Kolumne „Hier in NRW“ Von Sommerloch keine Spur
Düsseldorf · Nachrichtenpause in den Sommerferien? Das war einmal.
In den Redaktionen waren die Sommerferien des Landtags früher gefürchtet: Worüber berichten, wenn nichts passiert?
Diese sommerliche Lethargie ist Geschichte. Schon seit einigen Jahren reißt der Nachrichtenstrom auch in den längsten aller Ferien nicht mehr ab. Kommunikationsstrategen nutzen die vermeintlich ruhigen Wochen inzwischen sogar gezielt für das Platzieren von Botschaften. Vor allem von unangenehmen. So war es wohl kein Zufall, dass Bauministerin Ina Scharrenbach (CDU) ihren Plan für die künftige Regelung der Straßenbaubeiträge ausgerechnet mitten in den Sommerferien verbreiten wollte. Kein landespolitisches Thema treibt derzeit mehr Gegner um als diese Gebühr, die nach Scharrenbachs Plänen aber bleiben soll. Der Protest blieb nicht aus, fiel aber urlaubsbedingt harmlos aus.
Innenminister Herbert Reul (CDU) ließ gegen Ende der Sommerferien in der WAZ einen heiklen Testballon los: Künftig soll die NRW-Polizei die Nationalität von Tätern veröffentlichen. Auch hierauf hätte es in der politischen Hauptsaison mehr Reaktionen gegeben.
Der Ministerpräsident verlieh einen Orden an einen sicher verdienstvollen Ex-Finanzminister, der allerdings ein kleines Problem mit einer Briefkastenfirma in Panama hat, während der aktuelle Finanzminister neue Rekordeinnahmen bei der Grunderwerbsteuer einräumen musste, bei der Schwarz-Gelb die Bürger eigentlich entlasten wollte.
Anders als mit dem vermeintlichen Sommerloch verhält es sich in der Weihnachtszeit. In den Tagen zwischen Weihnachten und bis etwa Mitte Januar passiert außer ein paar in der Regel sehr langweiligen Neujahrsempfängen tatsächlich nichts. Wer wirklich seine Ruhe haben und nichts verpassen will, sollte seinen Jahresurlaub ins Winterloch legen
Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de