WM 2014 Nationalmannschaft wird zum Lazarett

Düsseldorf · Torhüter Manuel Neuer trägt den Arm wegen einer Schulterverletzung in einer Schlinge, und Philipp Lahm muss ein paar Tage pausieren - die Zahl der angeschlagenen Spieler im WM-Aufgebot steigt weiter.

Manuel Neuer verlässt Arztpraxis mit dicker Bandage
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Vor ziemlich genau vier Jahren herrschte große Aufregung in Fußball-Deutschland. Michael Ballack, der Kapitän der Nationalmannschaft, war vom Ghanaer Kevin-Prince Boateng in den Krankenstand getreten worden. Ballack, damals in Diensten des FC Chelsea, musste seine Teilnahme an der Fußball-WM absagen. Der ARD war das einen "Brennpunkt" wert, das ZDF sendete ein "Spezial" - ganz so, als sei eine Naturkatastrophe über das Land hereingebrochen oder ein politisches Erdbeben habe die Republik erfasst.

Gestern Mittag drohte ähnlich große Not. Bilder von Manuel Neuer machten die Runde. Der Torwart der Fußball-Nationalmannschaft verließ die Praxis des Arztes seines Vertrauens mit bandagierter Schulter und Arm in einer Schlinge. Dass Dr. Hans-Wilhelm Wohlfahrt zunächst kein Bulletin an die Öffentlichkeit gab, ließ die Spekulationen ins Kraut schießen. Fehlt Neuer bei der WM?

Die Bayern in der Einzelkritik
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Nein, er fehlt nicht. "Die anstehende Weltmeisterschaft in Brasilien ist weder für Lahm noch für Neuer in Gefahr!", schrieb der FC Bayern München in einer Erklärung. Mit dem Ausrufezeichen gab der Klub dem Statement besonders Gewicht. Wie Neuer hatte sich auch Lahm im DFB-Pokalfinale gegen Borussia Dortmund eine Verletzung zugezogen. Lahm laboriert an einem Bluterguss im linken Sprunggelenk nach einem Kapseleinriss, Bänder und Knochen sind nicht verletzt, der Kapitän muss fünf bis sieben Tage mit dem Training aussetzen. Neuer, so die Information des FC Bayern, erlitt einen kleinen Einriss am Kapselbandapparat des rechten Schultereckgelenks. Der Torwart muss mit dem Training kürzer treten.

Beide reisen morgen nach Südtirol, wo Bundestrainer Joachim Löw 27 WM-Kandidaten versammelt. In den nächsten elf Tagen will er die Mannschaft in WM-Verfassung bringen. Das Fünf-Sterne-Hotel, in dem das Team logiert, wird angesichts der Vielzahl an angeschlagenen oder noch im Formaufbau befindlichen Profis zum Lazarett. Im Passeiertal werden Lahm und Neuer mehrmals täglich ärztlich behandelt werden, um dann je nach Heilungsverlauf ins Training einzusteigen. "Das Foto mit Armschlinge sah natürlich dramatisch aus. Aber das wird schon", verbreitete der Torwart gestern über seine Facebook-Seite.

Zu den Spielern, über deren Leistungsfähigkeit noch Ungewissheit herrscht, zählt auch Bastian Schweinsteiger. Der Mittelfeldspieler - bei der WM 2010 stärkster Mann des deutschen Teams - musste wegen einer Entzündung der Patellasehne auf die Teilnahme am Pokalendspiel verzichten. Noch ist nicht absehbar, wann Schweinsteiger wieder voll belastbar ist.

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Sami Khedira wird morgen nicht nach Südtirol reisen. Er steht mit Real Madrid am Samstag im Finale der Champions League gegen den Stadtrivalen Atletico. Rund ein halbes Jahr nach seinem Kreuzbandriss kam er aber erst kürzlich wieder in einem Pflichtspiel zum Einsatz. Khedira fehlt auf jeden Fall die Spielpraxis. Es heißt, Löw habe den Mönchengladbacher Christoph Kramer nur deshalb noch ins vorläufige Aufgebot geholt, weil er von der Fitness Khediras nicht hundertprozentig überzeugt sei. Auch Schalkes Benedikt Höwedes, der Römer Miroslav Klose und Leverkusens Lars Bender plagten sich mit gesundheitlichen Problemen.

Dennoch verbreitete der Bundestrainer Zuversicht. "Wir wollen Weltmeister werden", betonte er mit Nachdruck, "je näher das Turnier rückt, desto ruhiger werde ich, weil ich weiß und darauf vertraue, dass wir an alles gedacht haben. Ich kann versprechen: Wir werden gut vorbereitet sein." Vor den vergangenen Turnieren gelang es den Trainern und Betreuern noch jedes Mal, die Nationalspieler auf ein höheres Fitness-Niveau zu bringen. Gerade angesichts der klimatischen Bedingungen spielt die Verfassung ein große Rolle. "Ich betone gerne noch einmal: Das Turnier wird allen Spielern körperlich alles abverlangen. Die Spieler, die mit nach Brasilien kommen, müssen also topfit und voll im Rhythmus sein", sagte Löw, "dafür steht vorher das Trainingslager im Passeiertal in Südtirol an".

(RP)
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