Bundesliga kompakt Bayern legen mit Kantersieg vor - Bochum atmet auf

München · Der FC Bayern hat im Titelrennen mit einem deutlichen Sieg gegen Schalke 04 vorgelegt. Der VfL Bochum feiert derweil gegen Augsburg einen überaus wichtigen Heimsieg, Union Berlin darf nach einem Dreier gegen Freiburg von der Champions League träumen.

 Münchens Joshua Kimmich jubelt nach seinem Tor zum 2:0 mit der Mannschaft.

Münchens Joshua Kimmich jubelt nach seinem Tor zum 2:0 mit der Mannschaft.

Foto: dpa/Tom Weller

FC Bayern - FC Schalke 04 6:0 (2:0)

Angeführt von Startelf-Rückkehrer Thomas Müller und Doppelpacker Serge Gnabry hat der FC Bayern im Titelkampf der Fußball-Bundesliga wieder vorgelegt. Kapitän Müller und der neue Torgarant Gnabry brachten den deutschen Rekordmeister beim ungefährdeten 6:0 (2:0) gegen den abstiegsbedrohten FC Schalke 04 auf die Siegesstraße. Die Münchner erhöhten ihr Polster auf Rivale Borussia Dortmund zumindest vorübergehend auf vier Punkte.

Müller (21.), Joshua Kimmich (29., Foulelfmeter), Gnabry (50./65.), Mathys Tel (80.) und Noussair Mazraoui (90.+2) trafen, Verfolger BVB steht vor dem Abendspiel gegen Mönchengladbach (18.30 Uhr/Sky) unter Siegzwang. Für Schalke bleibt die Lage im Tabellenkeller nach der zwölften Niederlage gegen die Bayern in Serie prekär. Im wichtigen Heimspiel gegen Frankfurt fehlt der beste Torschütze Marius Bülter gelbgesperrt.

Spielt Müller, spielt er nicht? Diese Frage und die damit verbundene Diskussion um die Zukunft des Ur-Bayern beschäftigt München seit Wochen. Trainer Thomas Tuchel entschied sich diesmal neben Leroy Sane auch für den Routinier in der Startelf. „Der Druck von euch wurde so groß, dass er einfach spielen musste“, sagte er scherzhaft bei Sky.

Tatsächlich wollte Tuchel mit dem Verzicht auf einen zweiten Sechser neben Kimmich „einen Tick offensiver“ spielen lassen und eine „bessere Besetzung im Strafraum“ erreichen. Das klappte gut. Die Bayern um den brandgefährlichen Neuner Gnabry, der viele Bälle tief im Mittelfeld empfing, kamen schnell zu einer ganzen Reihe von Gelegenheiten.

Die beste vergab Kingsley Coman nach einem Alleingang von Müller - Sepp van den Bergh klärte vor der Linie (10.). Die Führung leitete Müller selbst ein. Seine Hereingabe klärte Alex Kral zu zögerlich, Sane legte zurück auf Müller, der überlegt in die lange Ecke einschob.

„Wir müssen bereit sein, zu leiden“, hatte Schalke-Coach Thomas Reis vor der Partie betont. Und es kam bald noch schlimmer für S04: Nach einem Schlag von Cedric Brunner ins Gesicht von Jamal Musiala meldete sich der Videoassistent; Kimmich verwandelte den fälligen Elfer sicher.

Schalke, das neben Abwehrchef Moritz Jenz kurzfristig auch auf Henning Matriciani verzichten musste, wollte laut Reis trotz aller Vorsicht „mutig sein“, doch die Hausherren erstickten die meisten Vorstöße der Gäste im Keim. Gnabry (44.) hatte per Kopf noch vor der Pause die Gelegenheit zum 3:0. Seine nächste nutzte er kurz nach dem Seitenwechsel auf Zuspiel von Joao Cancelo mit dem linken Fuß.

Nach einer guten Stunde änderte Tuchel die Statik, als er mit Ryan Gravenberch für Kingsley Coman einen Kimmich-Partner brachte. An der offensiven Wucht änderte dies nichts. Gnabry erzielte bei einem Konter seinen vierten Treffer in den jüngsten drei Ligaspielen. Kurz darauf wurde der Nationalspieler unter Applaus ausgewechselt.

1. FC Union Berlin - SC Freiburg 4:2 (3:0)

Die Überflieger von Union Berlin sind dem Traumziel Champions League dank „Superheld“ Sheraldo Becker zum Greifen nah. Das Überraschungsteam von Trainer Urs Fischer feierte am Samstag einen unheimlich wichtigen 4:2 (3:0)-Sieg gegen den SC Freiburg und distanzierte den direkten Konkurrenten vorentscheidend. Zwei Spieltage vor Schluss stehen die Köpenicker drei Punkte vor dem SC, der Europa-League-Platz fünf belegt.

Kevin Behrens (5.) brachte die Unioner in Führung, ehe Becker (35./38.) doppelt einnetzte - und sich für den Torjubel eine „Spider Man“-Maske aufzog. Aissa Laidouni (80.) machte alles klar, nachdem Manuel Gulde (56.) und Vincenzo Grifo (70., Foulelfmeter) für die Freiburger zwischenzeitlich verkürzt hatten.

Bundesliga 2023/24 - Die Sprüche zum 26. Spieltag der Bundesliga​
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Die Sprüche zum 26. Spieltag der Bundesliga

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Foto: dpa/Swen Pförtner

Während die Unioner bereits vor der Partie das dritte Europapokal-Ticket im vierten Bundesliga-Jahr gesichert hatten, nimmt der Traum von den „Top vier“ - und damit der ersten Champions-League-Teilnahme - immer konkretere Formen an.

Nach dem 22. Liga-Heimspiel ohne Niederlage kletterte Union (59 Punkte) vorerst auf Tabellenrang drei, den RB Leipzig (57) am Sonntag (17.30 Uhr/DAZN) gegen Werder Bremen wieder zurückerobern kann. Vor dem Spiel hatte sich Fischer, dessen Team in der Vorwoche 0:1 beim FC Augsburg verloren hatte, in Sachen Königsklasse etwas aus der Reserve gewagt.

„Ich musste in dieser Woche auch lesen, dass wir eigentlich nichts zu verlieren haben, sondern nur zu gewinnen. Wenn du 29 Spieltage von 31 unter den ersten vier bist, weiß ich jetzt nicht, ob das so zutreffend ist“, sagte der Schweizer, dessen Team der Hunger auf Europa anzumerken war.

Nach umkämpften ersten Minuten, in denen die beiden Fünferketten solide standen, griff das typische Union-Rezept auffallend schnell. Einen langen Ball aus der Berliner Hälfte verlängerte Behrens per Kopf zunächst auf Becker, der erneut auf seinen Sturmpartner querlegte - Behrens vollstreckte eiskalt mit links. Die Försterei explodierte zum ersten Mal, „FC Union International“ sangen die Fans.

In der Folge blieb Union giftig und profitierte von Freiburger Ballverlusten. Obwohl der SC um Spielkontrolle bemüht war, lief offensiv im ersten Durchgang wenig zusammen. Ein Kopfball von Lukas Kübler (28.) nach einer Ecke, den Union-Torwart Frederik Rönnow über das Tor lenkte, war die erste vernünftige Freiburger Chance. Doch dann drehte Union so richtig auf. Erst schob der starke Becker nach Doppelpass mit Robin Knoche ein und feierte in Superhelden-Manier, ehe er nur drei Minuten später aus der Ferne traf.

Nach der Pause steigerte sich Freiburg und rannte an, während die Fans auf der Unioner Anhänger schon träumten. „So 'ne Scheiße - Champions League“, hallte es von der Waldseite, doch die Mannschaft von Gäste-Trainer Christian Streich machte die Partie noch einmal spannend.

Innenverteidiger Gulde köpfte einen Eckball von Grifo humorlos ein, der italienische Nationalspieler verwandelte später per frechem Chipball einen Strafstoß nach einem Foul von Danilho Doekhi an Roland Sallai. Nach einem Konter schlug Berlin aber nochmals zu - Becker sammelte als Vorbereiter seinen vierten Scorerpunkt des Tages.

Eintracht Frankfurt - Mainz 05 3:0 (2:0)

Eintracht Frankfurt hat zum Start der Abschiedstour von Trainer Oliver Glasner für ein erlösendes Erfolgserlebnis gesorgt. Im ersten Spiel nach turbulenten Tagen mit der Bekanntgabe der Trennung zum Saisonende setzten sich die Hessen mit 3:0 (2:0) im Rhein-Main-Duell mit dem FSV Mainz 05 durch und beendeten ihre Negativserie von zehn Ligaspielen ohne Sieg.

Ohne Glasner, der rotgesperrt auf der Tribüne saß, wahrte der Pokalfinalist dank der Treffer von Daichi Kamada (18., Foulelfmeter), Aurelio Buta (40.) und Randal Kolo Muani (59.) die Chance in der Bundesliga auf das internationale Geschäft. Durch den Sieg zog Frankfurt zudem an den schwachen Mainzern vorbei - und versetzte deren Europa-Ambitionen einen Dämpfer.

Dass sich die Wege am Ende der Spielzeit trennen, sollte nach einer Woche voller Unruhe keine Rolle mehr spielen. Er sei „im Tunnel“, sagte Glasner, sein Fokus sei „nun ausschließlich, die Ausfahrt nach Europa zu erwischen“. Entweder mit einem Erfolg im DFB-Pokalfinale gegen RB Leipzig, oder trotz der enttäuschenden Rückrunde doch über die Liga.

Entsprechend engagiert legten die Hessen im Nachbarschaftsduell los. Glasner, der bei der Pleite bei der TSG Hoffenheim (1:3) Rot gesehen hatte und nun von seinem Co-Trainer Michael Angerschmid vertreten wurde, sah auf der Tribüne eine spielbestimmende Eintracht, die zu Beginn aber zu umständlich agierte.

Die Führung gab den Frankfurtern gegen schwache Gäste, die auf die gesperrten Leandro Barreiro und Dominik Kohr verzichten mussten, aber spürbar Sicherheit. Kamada war in der Drehung über FSV-Verteidiger Andreas Hanche-Olsen gefallen, den fälligen Strafstoß verwandelte der Japaner selbst.

Bis zum zweiten Frankfurter Treffer dauerte es jedoch. Zunächst sorgten Mario Götze und Djibril Sow für Gefahr (27.), die Führung baute aber erst Buta mit einem sehenswerten Gewaltschuss aus. Mainz fand offensiv kaum statt, Trainer Bo Svensson sah einzig einen vielversprechenden Abschluss von Marcus Ingvartsen (35.).

Die Gäste kamen zwar etwas schwungvoller aus der Kabine, nennenswerte Chancen erspielte sich der FSV aber kaum. Frankfurt verwaltete die Führung - und schlug dann erneut zu. Kolo Muani entwischte der Mainzer Abwehr nach einem Konter und vollendete eiskalt.

Auf der Gegenseite war SGE-Torhüter Kevin Trapp gegen Danny da Costa (63.) zwar erstmals gefordert. Die Eintracht blieb durch Kamada (66.) aber gefährlich - und behielt die Kontrolle auch in der Schlussphase.

VfL Wolfsburg - TSG Hoffenheim 2:1 (1:0)

Der VfL Wolfsburg bleibt im Europacup-Rennen, die TSG Hoffenheim im Abstiegskampf: Die Niedersachsen rückten durch einen etwas schmeichelhaften 2:1 (1:0)-Sieg zumindest bis Sonntag auf Tabellenplatz sechs vor, die Gäste müssen trotz einer ansprechenden Leistung die Blicke weiterhin nach unten richten.

In einer nur phasenweise spannenden Partie erzielte Jakub Kaminski in der 15. Minute den Führungstreffer. Der Pole war nach einer Rechtsflanke von Ridle Baku per Kopfball erfolgreich. Die ansonsten gut organisierte Deckung der Kraichgauer wirkte in dieser Szene unsortiert. Für den zweiten Treffer sorgte der eingewechselte Luca Waldschmidt (75.), in der Nachspielzeit Josuha Guilavogui (90.+3) ein Eigentor.

Während der gesamten ersten Halbzeit waren bei den Norddeutschen die Nachwehen der 0:6-Pleite am vergangenen Wochenende bei Borussia Dortmund deutlich zu erkennen. Die Mannschaft von Trainer Niko Kovac wirkte gehemmt, verunsichert, der Zug zum Tor war fast nicht vorhanden. Die Aktion zum 1:0 war der einzige wirklich durchdachte Angriff.

Die TSG hingegen wirkte motiviert, bissiger in den Zweikämpfen, aber auch ihr fehlte vor dem gegnerischen Tor die Durchschlagskraft. Die einzige Chance zur Führung vergab Hoffenheims Top-Torjäger Andrej Kramaric, der in der siebten Minute mit einem Distanzschuss an die Querlatte seinen elften Saisontreffer nur knapp verpasste.

Nach dem Seitenwechsel änderte sich vor 22.617 Zuschauern in der Volkswagen-Arena der Spielverlauf ein wenig. Die Wölfe gingen nun bissiger zu Werke und hätten durch Mattias Svanberg (51.) und Jonas Wind (52.) ihren bis dahin eher schmeichelhaften Vorsprung ausbauen können.

Doch die Gäste blieben nun eher bei Kontern gefährlich: VfL-Verteidiger Sebastiaan Bornauw verstolperte einen Ball, doch Munas Dabbur (57.) schoss den Ball allein vor Torhüter Koen Casteels über das Tor. Mit weit aufgerissenen Augen beobachtete TSG-Coach Pellegrino Matarazzo fassungslos diese Szene.

In der Folgezeit plätscherte die Partie eher dahin. Ständige Auswechslungen hüben wie drüben bremsten zusätzlich den Spielfluss. Und keiner der eingewechselten Spieler konnte sich nennenswert in Szene setzen. Bis Waldschmidt mit einem Schuss aus der Drehung erfolgreich war.

VfL Bochum - FC Augsburg 3:2 (1:1)

Der VfL Bochum hat das wegweisende Kellerduell gegen den FC Augsburg gewonnen und damit drei ganz wichtige Punkte für die Mission Klassenerhalt gesammelt. Nach dem 3:2 (1:1) und dem zeitgleichen Sieg von Bayern München gegen Schalke 04 springt das Team von Trainer Thomas Letsch mindestens über Nacht auf Rang 15, in jedem Fall verlässt der VfL aber die direkten Abstiegsplätzen.

Am Sonntag könnte der VfB Stuttgart die Bochumer wieder auf den Relegationsplatz verdrängen.

Christopher Antwi-Adjei nach nur 91 Sekunden, ein Eigentor von Jeffrey Gouweleeuw (59.) und Kapitän Anthony Losilla (62.) besorgten vor 24.453 Fans die Bochumer Treffer, die nach sechs Spielen in Serie ohne Sieg den ersehnte Befreiungsschlag feiern konnten. Arne Maier (29.) traf zum zwischenzeitlichen 1:1-Ausgleich für den FCA, der einen weiteren großen Schritt in Richtung Klassenverbleib verpasste. Für den Endstand sorgte der eingewechselte Kelvin Yeboah (85.).

Gleich der erste Angriff brachte das Ruhrstadion zum Beben: Antwi-Adjei setzte sich auf halblinks durch, ließ im Strafraum einen Gegenspieler ins Leere laufen und knallte den Ball mit voller Überzeugung in den Winkel.

In der Folge entwickelte sich ein offener Schlagabtausch mit vielen harten Zweikämpfen. Schon nach vier Minuten sah Konstantinos Stafylidis die erste Gelbe Karte, musste aber auch selbst einige Male einstecken und wenig später angeschlagen und unter Tränen vom Feld (36.).

Bei den beiden Teams mit der schlechtesten Passquote der Liga lief viel über Konter. Takuma Asano zog einen Sprint über das gesamte Spielfeld an, beim Abschluss fehlte ihm die Kraft (8.). Auf der anderen Seite hatte Maier zu viel Platz, sein erster Abschluss verfehlte das Gehäuse der Gastgeber nur knapp (14.).

Nach der wilden Anfangsphase mit vielen Torraumszenen beruhigte sich das Spiel etwas, dann sorgte Maier für den ersten Stimmungsdämpfer. Nach schönem Zuspiel von Dion Drena Beljo schob der Mittelfeldspieler zum Ausgleich ein. Doch der VfL blieb dran - und kam besser aus der Pause.

Erst zwang Felix Uduokhai Tomas Koubek zu einer Glanztat (51.), beim abgefälschten Schuss seines zweiten Innenverteidigers und Kapitäns Gouweleeuw hatte der Schlussmann des FCA dann aber keine Chance. Losilla brachte den VfL mit seinem abgefälschten Schuss aus rund 25 Metern endgültig auf die Siegerstraße.

(ako/SID/dpa)
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