Schuldneratlas 2021 für den Rhein-Kreis Neuss Überschuldung im Kreis deutlich gesunken

Rhein-Kreis · Die Creditreform Düsseldorf/Neuss legt Zahlen zur Überschuldung von Verbrauchern vor. Die Entwicklung ist eigentlich positiv. Doch die Folgen des Ukraine-Kriegs sind noch nicht einbezogen.

 Bei der Vorstellung des Schuldneratlas 2021 (v.l.): Uwe Simons, Chris Proios und André Becker.

Bei der Vorstellung des Schuldneratlas 2021 (v.l.): Uwe Simons, Chris Proios und André Becker.

Foto: Creditreform Düsseldorf/Neuss

Er ist so etwas wie die Lupe in die Region. Mit dem Schuldneratlas 2021 für den Rhein-Kreis Neuss und die Landeshauptstadt Düsseldorf legt die Creditreform Düsseldorf/Neuss einen Überblick vor, wie sich die Zahl der überschuldeten Verbraucher im vergangenen Jahr entwickelt hat. Trotz der Corona-Pandemie mit ihren negativen Auswirkungen auf Konjunktur und Arbeitsmarkt sind die Überschuldungsquote und die Überschuldungsfälle in allen Kommunen deutlich zurückgegangen. „Düsseldorf und der Rhein-Kreis erreichen den niedrigsten Stand seit Beginn der Überschuldungsanalysen im Jahr 2004“, sagt André Becker, Mitglied der Geschäftsleitung der Creditreform Düsseldorf-Neuss.

Überhaupt enthält der aktuelle Schuldneratlas einige Superlative. Doch die sind kein Grund, den Sekt rauszuholen. Zum einen, weil die verschiedenen Corona-Hilfen für Unternehmer und Verbraucher das Ausmaß der Überschuldung vieler Verbraucher möglicherweise kaschieren. Zum zweiten aber betont Becker: Die finanziellen Folgen des Ukraine-Kriegs samt deutlich gestiegener Energie- und Lebenshaltungskosten sind noch nicht berücksichtigt und noch nicht absehbar. Rainer Bovelet von der Initiative „Konjunkturforschung Regional“ spricht daher auch von einem befürchteten „Turnaround“. Die positive Entwicklung der Überschuldungsquote werde vermutlich nicht in diese Richtung weitergehen.

Doch wo sich Schatten zu senken droht, ist mit Blick auf 2021 noch Licht. Die Überschuldungsquote im Kreis ist laut Schuldneratlas auf 9,04 Prozent gesunken. Das sind 1,34 Prozentpunkte weniger als 2020. In absoluten Zahlen heißt das: Kreisweit galten 33.700 Menschen 2021 als überschuldet, 2020 waren es 5000 mehr. Die geringste Quote (6,2 Prozent) weist Meerbusch auf, die rote Laterne (11,46 Prozent) behält Neuss. Chris Proios von der „Konjunkturforschung Regional“ zeigt auf, dass aber auch dort die Überschuldung (2020: 13,12 Prozent) deutlich zurückgegangen ist.

Um der Überschuldungsfalle zu entkommen, bedarf es aber fachlicher Hilfe. Uwe Simons von der Schuldner- und Insolvenzberatung des SkM Neuss betont, dass viele Menschen erst kommen, wenn das Kind längst in den Brunnen gefallen ist. Und es ist Geduld gefragt. Denn der Bedarf übersteige die personellen Ressourcen der verschiedenen Schuldnerberatungen im Rhein-Kreis Neuss. „Wir haben Wartelisten und neun Monate Wartezeit“, sagt Simons. Für jene, die Hilfe brauchen, sei das eine halbe Ewigkeit.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort