskandidaten Fortuna Köln. Im Südstadion war der SV Straelen über weite Strecken die bessere Mannschaft, kassierte aber mit der letzten Aktion in der Nachspielzeit das entscheidende Gegentor. Beim 1:1 gegen Fortuna Düsseldorf II lief wieder die Nachspielzeit, als diesmal die Grün-Gelben den vermeintlichen Siegtreffer bejubelten. Doch der Schiedsrichter-Assistent hob die Fahne und hatte eine hauchdünne Abseitsposition gesehen, die in Liga vier nun einmal nicht vom „VAR“ überprüft werden kann. In einem eher langweiligen Kick im Gelsenkirchener Parkstadion leistete sich der SV Straelen bei der U-23-Auswahl des FC Schalke 04 eine Unachtsamkeit in der Abwehr zu viel. Der Ausgleich zum 1:1 fiel in der 89. Minute – wieder war nichts mit dem erhofften Auswärtssieg, der die Wende zum Besseren hätte einleiten können.

Bliebe noch die Partie am vergangenen Samstag, die das Schicksal des 31-jährigen Übungsleiters besiegeln sollte. Gerade einmal 300 Zuschauer verfolgten ein typisches Spiel der Sorte „Wer hier das erste Tor schießt, verlässt am Ende als Sieger den Platz“. Kurz nach der Pause fasste sich Fabio Ribeiro ein Herz. Der Mittelfeld-Abräumer, der den Ball in der Vergangenheit schon etliche Male aus der Distanz exakt in den Knick befördert hat, traf diesmal nur die Latte. Kurz darauf fiel der erste Treffer auf der anderen Seite.

Das Ende ist bekannt. Nach der 0:2-Niederlage gegen den SV Lippstadt waren sich die Verantwortlichen an der Römerstraße einig, dass Benedict Weeks in absehbarer Zeit nicht mehr das Glück auf seine Seite ziehen kann. „Die Tendenz der vergangenen Wochen weist nun einmal nach unten“, sagt der Sportliche Leiter Rudi Zedi. „Zu wenig Punkte“, nennt Präsident Hermann Tecklenburg den Hauptgrund für die Beurlaubung von Weeks, der am Dienstag nicht erreichbar war.

Jetzt soll es kurzfristig zunächst einmal Rudi Zedi richten. „In der aktuellen Situation geht’s nicht um irgendwelche taktischen Spielereien. Ich habe am Montag an die Spieler appelliert, sich an die eigene Nase zu fassen und sich zu überlegen, was sie in Zukunft besser machen können“, sagt der Sportliche Leiter, der wahrscheinlich in den nächsten drei Pflichtspielen als Trainer auf der Bank sitzt und erst einmal wieder Ruhe reinbringen soll. Vor dem heutigen Nachholspiel beim VfB Homberg, das um 19.30 Uhr im PCC-Stadion angepfiffen wird, gab’s am Dienstagabend noch „ein Abschlusstraining der anderen Art“, so Zedi. Ins Detail wollte er nicht gehen. Doch in Zeiten wie diesen ist es beim SV Straelen gute Tradition, dass „Boss“ Hermann Tecklenburg das kickende Personal im „Straelener Hof“ um sich versammelt.

Wie auch immer – Rudi Zedi bringt in jedem Fall die Voraussetzungen mit, um in einer schwierigen Situation das Ruder herumreißen zu können. Der 47-jährige Essener kennt die Unwägbarkeiten des Fußballs ganz genau. Als Profi war er unter anderen für RW Essen, Fortuna Düsseldorf, den Chemnitzer FC und Rot-Weiß Erfurt im Einsatz. Nach seiner aktiven Laufbahn sammelte Zedi schnell erste Trainer-Erfahrungen. Unter anderen in Erfurt kurzzeitig auch als Assistent von Christian Preußer, der aktuell Fortuna Düsseldorf zurück in die Bundesliga führen soll. Auch mit der Doppelfunktion ist Zedi, den eine ruhige, souveräne Art auszeichnet, bestens vertraut. Vor seinem Engagement in Straelen, das er offiziell am 1. Juli angetreten hat, war er Sportlicher Leiter und Trainer in Personalunion bei den ostfriesischen Traditionsclubs Kickers Emden und Spvg. Aurich.

In den nächsten drei Spielen kann Zedi gute Argumente in eigener Sache liefern. Ein Sieg beim VfB Homberg, etwas Zählbares aus der Partie am Samstag beim Titelaspiranten Rot-Weiß Oberhausen und ein souveränes Weiterkommen am kommenden Mittwoch im Niederrheinpokal beim Essener Landesligisten SV Burgaltendorf – und schon würde sich mit Sicherheit auch Hermann Tecklenburg mit dem Gedanken beschäftigen, das Aufgabengebiet seines Mitarbeiters noch etwas auszuweiten.

Ansonsten dürfte der SV Straelen in Kürze einen Mann präsentieren, der die Mannschaft in gehobene Regionalliga-Regionen führen soll. „Wir haben unsere Hausaufgaben auch in dieser Hinsicht gemacht“, versichert Rudi Zedi. Der Präsident hat in der Vergangenheit schon häufiger seinen Wunsch nach einem „überragenden Trainer“ geäußert – man darf gespannt sein.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort