Ergebnis in der Landeshauptstadt Grüne erstmals stärkste Kraft in Düsseldorf - deutlich vor der CDU

Düsseldorf · Erstmals bei einer Wahl in Düsseldorf sind die Grünen die stärkste Kraft – und erreichten fast doppelt so viele Stimmen wie die SPD. Es war der voraussichtlich letzte Urnengang vor der Kommunalwahl 2020.

 Bei der Grünen-Party stand in der ersten Reihe ein Quartett: NRW-Landesvorsitzende Mona Neubaur (v.l.), Europa-Abgeordnete Terry Reintke, Landesvorsitzender Felix Banaszak und Europa-Kandidat Jan Ovelgönne.

Bei der Grünen-Party stand in der ersten Reihe ein Quartett: NRW-Landesvorsitzende Mona Neubaur (v.l.), Europa-Abgeordnete Terry Reintke, Landesvorsitzender Felix Banaszak und Europa-Kandidat Jan Ovelgönne.

Foto: Bretz, Andreas (abr)

Die Grünen sind erstmals bei einer Wahl in Düsseldorf die stärkste Kraft geworden. Die Partei erreichte in den Düsseldorfer Wahllokalen für die Europawahl 29,2 Prozent der Stimmen und lag damit noch deutlich über dem Rekord-Bundesschnitt. Die CDU folgte mit 24,7 Prozent klar dahinter – und die SPD erlebte mit 15,2 Prozent ein Debakel. Die FDP landete mit 8,5 Prozent in Düsseldorf erheblich über dem Bundesschnitt, AfD (7 Prozent) und Linke (4,8) darunter (alle Ergebnisse zur Europawahl 2019 finden Sie hier).

Die Wahl war nach bisherigem Stand in Düsseldorf der letzte Urnengang vor der Kommunalwahl 2020 – und galt daher auch als Stimmungstest vor dem Start des Wahlkampfes um die Macht in der NRW-Landeshauptstadt. Oberbürgermeister-Amt, Stadtrat und Bezirksparlamente werden im kommenden Jahr neu gewählt. Die schwarz-gelbe Landesregierung hat kürzlich die Stichwahl um das OB-Amt abgeschafft. Diesmal wird es daher für einen Kandidaten reichen, die meisten Stimmen im ersten Wahlgang zu erhalten – das könnte die Chancen von Bewerbern außerhalb von CDU und SPD erhöhen.

Europawahl 2019 - das sagen Düsseldorfer Politiker
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Foto: dpa/Michael Kappeler

Drei Düsseldorfer wurden in das Straßburger Parlament gewählt. Neben Petra Kammerevert (SPD) und Sven Giegold (Grüne), die beide seit 2009 Abgeordnete sind, gelang Özlem Demirel (Linke) der Einzug. Die Wahlbeteiligung in Düsseldorf lag mit 63,5 Prozent deutlich über der Abstimmung 2014 (53,8 Prozent).

Die Düsseldorfer Grünen hatten zusammen mit dem Landesverband passend ins „Café Europa“ am Rathaus geladen. Nach Bekanntgabe der ersten Prognose lagen sich die Feiernden in dem überfüllten Café in den Armen. „Dieses Wahlergebnis ist der absolute Oberhammer“, sagte die Europa-Abgeordnete Terry Reintke unter Jubel. Die Grünen-Landesvorsitzende Mona Neubaur bedankte sich in einer emotionalen Rede bei ihr, aber auch bei den zahlreichen Beteiligten am Wahlkampf: „Ich ziehe meinen Hut vor eurer Leistung.“

Betretene Stille herrschte derweil im Brauhaus Hirschchen, in dem Mitglieder der SPD zusammengekommen waren. Oberbürgermeister Thomas Geisel, der die Auszählung dort verfolgte, warnte vor voreiligen Schlüssen für die Kommunalwahl. „Begeistert bin ich nicht. Allerdings ist die Europawahl etwas anderes als die anstehende Kommunalwahl. Wir wissen, dass die Wähler das differenzieren“, sagte er.

Anders als vor fünf Jahren verfolgten die Parteiverbände die Wahlen nicht gemeinsam im Rathaus. Damals war die Europawahl mit der Kommunalwahl zusammengefallen. Diesmal trafen sich die Mitglieder zu separaten Veranstaltungen. Die Düsseldorfer CDU richtete keine eigene Wahlparty aus, bei einer Zusammenkunft in der Landesgeschäftsstelle verfolgten unter anderem der Düsseldorfer Kandidat Mathias Höschel, der auf einem aussichtslosen Listenplatz gestanden hatte, und Mitglieder der Jungen Union die Auszählung. Die Stimmung war sachlich, Freude kam wenig auf. Die FDP traf sich im Zooviertel.

 CDU-Kandidat Mathias Höschel (M.) in der Landeszentrale u.a. mit der Bundestagsabgeordneten Michaela Noll (r.).

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Foto: Arbe Lieb/Arne Lieb
 Clarisse Höhle, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Ann-Cathrin Freise und Christine Rachner (v.l.) sind zufrieden.

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Foto: Marc Ingel
 Gefasst nahmen rund 50 Genossen um SPD-Chef Andreas Rimkus (l.) das schlechte Wahlergebnis auf.

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Foto: Julia Brabeck

413.381 Düsseldorfer waren zur Wahl der deutschen Abgeordneten berechtigt. 315 Wahlräume waren geöffnet. Für die längsten Schlangen sorgte ein besonderes Wahllokal: In der griechisch-orthodoxen Kirche in Hassels konnten rumänische Staatsbürger ihre Stimme abgeben; nicht nur für die Europawahl, sondern auch für ein Referendum über eine Justizreform.Tausende Menschen machten davon Gebrauch, lange Wartezeiten sorgten für Kritik.

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