Sondergewinne der Ölkonzerne Spritpreise stabilisieren sich etwas

Düsseldorf · Die Preise an den Anzeigetafeln der Tankstellen sind wieder etwas gesunken – teilweise auf unter zwei Euro. Dennoch sind die Preise weiterhin sehr hoch. Entwarnung für Autofahrer gibt der ADAC deshalb nicht.

 Die Preise wie hier am Montag in Mecklenburg-Vorpommern sind nicht mehr ganz so extrem wie zeitweise.

Die Preise wie hier am Montag in Mecklenburg-Vorpommern sind nicht mehr ganz so extrem wie zeitweise.

Foto: dpa/Stefan Sauer

Ein Blick an die Anzeigetafeln der Tankstellen zeigt: Der Benzinpreis ist wieder etwas gesunken. Dennoch herrscht weiter hohe Nervosität am Markt. Ein Trend oder gar eine Prognose über die Schwankungen im Benzinpreis wagt der Allgemeine Deutsche Automobilclub (ADAC) nicht, wie ein Sprecher mitteilt.

Hinter den nicht mehr ganz so hohen Spritpreisen sieht der ADAC zwei mögliche Gründe. Zum einen orientiere sich der Spritpreis am Rohölpreis. Fällt der Ölpreis, sollten auch die Benzinpreise sinken. „Zum anderen könnte den Mineralölkonzernen bewusst geworden sein, dass das Bundeskartellamt jetzt etwas genauer auf die Prozesse bei der Herstellung und dem Großhandel mit Kraftstoffen von der Ölförderung bis zur Zapfsäule schaut. Die intensivierte Beobachtung des Marktgeschehens durch die Markttransparenzstelle des Kartellamtes kann ein wichtiger Beitrag auf dem Weg zu einer Normalisierung des Preisniveaus sein“, erklärt der ADAC-Sprecher.

Am 10. März war Diesel so teuer wie nie zuvor. Damals kostete ein Liter im bundesweiten Mittel 2,321 Euro. Am Montag lag der Preis bei 2,054 Euro. Den rasanten Anstieg bei Diesel erklärte sich der ADAC unter anderem aus der verstärkten Nachfrage nach Heizöl, da viele Nutzer – entgegen den sonstigen Gewohnheiten – frühzeitig ihre Tanks füllten. Super E10 war am 14. März auf seinem Allzeithoch mit 2,203 Euro. Mittlerweile ist der Preis auf 1,997 Euro je Liter gefallen. Seit den Höchstständen haben Benzin und Diesel fast die Hälfte ihres Zuwachses wieder abgegeben, der Preisanstieg seit Kriegsbeginn liegt bei Super E10 aber immer noch bei fast 14 Prozent und bei Diesel sogar bei 23 Prozent, legt der Auto-Club dar.

Dennoch seien die Preise weiterhin viel zu hoch, meint die Lobbbyorganisation. Laut ADAC-Einschätzung müsste Super E10 unter 1,90 Euro, statt unter zwei Euro, liegen, weil die Rohöl-Notierungen gefallen seien. Angemessen darauf reagiert hätten die Konzerne aber bisher nicht. „Dass die Preise jetzt so deutlich gesunken sind, war überfällig. Insbesondere der Benzinpreis war zwischenzeitlich komplett vom Rohölpreis entkoppelt. Die Mineralölgesellschaften haben hier mit ihren Raffinerien eine ganze Zeit lang sehr gutes Geld verdient“, erklärt der ADAC weiter.

Auf Dienstag legten die Rohölpreise wieder zu. „Dahinter steht die Erwartung, dass weitere Sank­tionen gegen Russ­land auf den Weg gebracht werden und dass von der EU der schnellst­mög­liche Ausstieg aus den russischen Energie­importen voll­zogen wird“, informiert die Plattform Tecson. Die Preise schwanken derweil weiter. Tecson: „Aus der Abnahme russischen Öls könnte man sicherlich schnell raus, müsste auf dem Welt­markt aber mehr bezahlen. Und diese Szenarien steuern an den Ölbörsen die Preis­kurve wieder nach oben.“

US-Präsident Joe Biden hat beispielsweise in den vergangenen Monaten bereits zweimal die US-Ölreserven angezapft. Jetzt gibt er weitere 180 Millionen Barrel frei. Der Ölpreis lag am Dienstag bei etwa 108 US-Dollar je Barrel der Öl-Sorte Brent, am 9. März waren es knapp 130 US-Dollar.

Eine YouGov-Umfrage hat gezeigt, dass viele Deutsche bereit sind, Energie zu sparen. Dem gegenüber steht aber eine Auswertung aus TomTom-Nutzungsdaten, die zeigt, dass die Menge an Staus und die Fahrgeschwindigkeit genauso hoch liegen wie vor der Ukraine-Krise. Ein Tempolimit auf Autobahnen wird bisher nicht verhängt, obwohl es die Internationale Energieagentur als möglichen Schritt vorschlägt, um von russischem Öl unabhängiger zu werden.

Der ADAC rät Autofahrern weiterhin dazu, Spritpreise mit einer App zu vergleichen und in den Abendstunden ihre Tanks aufzufüllen. „Außerdem sollten sie Alternativen ausloten – Fahrgemeinschaften bilden, falls möglich das Rad nehmen oder auf den ÖPNV umsteigen“, rät der ADAC-Sprecher. Die meisten gefahrenen Strecken seien kürzer als fünf Kilometer und hier würde in Relation zur Länge der meiste Sprit verbraucht. Für die gebe es naheliegende Alternativen, also das Fahrrad. „Im fließenden Verkehr mitzuschwimmen“ spare zusätzlich Sprit – schnell hochschalten, wenig bremsen und beschleunigen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort