Hildener Biotech-Konzern Qiagen-Übernahme gescheitert

Nur 47 Prozent der Aktionäre nahmen das Angebot des US-Laborausrüsters Thermo Fisher an. Nun muss Qiagen 95 Millionen Dollar zahlen - und bleibt unabhängig. Für Hilden ist das eine gute Nachricht.

 Gute Nachricht für die Qiagen-Mitarbeiter.

Gute Nachricht für die Qiagen-Mitarbeiter.

Foto: Andreas Fechner, qiagen

In Hilden kann man aufatmen: Die milliardenschwere Übernahme des Biotech-Konzerns Qiagen durch den US-Laborausrüster Thermo Fisher ist gescheitert. Nur 47 Prozent der Qiagen-Aktionäre nahmen das Angebot von Thermo Fisher an, wie der Konzern am Donnerstag mitteilte. Damit verfehlten die Amerikaner ihr Ziel, zwei Drittel der Aktien zu erwerben.

Vorstand und Aufsichtsrat von Qiagen hatten das Übernahmeangebot zuvor unterstützt. „Wir respektieren die Entscheidung unserer Aktionäre und werden nun weiter unsere Strategie des Wachstums umsetzen“, sagte Hakan Björklund, Chef des Qiagen-Aufsichtsrats. Man wolle sich weiter als Marktführer für molekulare Tests etablieren, ergänzte Vorstandschef Thierry Bernard. Die Geschäftsaussichten hätten sich durch die Pandemie erheblich vebessert. Qiagen muss als Ausgleich für das Platzen des Deals 95 Millionen Dollar an die Amerikaner zahlen.

Thermo Fisher hatte mit seiner 11,3 Milliarden Euro schweren Übernahmeofferte Gegenwind von mehreren Aktionären erhalten, die diese als zu niedrig bezeichnet hatten. Hintergrund dafür waren die besseren Geschäftsaussichten des Unternehmens, das mit seinem Corona-Test großen Erfolg hat. Thermo Fisher hob daher im Juli sein Angebot von 39 auf 43 Euro je Aktie an und senkte die Zielmarke bei der Annahmequote von 75 Prozent auf zwei Drittel. Doch das reichte nicht.

Aktionäre wie der Hedgefonds Davidson Kempner, der den Widerstand angeführt hatte und rund acht Prozent hält, waren mit der Offerte immer noch unzufrieden und wollten ihre Aktien nicht verkaufen. Ähnlich äußerte sich der Fonds Union Investment. Thermo Fisher wollte aber nicht nachlegen und erklärte in der vergangenen Woche, 43 Euro seien das „beste und letzte Angebot".

Das Biotech-Unternehmens hat 5100 Mitarbeiter, 1300 davon arbeiten in Hilden. Dort wird geforscht und produziert. Dort sitzen aber auch die Verwaltung und Zentralfunktionen. Und die große Sorge war, was Thermo Fisher nach einer erfolgreichen Übernahme mit der Hildener Zentrale macht.

Der Düsseldorfer Uni-Professor Detlev Riesner, der Qiagen einst mitgegründet und lange den Aufsichtsrat geführt hatte, hatte im März gesagt: „Ich habe mir gewünscht, dass Qiagen unabhängig bleibt und seinen erfolgreichen Weg weiter alleine geht.“ Doch in Aufsichtsrat und Gesellschafterkreis hätten sich diejenigen durchgesetzt, die vor allem finanzielle Interessen haben und dem Milliarden-Angebot nicht widerstehen konnten.

Doch die Corona-Krise, die die Geschäfte von Qiagen beflügelt, hat nun dafür gesorgt, dass die Mehrheit der Aktionäre umgedacht und Thermo Fisher einen Korb gegeben hat. Die Anleger freut es: Qiagen-Aktien stiegen nach der gescheiterten Offerte zeitweilig um zwei Prozent auf gut 42 Euro.

Auch für die Mitarbeiter ist der Erhalt der Unabhängigkeit eine gute Nachricht. Nun bleibt es spannend, was mit dem Management passiert, das sich so beherzt hinter das Angebot gestellt hat.

(mit Material von Reuters)
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