Karrierewege im Rathaus Kamp-Lintfort So zeitgemäß arbeitet die Stadtverwaltung

Serie | Kamp-Lintfort · Im Kamp-Lintforter Rathaus lassen sich verschiedene Karrierewege einschlagen – in Projekten, aber auch in Berufsbildern, die es vor wenigen Jahren noch nicht gab.

Christopher Tittmann und Hanna Berzau fördern den Klimaschutz in Kamp-Lintfort.

Christopher Tittmann und Hanna Berzau fördern den Klimaschutz in Kamp-Lintfort.

Foto: Norbert Prümen

Die Arbeitswelt in Stadtverwaltungen hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. Neue Aufgabenfelder und Berufsbilder sind landauf, landab in den Rathäusern entstanden. Dort, wo verärgerte Bürger gerne mal den „Amtsschimmel wiehern“ hörten, geht es heute um zeitgemäße und spannende Themen wie zum Beispiel Digitalisierung, Klimaschutz und Mobilität. Der Grafschafter stellt heute vier Mitarbeiter der Stadtverwaltung in Kamp-Lintfort vor, die sich den neuen Herausforderungen unserer Zeit stellen.

 Lydia Kiriakidou ist Leiterin des Amtes für Schule, Jugend und Sport. Sie hat die Projektleitung für die Digitalisierung der Schulen inne.

Lydia Kiriakidou ist Leiterin des Amtes für Schule, Jugend und Sport. Sie hat die Projektleitung für die Digitalisierung der Schulen inne.

Foto: Norbert Prümen


Digitalisierung Von Hause aus ist Lydia Kiriakidou Juristin, im Kamp-Lintforter Rathaus leitet sie das Amt für Schule, Jugend und Sport. Seit 2021 bringt sie als Projektleiterin mit einem kleinen Team die notwendige Digitalisierung in den Schulen voran. Die Corona-Pandemie mit ihren Herausforderungen und der vom Land aufgelegte Digital-Pakt hätten in Kamp-Lintfort, sagt sie, den nötigen Anschub gegeben, die Digitalisierung der Schulen voranzutreiben und in die Schul-IT im Rahmen der finanziellen Möglichkeiten zu investieren. Die Stadt schloss 2021 eine Kooperation mit dem Kommunalen Rechenzentrum (KRZN). „Wir tauschen uns regelmäßig miteinander aus. Das Rechenzentrum unterstützt uns auch mit seinen Fachleuten“, berichtet Lydia Kiriakidou. Zum Team gehören außerdem städtische Mitarbeiter aus dem Amt für Gebäudewirtschaft. „Wir müssen ja für die Infrastruktur in den Schulen sorgen“, erläutert die Projektleiterin. Damit beispielsweise die digitalen Tafeln in den Klassenräumen funktionieren, müssen Steckdosen, Kabel-Gänge und vieles mehr eingebaut werden. Zwei Mitarbeiter haben ihre Büros in den Schulen, um unter anderem bei Netzwerkstörungen sofort reagieren zu können. „Sie sind unsere Admins vor Ort“, sagt Lydia Kiriakidou. Die Ausstattung von Schule, Schülern und Lehrern sei ein laufender Prozess. „Wir arbeiten uns Stück für Stück an die Umstellung heran“, berichtet sie. Der letzte Schulstandort soll spätesten 2024 digital hochgerüstet sein. Zu Kiriakidous Aufgaben gehört auch die Beantragung von Fördermitteln für die Anschaffung der Hardware wie Laptops. „Es wird aber nicht gelingen, alle Kinder eins zu eins zu eins auszustatten.“ Das nächste Etappenziel, betont Lydia Kiriakidou, sei der Ausbau des Glasfasernetzes bis zu den Schulen: „Das aktuelle Netz kommt allmählich an seine Belastungsgrenze“, sagt sie und freut sich, dass dieser Zustand nicht mehr lange andauern wird. „Es ist schön zu sehen, wie alles gut voran kommt“, sagt sie über die berufliche Herausforderung.

 Arno Gogol, stellvertretender Leiter des Planungsamtes, wirkt mit daran, dass die Kamp-Lintforter noch mobiler werden. Es geht um die Reaktivierung der Niederrheinbahn.

Arno Gogol, stellvertretender Leiter des Planungsamtes, wirkt mit daran, dass die Kamp-Lintforter noch mobiler werden. Es geht um die Reaktivierung der Niederrheinbahn.

Foto: Anja Katzke


Mobilität Arne Gogol hätte es sich in seinem Studium der Geografie nicht träumen lassen, dass er einmal federführend für die Reaktivierung eines Bahnanschlusses verantwortlich sein und die Kamp-Lintforter damit noch mobiler machen würde. Der stellvertretende Leiter des Planungsamtes bringt dafür aber die Fachkompetenz mit. Schon im Studium befasste er sich mit Verkehrs- und Eisenbahnwesen. „Ich bin zwar kein Experte. Das Wissen hat mir aber geholfen“, sagt er. Gerade diese Projektarbeit, die ihm sein Beruf ermögliche, empfindet er als spannend. Mobilität sei zwar kein neues Thema in Stadtverwaltungen. „Es hat sich aber die Sichtweise deutlich verschoben: „Wenn heute im Straßenbau kein Radweg geplant wird, muss das begründet werden. Das war früher anders“, berichtet Gogol. Früher habe man im Bereich Verkehr auch andere Schwerpunkte gesetzt, sagt er und erinnert an das seinerzeit erarbeitete Stadtbuskonzept, das aber aus wirtschaftlichen nicht in die Umsetzung gegangen sei. Gogols Blick ist auf das Jahr 2026 gerichtet. Dann soll die Niederrheinbahn den Betrieb aufnehmen. Der Lenkungskreis tausche sich regelmäßig aus, alle Aufgaben lägen im Zeitplan. „Es kann nichts mehr schiefgehen“, sagt der Stadtplaner. Sein Augenmerk liegt zurzeit auf die geplanten Mobilstationen an Katten- und Friedrichstraße. „Das ist das Oberthema für die nächsten Jahre. Unser Ziel ist dort die Verknüpfung der einzelnen Verkehrsstränge. Die Bürger sollen den Bahnhof ohne Auto erreichen können, sondern das Fahrrad oder den Bus nutzen. Wir versuchen, ihnen mit unseren Planungen den Ein- und den Zustieg zu erleichtern.“ So soll auch das Konzept der 15-Minuten-Stadt weiter etabliert werden. Das heißt, dass die City von allen Stadtteilen aus in dieser Zeit mit dem Rad zu erreichen ist.

Die Digitalisierung ist in den Städten ein großes Thema.

Die Digitalisierung ist in den Städten ein großes Thema.

Foto: dpa/Matthias Rietschel


Klimaschutz Hitze, Dürre, Hochwasser – der Klimawandel beschäftigt auch die Kommunen. In Kamp-Lintfort fördern zwei Mitarbeiter den Klimaschutz, jeder auf seine Weise: Christopher Tittmann ist Klimaschutzmanager. Hanna Berzau kümmert sich seit September 2022 um die Klimafolgenanpassung. Es ist bundesweit bislang die einzige geförderte Klimafolgenanpassungsstelle. „Kamp-Lintfort war früh dem Aufruf des Bundes gefolgt, sich um eine Förderung zu bemühen“, sagt Hanna Berzau. Der Unterschied zwischen Klimaschutz und Klimafolgenanpassung ist leicht erklärt. Während Christopher Tittmann als Klimaschutzmanager daran mitwirkt, die Ursachen des Klimawandels durch CO2-reduzierende Maßnahmen zu bekämpfen, arbeitet seine Kollegin aktuell an der Entwicklung eines Konzeptes, das Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels beinhaltet. „Es ist eine erste Bestandsaufnahme. Es steht die Frage im Fokus, wie Städte die Folgen des Klimawandels bewältigen können, sie lebenswerter und resilienter werden“, erläutert Hanna Berzau. „Es ist ein schönes Gefühl, daran mitwirken zu können. Wir haben es in der Hand, den richtigen Weg einzuschlagen.“ Die gebürtige Stuttgarterin lebt in Kamp-Lintfort und studierte an der Hochschule Rhein-Waal das Fach „Nachhaltiger Tourismus“. Daran schloss sie den Master-Studiengang „Nachhaltige Entwicklung“ an. Beteiligt war sie auch an einem Forschungsprojekt der Ruhr-Universität zu nachhaltiger Mobilität und Aufenthaltsqualität in Städten.

 16.5.2020, Kamp-Lintfort, Jungfernfahrt Laga-Bahn
Die erste Bahn fährt um 9:54 ein

16.5.2020, Kamp-Lintfort, Jungfernfahrt Laga-Bahn Die erste Bahn fährt um 9:54 ein

Foto: Arnulf Stoffel (ast)
Kamp-Lintfort: Berufbilder in der Stadtverwaltung
Foto: grafik
Der Klimawandel beschäftigt auch die Kommunen.

Der Klimawandel beschäftigt auch die Kommunen.

Foto: epd/Norbert Neetz
 Die Förderung der Mobilität ist ein Aufgabenfeld.

Die Förderung der Mobilität ist ein Aufgabenfeld.

Foto: Arnulf Stoffel (ast)

„Ich hatte damals erste Berührungspunkte mit Stadtverwaltungen und bin neugierig geworden, wie dort gearbeitet wird“, erklärt sie, warum sie sich für die Stelle in Kamp-Lintfort entschied. Christopher Tittmann schlug nach dem Abitur einen anderen Weg ein. Er studierte „Angewandte Geografie“. Im Rahmen eines Praktikums bei der Stadtverwaltung in Rheinberg bekam er einen Einblick in die vielfältigen Aufgaben eines Klimaschutzmanagers. „Danach war für mich die Richtung klar.“ Nach dem Master-Abschluss trat er eine Stelle als Klimaschutzmanager in Sonsbeck an. Dass er nun in seiner Heimatstadt Kamp-Lintfort einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, hat für ihn einen hohen Stellenwert. „Kamp-Lintfort hat 2016 das erste Klimaschutzkonzept erarbeitet. Es wurden 46 Maßnahmen entwickelt, die helfen sollen, die Treibhausgase zu reduzieren“, berichtet er. Dazu gehören die Förderung der Erneuerbaren Energien, der Ausbau von Photovoltaik, E-Mobilität und vieles mehr „Wir sind aktuell dabei, dass Konzept zu aktualisieren.“

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