Aus für Herrlich – Bosz übernimmt Bayers Trainerwechsel mit langem Anlauf

Leverkusen · Der 55-jährige Niederländer löst Heiko Herrlich als Trainer von Bayer Leverkusen ab. Der Ablauf des Trainerwechsels wirft kein gutes Licht auf den Verein, ist aber auch typisch für den Werksklub.

 Bayers neuer Trainer Peter Bosz.

Bayers neuer Trainer Peter Bosz.

Foto: AP/Francisco Seco

Dass der 47-jährige Herrlich am vierten Advent entlassen wird, mutet angesichts der Tatsache, dass er zuletzt drei Heimsiege in Serie schaffte, befremdlich an. „Acht, neun Punkte“ hatte Völler von Herrlich aus den letzten vier Spielen vor der Winterpause gefordert. Am Ende waren es neun. Dass Herrlich nun trotzdem gehen muss, begründete Sportgeschäftsführer Rudi Völler mit einer „Stagnation in der Entwicklung des Teams“. Diese sei nicht mehr zu leugnen, „auch wenn wir zum Jahresende hin wieder den Anschluss an die internationalen Plätze geschafft haben“. Bayer 04 belegt nach der Hinrunde den neunten Platz und ist damit erstmals in dieser Spielzeit einstellig.

Leverkusens Geschäftsführer Fernando Carro sieht nun die Mannschaft in der Pflicht. „Sie muss wieder regelmäßig die ohne Zweifel vorhandene Qualität abrufen, die sie im vergangenen halben Jahr leider zu selten demonstriert hat“, betonte der 54-Jährige. Die Begründungen für den Wechsel auf der Trainerbank – so berechtigt sie auch sein mögen – hinterlassen angesichts der in den vergangenen Monaten getätigten Aussagen Völlers jedoch einen faden Beigeschmack. Der Weltmeister von 1990 hatte sich nach dem verkorksten Saisonstart mit drei Niederlagen sowie auch danach spielerisch wenig überzeugenden Auftritten der Werkself vehement hinter Herrlich gestellt und versucht, jede Trainerdiskussion im Keim zu ersticken.

Bayers ehemaliger Sportdirektor Jonas Boldt, dessen Posten Simon Rolfes erst vor wenigen Wochen überraschend übernommen hat, soll hinter den Kulissen schon früh in der Saison auf einen Trainerwechsel gepocht haben. Doch der Werksklub zog trotz anhaltender sportlicher Krise nicht in den Länderspielpausen des Herbstes die Reißleine, die passendere Zeitpunkte gewesen wären. Dass Bayer 04 bisweilen eher zu spät als zu früh reagiert, ist nicht neu: Bereits bei der Entlassung von Roger Schmidt im März 2017 hatte Leverkusen zu lange gezögert. Nur knapp gelang Leverkusen anschließend der Klassenerhalt.

Nun liegt es also an Bosz, Bayer Leverkusen erneut in das internationale Geschäft zu führen. Der 55-Jährige, der einen Vertrag bis 2020 unterschrieben hat, stehe für „offensiven, temporeichen und begeisternden Fußball“ (Rolfes). Bereits vor anderthalb Jahren stand Leverkusen mit Bosz in Kontakt. Damals entschied er sich jedoch für den BVB – und Bayer holte Herrlich. Der Niederländer wird in Leverkusen zeigen müssen, dass er aus seinen Fehlern in Dortmund, wo er in der vergangenen Saison entlassen wurde, gelernt hat. Am 4. Januar ist Trainingsstart.

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