Corona-Pandemie Taskforce arbeitet an Impfstoff-Versorgung „made in Germany“

Berlin · Mehr als 40 Prozent der Menschen sind erstgeimpft, mehr als 14 Prozent haben bereits den zweiten Piks hinter sich. Mit diesen Zahlen liegt Deutschland EU-weit im Durchschnitt. Die Taskforce der Bundesregierung will Deutschland bei Versorgung und Produktion nach vorne bringen.

 Spritzen und Ampullen mit dem Corona-Impfstoff von Moderna liegen in Schalen in einem Impfzentrum.

Spritzen und Ampullen mit dem Corona-Impfstoff von Moderna liegen in Schalen in einem Impfzentrum.

Foto: dpa/-

Bis Ende des Monats sollen 46 Prozent aller Europäer, insgesamt 170 Millionen Menschen, eine Erstimpfung erhalten haben. Das erklärte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (CDU)  nach Angaben aus EU-Kreisen am Dienstag beim EU-Gipfel in Brüssel. In Deutschland haben nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) aktuell 40,4 Prozent der Menschen (33,6 Millionen) eine Erstimpfung erhalten, 14,4 Prozent (11,9 Millionen) sind bereits vollständig geimpft. Mit diesen Impfzahlen liegt Deutschland EU-weit im Durchschnitt.

Der Impffortschritt, der zuletzt an Tempo zugenommen hatte, ist wesentlich von der Lieferung der Impfstoffdosen abhängig. Nach Angaben des Bundesgesundheitsministerium (BMG) sollen Deutschland bis Ende des zweiten Quartals 79,1 bis 82,1 Millionen Dosen erreicht haben. Der mit Abstand größte Teil davon, 50,2 Millionen Dosen, entfällt auf das Vakzin des Herstellers Biontech/Pfizer. Von Astrazeneca erwartet das BMG 12,4 bis 15,4 Millionen Dosen bis Ende Juni, von Johnson & Johnson 10,1 Millionen und von Moderna 6,4 Millionen Impfdosen. Bis Ende 2021 sollen sich die Lieferzahlen auf insgesamt 290 Millionen Dosen erhöhen. Zugleich weist das BMG jedoch darauf hin, dass diese Zahlen auf Prognosen beruhen und mit Unsicherheit behaftet seien.

Die von der Bundesregierung eingesetzte „Taskforce Impfstoffproduktion“ unter Leitung des Sonderbeauftragten Christoph Krupp soll sich um eine sichere und schnelle Versorgung mit Impfstoffen in diesem Jahr und darüber hinaus kümmern. Die Taskforce, angesiedelt am Bundeswirtschaftsministerium (BMWi), hat Anfang März ihre Arbeit aufgenommen. Dabei geht es nicht nur um die Lieferung der Vakzine, sondern auch den Aufbau eigener Produktionskapazitäten in Deutschland. Ziel sei eine sichere Versorgung „made in Germany“ ab 2022, wie das BMWi mitteilt. „Dabei sollen natürlich auch signifikante Kapazitäten für den Export aufgebaut werden“, so eine Ministeriumssprecherin.

Die Taskforce sei daran beteiligt gewesen, bei dem Pharmaunternehmen IDT Biologika in Dessau (Sachsen-Anhalt) Kapazitäten für Impfstoffe zu schaffen. Neben dem Impfstoff von Johnson & Johnson wird dort auch Astrazeneca abgefüllt. Die Taskforce habe zudem die Produktion von Biontech bei den Unternehmen Allergopharma in Reinbek (Schleswig-Holstein) begleitet.

Dabei bringt die Impfstoffproduktion in Deutschland auch die Arzneimittel- und Pharmabranche in Teilen in Schwung. So teilte das Unternehmen Dermapharm, zu dem Allergopharma gehört, bereits vor einer Woche deutliche Zuwächse bei Umsatz und Gewinn mit. Dabei profitierte der Konzern unter anderem von der Impfstoffproduktion für Biontech. Laut dem Verband forschender Arzneimittelhersteller (VfA) sei Dermapharm ein Beispiel dafür, „dass Auftragsfertigungsunternehmen neben den Originalherstellern maßgeblich dazu beigetragen haben, dass in kurzer Zeit schon so viel von völlig neuartigen Impfstoffen produziert werden konnte“, wie VfA-Sprecher Jochen Stemmler sagte. Der Verband rechnet damit, dass die Produktion von Impfstoffen gegen Covid-19 „positive Effekte für den Standort“ habe. Auch der Bundesverband der Arzneimittel-Hersteller (BAH) geht davon aus, dass jene Unternehmen, die an der Produktion von Impfstoffen und Therapien zur Covid-19-Behandlung beteiligt sind, „von dem erhöhten Bedarf profitieren dürften“, sagte BAH-Sprecher Christof Weingärtner. Insbesondere Hersteller von verschreibungsfreien Arzneimitteln würden aufgrund der ausgebliebenen Erkältungssaison jedoch „teils starke Umsatzeinbrüche“ verzeichnen.

Über das weitere Vorgehen bei der Impfkampagne und insbesondere über Fragen zu Impfungen bei Kindern und Jugendlichen wollen Bund und Länder beim gemeinsamen Impfgipfel am kommenden Donnerstag beraten.

(mit dpa)
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