DSW-Dividendenstudie Deutsche Konzerne schütten so viel Geld aus wie nie

Düsseldorf · Rund 70 Milliarden Euro Dividende sollenfür 2021 gezahlt werden, 22 Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2019. Nach zwei Jahren Enthaltsamkeit wegen der Corona-Pandemie geht es steil nach oben.

 Allein 50 Milliarden Euro zahlen die Unternehmen aus, deren Aktien in den Indizes notiert sind.

Allein 50 Milliarden Euro zahlen die Unternehmen aus, deren Aktien in den Indizes notiert sind.

Foto: dpa-tmn/Christin Klose

Nach zwei Jahren Pandemie, in denen die Konzerne zurückhaltender bei der Ausschüttung waren, winkt den Aktionären börsennotierter Unternehmen in diesem Jahr eine Rekorddividende: Die Unternehmen wollen für 2021 insgesamt 70 Milliarden Euro ausschütten – eine Summe, die um mehr als die Hälfte über dem Wert des Vorjahres läge und auch noch um 22 Prozent über dem im bisherigen Rekordjahr 2019. Das hat die gemeinsame Studie der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) und des Institute for Strategic Finance (ISF) der Essener Hochschule FOM ergeben.

Das Ganze ereignet sich nach einem Jahr, in dem auch die Börsenkurse deutlich gestiegen sind – im Dax um 13,5 Prozent, im M-Dax für die mittelgroßen Werte um 11,5 Prozent. Der kleine Unsicherheitsfaktor bei der Ausschüttungshöhe: Viele Gewinnverwendungsvorschläge stammen noch aus der Zeit vor dem Beginn des Ukraine-Kriegs Ende Februar. Es könnte also durchaus sein, dass manche Unternehmen angesichts der unsicheren Auswirkungen des Krieges auf die Wirtschaft diese Vorschläge noch nach unten korrigieren. Das hat es in der Corona-Pandemie auch gegeben. Sollte dies in diesem Jahr auch so sein, wären das wohl in erster Linie Unternehmen mit einem starken Geschäftsanteil in Russland oder in der Ukraine. Das könnte zum Beispiel den Autobauer Mercedes betreffen, der Anfang März den Export von Neuwagen nach Russland und in die Ukraine einstellte sowie wegen fehlender Teile aus der Ukraine die Fertigung in Sindelfingen drosselte. Auch BMW hatte zuvor seine Aktivitäten in Russland eingestellt.

Ob und wie sehr das Auswirkungen auf die Dividende haben könnte, bleibt noch offen. Aktuell stehen die insgesamt 70 Milliarden Euro als Vorschlag aber. Die Zahl beinhaltet nach DSW-Angaben zum ersten Mal auch die Dividendenvorschläge der Nebenwerte, also jener Unternehmen, die nicht in einem Index geführt werden. Sie steuern allein neun Milliarden Euro zum Dividendensegen bei. Zu ihnen gehört die Hapag-Lloyd-Reederei, mit mehr als sechs Milliarden Euro größter Einzelzahler. Unter den vier Dax-Unternehmen, die am meisten ausschütten, befinden sich gleich drei Automobilhersteller: Neuer Spitzenzahler ist den aktuellen Zahlen zufolge Mercedes-Benz (5,4 Milliarden Euro, plus 270 Prozent), dahinter folgen der bisherige Dividenden-Spitzenreiter Allianz (4,4 Milliarden Euro, plus 13 Prozent), BMW (3,8 Milliarden Euro, plus 205 Prozent) und Volkswagen (3,7 Milliarden Euro, plus 56 Prozent). Mercedes und BMW würden gleichzeitig zu den vier Unternehmen gehören, die ihre Ausschüttungssummen mindestens verdoppeln. Außer den Autobauern aus Stuttgart und München wären dies noch der bayerische Sportartikel-Hersteller Puma, der seine Dividende gleich um 350 Prozent nach oben schrauben will, und der Bayer-Ableger Covestro, dessen Aktionäre eine um 162 Prozent wachsende Ausschüttung erwarten können.

„Zwei Jahre nach dem Corona-Knick werden wieder vier von fünf Index-Firmen ausschütten“, erklärte die DSW. Im ersten Jahr der Pandemie hatten viele Unternehmen noch auf die Ausschüttung verzichtet und wenigstens einen Großteil der Gewinne einbehalten, ein Jahr später zahlten viele die Dividende aus der Substanz. Aber das scheint weitgehend Vergangenheit zu sein. Was die Dividenden angehe, sei die Pandemie abgehakt, heißt es in der Studie. Dass die Quote der Dividendenzahler nicht ganz die alten Bestmarken erreiche, liege auch am steigenden Anteil jüngerer Technologie-Firmen, die (noch) nicht ausschüttungswillig oder ausschüttungsfähig seien.

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