Kolumne „Hier in NRW“ Vom Wert des Wassers

Düsseldorf · Die Nitratbelastung erreicht Rekordwerte. Politiker sitzen das Thema aus.

  Ein Bauer beim Ausbringen von Gülle auf einem Feld (Symbolbild).

Ein Bauer beim Ausbringen von Gülle auf einem Feld (Symbolbild).

Foto: dpa/Philipp Schulze

Die Qualität des Grundwassers zählt in manchen Regionen Nordrhein-Westfalens zu den schlechtesten in Europa. Ursache dafür ist vor allem Nitrat. Mancherorts ist das Grundwasser so stark belastet, dass der zulässige Wert von 50 Milligramm pro Liter deutlich überschritten ist. Die EU-Kommission dringt seit Längerem auf Einhaltung der Grenzwerte.

Trotzdem ist das NRW-Umweltministerium kurzfristig nicht in der Lage, die Nitratbelastung des Grundwassers zu beziffern. Anders die Umweltverbände. Der VSR-Gewässerschutz nahm 2018 landesweit Gewässerproben: Ein Fünftel lag über den zulässigen 50 Milligramm. Besonders dramatisch ist demnach die Lage am Niederrhein: Das Örtchen Brüggen erreichte den sagenhaften Spitzenwert von 264 Milligramm pro Liter Grundwasser – als Folge der Massentierhaltung und der Düngung mit Gülle. Dennoch tut sich bisher zu wenig.

Dabei bringt die übermäßige Aufnahme von Nitrat, etwa durch belastetes Gemüse, gesundheitliche Gefahren mit sich. Im Körper können krebserregende Nitrosamine oder Nitrit entstehen. Auch muss das Grundwasser aufwendig aufbereitet werden, um die gute Trinkwasserqualität zu erhalten.

Das alles scheint die Bundesregierung kaum zu bekümmern, obwohl der Europäische Gerichtshof (EuGH) im Juni 2018 bereits ein klares Urteil gesprochen hat. Danach verstößt Deutschland permanent gegen seine Verpflichtungen zum Schutz des Grundwassers. Jetzt läuft die Zeit. Bis zum 25. September erwartet die EU einen genauen Plan. Ansonsten drohen hohe Strafzahlungen von über 300 Millionen Euro. Dass Deutschland ein Urteil des EuGH nicht umsetzt, wäre ein Novum. Übrigens: Dänemark und die Niederlande haben längst reagiert: Dort wurde die Massentierhaltung eingeschränkt.

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