Fußball-Regionalliga Trainer Thomas Gerstner verlässt SV Straelen

Interview | Straelen · Präsident Hermann Tecklenburg spricht über die bisherige Saison und wirft einen Blick voraus auf die neue Spielzeit, in die der SVS mit einem neuen Coach gehen wird.

 Prasident Hermann Tecklenburg traut dem SV Straelen heute im Spiel beim Wuppertaler SV eine Überraschung zu.

Prasident Hermann Tecklenburg traut dem SV Straelen heute im Spiel beim Wuppertaler SV eine Überraschung zu.

Foto: Heinz Spütz

Am Samstag beendete der SV Straelen mit einem deutlichen 4:0-Sieg gegen die U 23 des Zweitligisten Fortuna Düsseldorf eine lange Durststrecke in der Fußball-Regionalliga. Viel Zeit, diesen Erfolg zu genießen, blieb den Akteuren nicht. Am Sonntag war bereits wieder Training angesagt, denn am heutigen Mittwoch, 19 Uhr, steht das schwere Nachholspiel beim Wuppertaler SV, der auf Rang vier steht, für den Tabellenzwölften auf dem Programm. Hermann Tecklenburg, Präsident des SV Straelen, wirft im Gespräch einen Blick zurück und schaut in die Zukunft, die im Sommer einen Trainerwechsel bringen wird. Denn der Klubchef teilte kurz mit, dass der derzeitige Coach Thomas Gerstner den Klub am Saisonende verlassen wird.

Herr Tecklenburg, wie schläft es sich nach dem 4:0-Sieg gegen Fortuna Düsseldorf?

Hermann Tecklenburg Gut. Und ich muss sagen, dass der Fußball mich kaum noch aus der Ruhe bringen kann. Mit zunehmendem Alter kommt scheinbar die Gelassenheit. Als ich noch als Trainer das Zepter in der Hand hielt, sah das oft anders aus. Als Bauunternehmer habe ich die höchste Priorität eindeutig auf meine Firma gelegt. Fußball ist nicht mehr das Thema Nummer eins.

Am Mittwoch trifft Ihre Mannschaft auf den Wuppertaler SV. Welche Erinnerungen verbinden Sie als Spieler, Trainer oder Präsident mit diesem Verein?

Tecklenburg Ad hoc fällt mir da das Spiel vor rund 20 Jahren im Viertelfinale um den Niederrhein-Pokal ein, als wir als krasser Außenseiter den WSV mit 3:1 besiegen konnten. Trainer war damals Thomas Geist, ich war zu der Zeit bereits Präsident. Wolfram Klein und Ercan Aydogmus spielten im Sturm und sorgten für die Überraschung. Nicht so gute Erinnerungen habe ich an das Niederrheinpokal-Finale im vergangenen Jahr, das wir völlig unnötig mit 1:2 verloren haben. Durch diese Niederlage sind wir nicht in die Hauptrunde des DFB-Pokals eingezogen. Da sind dem Verein mal eben 200.000 Euro an Einnahmen durch die Lappen gegangen.

Der Wuppertaler SV machte in den vergangenen Jahren eher mit finanziellen Problemen Schlagzeilen und galt vor einem Jahr noch als Abstiegskandidat in der Regionalliga. Heute spielt die Mannschaft um den Aufstieg mit. Haben Sie eine Erklärung für diese rasante Entwicklung?

Tecklenburg Das ist doch ganz einfach. Weil der Präsident Friedhelm Runge nach drei Jahren wieder zurückgekommen ist und Geld gibt. Aber er ist ganz bestimmt nicht nur Geldgeber, sondern mischt sich ein und sagt, was ihm gefällt und nicht gefällt. Ich habe Friedhelm Runge kennengelernt und sage deshalb: Ein Runge ist schlimmer als ein Hermann Tecklenburg.

Wie sollte sich die Mannschaft im Stadion am Zoo präsentieren? Was möchten Sie sehen und spüren?

Tecklenburg Das Spiel werde ich am Laptop verfolgen, weil ich mich beruflich in Berlin aufhalten werde. Ich erwarte das gleiche Engagement wie beim Spiel gegen Fortuna Düsseldorf. Wenn die Mannschaft als Gesamtpaket 100 Prozent abrufen kann, sind wir auch in Wuppertal für eine Überraschung gut. Das Spiel gegen Düsseldorf am letzten Samstag hat mir noch einmal gezeigt, dass der SV Straelen abhängig ist von einigen Spielern. Zum Beispiel von Cagatay Kader, der drei Tore erzielt hat. Oder von Jannik Stevens, der mit einer herausragenden Leistung entscheidend zum Sieg beigetragen hat. Da ist es völlig egal, ob er fünf Kilogramm zu viel drauf hat oder auch nicht. Auch mit sechs Kilogramm zu viel ist er nicht ersetzbar. Tobias Peitz möchte ich an dieser Stelle ebenfalls positiv hervorheben.

Ein Blick zurück auf die Negativserie. Was hat Ihnen in dieser Zeit besonders missfallen?

Tecklenburg Ich fand es sehr schade, dass genau in dieser Zeit, als die Mannschaft dringend die Unterstützung der Fans gebraucht hätte, nur wenige den Weg zur Römerstraße gefunden haben. Dann habe ich den Eindruck, dass die Ausfälle von Kevin Wolze und Ferry de Regt in der öffentlichen Wahrnehmung scheinbar untergegangen sind. Beide bringen als Profis jahrelange Erfahrung aus den obersten Ligen mit. Solche Leute kann man ganz einfach nicht ersetzten. Und ich möchte Irvin Pfeiffer erwähnen, der in den Spielen bis zu seiner schweren Schulterverletzung eine rasante Entwicklung genommen hat und ebenfalls wochenlang ausfallen wird. Ansonsten muss ich sagen, dass ich nicht beunruhigt war und wusste,  dass diese Negativphase auch vorbeigehen wird. Das sind keine Einzelfälle. Das passiert auch anderen Mannschaften in anderen Ligen.

Welche Erwartungen haben Sie jetzt an die Mannschaft für die restliche Saison in der Regionalliga?

Tecklenburg Da muss ich natürlich den Ausfall der Langzeitverletzten mit ins Kalkül ziehen und meine ursprünglichen Erwartungen, unter den ersten Fünf mitspielen zu können, herunterschrauben. Trotzdem erwarte ich, dass die Mannschaft am Ende auf einem einstelligen Tabellenplatz steht. Und an die nahe Zukunft gedacht, wünsche ich mir, dass die Spieler bleiben, die ich und der neue Trainer weiterhin in Straelen sehen möchten. Bei Neuverpflichtungen wird verstärkt auf zweikampfstarke Spieler geachtet. Das sind die Folgen aus dem Spiel gegen Fortuna Köln, das mir speziell in der ersten Halbzeit überhaupt nicht gefallen hat.

Sie sagten gerade ich und der neue Trainer?

Tecklenburg Richtig zugehört. Thomas Gerstner wird uns zum Saisonende verlassen.

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