Corona-Impfstoff Börsengang bringt Curevac 200 Millionen

Tübingen · Das deutsche Biotech-Unternehmen, das einen Corona-Impfstoff entwickelt, startet in den USA mit einem Kurssprung. Großaktionär Hopp behält aber die Kontrolle. Das Debüt bestätigt Ökonomen, die den Einstieg des Staates kritisieren.

 Im Curevac-Labor.

Im Curevac-Labor.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Auf dem Biotech-Unternehmen Curevac ruhen viele Hoffnungen: Die Tübinger gehören zu den 28 Unternehmen weltweit, die bereits mit klinischen Tests für einen Corona-Impfstoff begonnen haben. Am Freitag gelang Curevac der Start an der US-Technologiebörse Nasdaq. Das Unternehmen sammelte dabei 213 Millionen Dollar ein. Die Aktien wurde zum Kurs von 16 Euro ausgegeben, was am oberen Ende der zuvor gesetzten Preisspanne lag. Und bei der ersten Kursnotiz sprang der Preis gleich auf 49 Dollar in die Höhe.

Dietmar Hopp, der Gründer des Softwarekonzerns SAP, behält aber die Kontrolle. Er war über seine Beteiligungsgesellschaft Dievini bereits 2006 bei dem Start-up eingestiegen und hielt vor den Finanzierungsrunden 82 Prozent der Anteile. Er hat zugesagt, Aktien für 100 Millionen Euro zu kaufen.

Die Entwicklung eines Impfstoffs und der Ausbau der Produktionskapazitäten kosten viel Geld, und derzeit verdient Curevac nichts: 2019 machte das junge Unternehmen 17 Millionen Euro Umsatz und 100 Millionen Verlust. Daher soll auch noch nicht Schluss sein mit dem Geldeinsammeln: Die neuen Investoren können in den nächsten Wochen weitere Aktien erwerben.

Erst im Juli hatte Curevac 560 Millionen Euro eingesammelt, 300 Millionen kamen von der deutschen Staatsbank KfW. Sie erwarb damit einen Anteil von 19 Prozent. Damals wurde das Unternehmen mit 1,6 Milliarden Euro bewertet. Nun sind es sieben Milliarden. Damit hat der deutsche Steuerzahler rechnerisch einen kräftigen Buchgewinn gemacht. Dennoch gibt es Kritik an der Beteiligung des Staates. Der erfolgreiche Börsengang zeigt schließlich, dass das Unternehmen auch ohne staatliche Hilfe an frisches Kapital kommt, um sein wichtiges Impfstoffprojekt zu finanzieren. Ökonomen kritisieren auch, dass der Staat sich mit Curevac ein Unternehmen herausgegriffen hat, obwohl es auch andere gibt, die beim Rennen um den Impfstoff dabei sind – wie etwa die Biontech aus Mainz, die mit einer ähnlichen Technlogie arbeiten. Nach Curevac soll aber auch Donald Trump die Hände ausgestreckt haben, was im Frühjahr für große Aufregung gesorgt hatte. Er hatte den Curevac-Chef im Weißen Haus empfangen. Dietmar Hopp hatte einen Verkauf in die USA aber abgelehnt. Laut Bundesregierung ging die Initiative zum Staatseinstieg vom Unternehmen aus.

Beim Kandidaten von Curevac handelt es sich um einen RNA-Impfstoff: Er enthält die genetische Information für den Bau eines Proteins des Corona-Virus in Form der Ribonukleinsäure (RNA). Der Clou: „Während bei vielen herkömmlichen Impfstoffen das Antigen selbst injiziert wird, wird beim RNA-Impfstoff die genetische Information gespritzt, so dass der Körper das Antigen selbst bildet“, erläutert das Institut. Bei einem Kontakt mit dem Corona-Virus kann das Immunsystem es gezielt abwehren, die Erkrankung mildern oder verhindern. So benötigt man relativ wenig Impfstoff, was die Herstellung der benötigten Menge beschleunigen kann – wenn der Impfstoff zugelassen wird. Curevac hat bereits Produktionskapazitäten für Hunderte Millionen von Dosen.

Im Juni begannen die klinischen Tests. An der ersten Studie nehmen 168 Probanden teil, von denen 144 den Impfstoff erhalten und die übrigen ein Placebo. Dabei sollen Sicherheit und Verträglichkeit des Impfstoffs getestet und die optimale Dosierung ermittelt werden. Erste Ergebnisse erwartet Curevac ab September. Das Unternehmen hatte im Juni erklärt, man hoffe, Mitte 2021 den Impfstoff auf den Markt bringen zu können.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort