Bensebaini der aktuellste Borussias Rotsünder-Geschichte begann nach nur 85 Bundesliga-Minuten

Mönchengladbach · Ramy Bensebaini ist der bislang letzte Borusse, der vom Platz flog. Wir haben eine kleine Geschichte der Gladbacher Platzverweise zusammengestellt. Wer vorn liegt, wer der Erste war, wer die größten „Sünder“ sind.

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Foto: Dirk Paeffgen

An Ramy Bensebaini und seiner verbalen Entgleisung nach der Gelb-Roten Karte gegen den SC Freiburg (0:0) am 4. März haben sich die versammelten Fußball-Experten ebenso abgearbeitet wie Borussias Fans. Die frühere Nationalspielerin Tabea Kemme empfahl zum Beispiel, Bensebaini wegen seines auf Französisch in die Fernseh-Kameras gebrüllten „Hurensohn“ zu Sozialstunden zu verdonnern. Dem kam die Gerichtsbarkeit des Deutschen Fußball-Bundes nicht nach. Bensebaini wurde über die obligatorische Ein-Spiel-Sperre für die Gelb-Rote Karte hinaus für ein weiteres Spiel gesperrt und er muss 15.000 Euro Strafe zahlen. Dem Urteil hat Borussia zugestimmt.

Nun könnte man meinen, dass der wenig zimperliche Algerier in der Borussia-internen Rotsünder-Kartei einen der Spitzenplätze belegt. Doch mit dem Ausschluss gegen Freiburg hat er es soeben in die Kategorie „Borussen, die mindestens zweimal vom Platz flogen“ geschafft. Das erste und zuvor einzige Mal „zog“ Bensebaini Doppel-Gelb beim 3:1-Sieg gegen Werder Bremen am 10. November 2019, das war in seiner ersten Saison als Borusse und in seinem erst dritten Bundesligaspiel.

Kurios: Damals wie jetzt traf es Bensebaini in der 87. Minute, da jedoch wegen wiederholten Foulspiels und nicht wegen Meckerns. Markus Hausweiler, Zeljko Sopic, Enrico Gaede, Hubert Fournier und Bensebainis aktueller Team-Kamerad Alassane Plea haben ebenfalls zweimal Gelb-Rot gesehen als Borussen und erlaubten sich darüber hinaus nichts.

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Foto: dpa/David Inderlied

„Haudegen“ wie Berti Vogts oder Luggi Müller hat es hingegen nie erwischt in Sachen Platzverweis, ganz vorn im Rotsünder-Ranking stehen aber drei frühere Gladbach-Kapitäne. Die Nummer eins unter den Platzverweis-Sammlern ist einer, dem heute noch viele Fans nachtrauern, weil Typen wie er fehlen: Granit Xhaka.

Der Schweizer musste insgesamt sechsmal vorzeitig vom Platz. Allerdings nur einmal mit glatt Rot, in den anderen fünf Fällen beendeten Gelb-Rote Karten seinen Arbeitstag vorzeitig. In der Saison 2015/16 arbeitete Xhaka besonders fleißig an seinem Spitzenplatz: Dreimal flog er zwischen dem 30. August und 20. Dezember vom Feld.

Stefan Effenberg ist die Nummer zwei hinter Xhaka. Dass der „Tiger“ kein Kind von Traurigkeit war, ist bekannt. Fünfmal musste er vom Feld, zweimal mit Rot, dreimal mit Gelb-Rot. Im April 1996 traf es ihn gleich zweimal. Zunächst sah er beim 2:0 in Bremen am 10. April die Ampelkarte, dann am 28. April beim 1:1 gegen Fortuna Düsseldorf den roten Karton, weil er Schiedsrichter Hellmut Krug auflaufen ließ. Gesperrt wurde „Effe“ aber nicht.

Die Nummer drei der Liste ist heute Scouting-Chef des Klubs: Steffen Korell. Zweimal Rot und zweimal Gelb-Rot gab es für ihn, alle vier Spiele, in denen der Abwehrchef „flog“, gingen zu Null verloren für die Gladbacher. Da er auch wegen einiger Verletzungen nur auf 89 Spiele für Gladbach kam, ist seine Platzverweis-Quote beachtlich, rund alle 22 Spiele musste Korell vorzeitig runter. Allerdings ist Xhaka nicht weit weg, ihn ereilte das Schicksal alle 23 Spiele. Effenberg passierte das „nur“ jedes 43. Spiel.

Die reinen Rot-Könige der Borussen sind Max Eberl und Bernd Korzynietz. Beide sahen in ihrer Zeit in Gladbach jeweils dreimal glatt Rot. Eberl, der Ex-Manager, holte sich zwei seiner Platzverweise im September 2002 ab. Am 1. September traf es ihn beim DFB-Pokalspiel beim SV Babelsberg und am 14. September beim 1:1 auf dem Bökelberg gegen den VfB Stuttgart.

Dreimal vom Platz flog auch der schwedische Stürmer Martin Dahlin, allerdings sah er nur einmal Rot und zweimal die „Ampel“. Doch die Rote Karte, die er sich am 16. April 1996 beim 1:1 gegen den 1. FC Kaiserslautern mit einem Ellenbogenschlag einhandelte, schmerzte Gladbach in der Schlussphase der Saison enorm. Ohne ihren mit 15 Treffen besten Torschützen verpassten die Gladbacher fast die Qualifikation für den Uefa-Cup. Vierter wurde Borussia immerhin dann doch. Was mit Dahlin dringewesen wäre in dieser Saison, ist spekulativ. Doch trug sein Fehlen vielleicht dazu bei, dass unsere Redaktion damals zu dem Schluss kam: „Es war eine Saison der verpassten Chancen.“

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Foto: dpa/David Inderlied

Die erste Rote Karte der Borussen in ihrer Bundesliga-Geschichte ließ im Übrigen gerade mal 85 Minuten auf sich warten. Albert Jansen wurde im ersten Spiel nach dem Aufstieg bei Borussia Neunkirchen (1:1) wegen Handspiels des Feldes verwiesen. Es war an jenem 14. August 1965 „ein Bundesliga-Einstand in Rot‘“, heißt es in Borussias Chronik.

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