Nach Herrlichs Aus bei Bayer Drei Fragen zu Bayers Trainerwechsel

Leverkusen · Die Verpflichtung des Niederländers als neuen Mann an der Seitenlinie bei Bayer Leverkusen wirft einige Fragen auf. Vor allem am System der Werkself wird sich wohl etwas ändern.

 Peter Bosz ist der neue Mann auf Bayers Trainerbank, auf der er 2017 bereits als Coach des BVB Probesitzen konnte.

Peter Bosz ist der neue Mann auf Bayers Trainerbank, auf der er 2017 bereits als Coach des BVB Probesitzen konnte.

Foto: dpa/Bernd Thissen

Nun ist es offiziell: Peter Bosz übernimmt zum Start der Rückrundenvorbereitung am 4. Januar das Amt von Cheftrainer Heiko Herrlich. Für den geschassten 47-jährigen Coach kam der 3:1 (2:1)-Erfolg gegen Berlin nach Toren von Kai Havertz (2) und Kevin Volland zu spät, um seinen Job zu retten. Der Niederländer Bosz bringt in Hendrik „Hendrie“ Krüzen seinen Co-Trainer mit. Nico Schneck, den Herrlich aus Regensburg als seinen Assistenten unters Bayer-Kreuz geholt hatte, wird den Werksklub ebenfalls verlassen. Aus dem Wechsel ergeben sich drei Fragen.

Welche Rolle spielte Rudi Völler bei der Trainerentlassung? Der Sportgeschäftsführer von Bayer 04 zeigte einmal mehr, dass es ihm schwerfällt, sich von einem Trainer zu trennen. Bereits beim Wechsel von Roger Schmidt zu Tayfun Korkut betonte der 58-Jährige, dass er gerne mit dem bisherigen Coach weitergemacht hätte. Die selben Worte wählte er nun, um seine Verbundenheit zu Herrlich auszudrücken. Auch wenn der Zeitpunkt angesichts zuletzt zweier Siege bemerkenswert erscheint, musste nun auch Völler anerkennen, dass eine Entwicklung in der Mannschaft in dieser Halbserie nicht zu erkennen war. Im Gegensatz zu Ex-Sportdirektor Jonas Boldt, der wohl schon im Sommer Herrlich hatte absetzen wollen, hielt Völler lange am gebürtigen Mannheimer fest. Doch in der vergangenen Woche zerbröselte der Rückhalt angesichts des wachsenden Drucks und der Option Peter Bosz, der schon im Sommer 2017 Thema in Leverkusen war.

Was wird Heiko Herrlich vorgeworfen? Bereits die Schlussphase der vergangenen Rückrunde verlief nicht optimal. Die Herrlich-Elf verspielte einen Champions-League-Platz. Der Negativtrend setzte sich in der Hinrunde fort. Herrlich gelang es nicht, Konstanz in Leistungen und Ergebnisse zu bringen. Seine ruhige und besonnene Art wurde ihm bisweilen negativ ausgelegt. Zudem hat sich mit Ausnahme von Nationalspieler Havertz und eventuell noch Aleksandar Dragovic unter Herrlich kein Spieler wesentlich verbessert, was angesichts des vorhandenen Talents in der Werkself dürftig ist. Den Vorwurf der mangelnden Weiterentwicklung muss er sich gefallen lassen.

Was wird sich unter Peter Bosz taktisch ändern? Bosz ist ein Verfechter des klassischen, vor allem in den Niederlanden favorisierten 4-3-3-Systems, das er auch bei seinen letzten Trainerstationen in Amsterdam und Dortmund hat spielen lassen. Es ist davon auszugehen, dass er diese offensiv geprägte Formation mit nach Leverkusen bringt. Die Zeiten von Herrlichs 4-2-3-1 sind damit vorbei. Allerdings hat seine Amtszeit beim BVB gezeigt, wie anfällig das System von Peter Bosz sein kann. Die Balance zwischen Offensive und Defensive stimmte nicht. Das war indes auch unter Herrlich ein Manko.

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