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Emmerich Corona-Kontrollen: Stadt und Kreis machen ernst

Emmerich  · Die Behörden bereiten sich für ihren Einsatz in den 40 Sammelunterkünften für Leiharbeiter in Emmerich vor. Dann ist bald klar, ob es in der Stadt tatsächlich einen Corona-Hotspot gibt. Und vielleicht ändert sich die Lage dann auch grundlegend.

 Die Leiharbeiter aus Emmerich werden von ihren Firmen in die Schlachthöfe in den Niederlanden geschickt.

Die Leiharbeiter aus Emmerich werden von ihren Firmen in die Schlachthöfe in den Niederlanden geschickt.

Foto: dpa/Mohssen Assanimoghaddam

Jetzt wird es ernst in Sachen Leiharbeit und Kontrollen in Emmerich. Donnerstag Abend hat der Kreis Kleve von der Emmericher Stadtverwaltung eine Übersicht über die in Frage kommenden Sammelunterkünfte in Emmerich angefordert. Bürgermeister Peter Hinze will noch heute mit Landrat Wolfgang Spreen telefonieren, um die weitere Strategie der Gesundheitsbehörde im Umgang mit den Sammelunterkünften osteuropäischer Leiharbeiter zu besprechen.

Das hat die Emmericher Stadtverwaltung am Freitag mitgeteilt.

In Emmerich gibt es 40 Sammelunterkünfte, in denen Leiharbeiter wohnen. Sie wohnen zwar in Emmerich, arbeiten aber in den Niederlanden in den Schlachthöfen. Sie waren damit bislang jeglicher Kontrolle der Behörden entzogen.

 Landrat Wolfgang Spreen untersteht das Gesundheitsamt.

Landrat Wolfgang Spreen untersteht das Gesundheitsamt.

Foto: Markus van Offern (mvo)

Der Hintergrund: Die Alarmglocken schrillten am vergangenen Wochenende in Nordrhein-Westfalen, als in einem Schlachthof in Coesfeld die Beschäftigten getestet wurden. Beinahe die Hälfte von ihnen war an Covid-19 erkrankt.

 Bürgermeister Peter Hinze will Ordnungs- und Bauamt schicken.

Bürgermeister Peter Hinze will Ordnungs- und Bauamt schicken.

Foto: Stadt Emmerich/Markus van Offern

Eine der Folgen war, dass der Kreis Coesfeld die Corona-Lockerungen wieder teilweise rückgängig machen musste. Kneipen und Restaurants durften nicht öffnen, Beschränkungen wurden wieder dem Handel auferlegt.

Das NRW-Gesundheitsministerium hat danach  direkt reagiert und am Mittwoch einen Erlass an die Gesundheitsbehörden auf den Weg gebracht, die Unterkünfte von Leiharbeitern aus niederländischen Schlachthöfen, die in grenznahen Regionen in NRW in Sammelunterkünften leben, ebenfalls zu kontrollieren.

An den Begehungen sollen neben dem Arbeitsschutz auch die Bauämter beteiligt werden. Zudem hat Minister Laumann einen Brief an seinen niederländischen Amtskollegen geschrieben mit der Bitte, dass die Niederlande ihrerseits die Schlachthöfe in ihrem Zuständigkeitsbereich kontrollieren.

Peter Hinze schreibt in einer Pressemitteilung: „Es freut mich, dass das Ministerium offensichtlich den Handlungsbedarf erkannt hat. Ich gehe davon aus, dass der Kreis Kleve – als zuständige Gesundheitsbehörde – dies ebenfalls tut und jetzt entsprechend aktiv wird. Wir werden die Behörde dabei natürlich nach Kräften unterstützen und uns mit städtischen Mitarbeitern aus dem Ordnungsamt und dem Bauordnungsamt an Kontrollen der Gesundheitsbehörde beteiligen.“ Und weiter: „Ich habe die Hoffnung, dass wir mit dem Schreiben des Ministeriums jetzt ein Instrument in der Hand haben, um gemeinsam gegen erhebliche Missstände bei der Unterbringung vorgehen zu können.“

In Emmerich sind nur vier Fälle bekannt, in denen Leiharbeiter an Covid-19 erkrankt sind, wie Stadtsprecher Tim Terhorst mitteilte. Die Dunkelziffer dürfte höher liegen. Alleine 3600 Menschen aus Osteuropa leben in der Stadt. Darunter überwiegend Polen, die in der Bauindustrie in den Niederlanden arbeiten. Aber auch viele Rumänen, deren Zahl auf 800 bis 1000 geschätzt wird.  Um sie geht es überwiegend. Während die Menschen aus Polen mittlerweile oft mit ihren Familien eigene Wohnungen bezogen haben, sind die Leiharbeiter aus Rumänien in Sammelunterkünften untergebracht. Sie bleiben mehrere Monate in der Stadt, sind teilweise im Rathaus nicht einmal gemeldet.

In einem Brief an Minister Laumann erklärte Bürgermeister Peter Hinze am Wochenanfang, dass es wegen der Vielzahl der Leiharbeiter und Unterkünfte in Emmerich kaum möglich sei, alle zu kontrollieren. Und er schrieb, dass die Firmen teilweise mit der Verwaltung nicht kooperieren.

 Die Leiharbeiter aus Emmerich werden von ihren Firmen in die Schlachthöfe in den Niederlanden geschickt.

Die Leiharbeiter aus Emmerich werden von ihren Firmen in die Schlachthöfe in den Niederlanden geschickt.

Foto: dpa/Ingo Wagner

Hinze geht davon aus, dass sein Brief eine Art Initialzündung war, die nun die Kontrollen der Leiharbeiter in den Grenzstädten zur Folge hat.  Hinze war am Mittwochabend zudem im „Heute Journal“ des ZDF zu sehen. Ein Team des Senders hatte am Montag in Emmerich gedreht,  unter anderem die Sammelunterkunft in Praest gefilmt und war in den Morgenstunden einem Bus der Leiharbeitsfirma „Horizon“ auf seinem Weg zu einem Schlachthof in den Niederlanden gefolgt.

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