Starker Auftritt gegen Hertha Lucas Alario beweist seinen Wert für die Werkself

Leverkusen · Das Traumtor des Argentiniers leitet eine furiose Viertelstunde ein, die letztlich das Spiel gegen Hertha BSC für Bayer entscheidet. Der Geniestreich des Angreifers ist auch das Ergebnis eines Seitenwechsels auf den Flügeln.

Torschütze Lucas Alario ballt die Faust und umarmt Vorlagengeber Moussa Diaby.

Torschütze Lucas Alario ballt die Faust und umarmt Vorlagengeber Moussa Diaby.

Foto: imago images/RHR-Foto/Dennis Ewert

Die vergangenen Wochen waren nicht einfach für Lucas Alario. Er fand sich häufig auf der Ersatzbank wieder, auch die Verletzung von Topstürmer Patrik Schick brachte ihm keine Garantie für die Startaufstellung. Der Argentinier war bisweilen auch das Opfer notwendiger Systemveränderungen. Trat Bayer mit einer Dreier-, beziehungsweise Fünferkette an, war für den 29-Jährigen kein Platz in der ersten Elf. Zudem setzte Gerardo Seoane bisweilen lieber auf Winterzugang Sardar Azmoun, der Spielpraxis braucht. Oder der Trainer der Werkself setzte gar auf eine Angriffsreihe ohne gelernten Mittelstürmer.

Beim 2:1 (2:1)-Sieg gegen Hertha BSC spielte Alario von Beginn an – und hinterließ bleibenden Eindruck. Das liegt vor allem an der Szene aus der 35. Minute. Moussa Diaby setzte sich über die rechte Seite gekonnt durch und spielte einen flachen, durchaus scharfen Ball in den Strafraum. Dort kam Alario der Kugel entgegen, nahm sie technisch stark an und mit, ehe er einen satten Schuss aus der Drehung folgen ließ. Herthas Verteidiger Marc-Oliver Kempf hatte dem nichts entgegenzusetzen. Das gilt auch für Berlins Ersatzkeeper Marcel Lotka, der nach einer Viertelstunde für den verletzten Alexander Schwolow in die Partie kam – ausgerechnet gegen seinen ehemaligen Ausbildungsklub. Der 20-Jährige konnte Alarios Geschoss nicht entschärfen. Es schlug präzise im linken oberen Eck ein.

Die Frage, ob er den Ball genau da haben wollte, beantwortete der Argentinier nach der Partie schmunzelnd: „Ehrlich gesagt, nein.“ Er habe lediglich versucht, den Ball mit viel Wucht diagonal auf das Tor zu bringen. „Dann ist er im Winkel gelandet, wo der Torwart nicht drankam oder ihn nicht erwartet hat. Es kann schon gut sein, dass es eines meiner schönsten Tore war.“ Viel mehr freue sich der Angreifer aber über den Sieg gegen einen Gegner, der es Bayer sehr schwer gemacht habe. „Sie haben sehr aggressiv gespielt.“

Alarios Treffer war auch die Folge eines Seitenwechsels. Karim Bellarabi begann rechts, Moussa Diaby links. Nach einer halben Stunde tauschten die beiden Flügelspieler – und plötzlich geriet die bis dahin relativ stabile Defensive der Gäste ins Wanken. Etwa fünf Minuten nach dem 1:0 bereitete Diaby auch noch das 2:0 durch Bellarabi vor, erneut mit einer Hereingabe von der rechten Seite. Das Wechselspiel auf den Außenbahnen sei nicht explizit geplant gewesen, sagte Alario. „Es hat sich einfach aus den Umständen im Spielverlauf ergeben. Ich denke, dass es sehr wertvoll ist, variable Spieler auf den Flügeln zu haben, die die Seiten tauschen können.“

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Der Anschlusstreffer kurz vor der Halbzeit war der Schlusspunkt der furiosen Viertelstunde, die letztlich das Spiel entschieden hat. Bayer hätte in der zweiten Halbzeit zwar nachlegen können, vergab aber seine besten Chancen durch den eingewechselten Winterzugang Sardar Azmoun (75./81.). Auch Robert Andrich hatte das 3:1 in der Schlussphase auf dem Kopf (85.) – nach einer Freistoßflanke von Diaby.

Seoane fand nach der Partie viele lobende Worte für Alario, der in dieser Saison bei seinen Einsätzen längst nicht immer überzeugen konnte. „Er ist ein Strafraumstürmer, der solche Situationen gut löst.“ Den sehenswerten Treffer beschrieb der Schweizer mit einer kurzen Formel: „schnelle Drehung, satter Schuss, unglaublich tolles Tor. Das zeigt seine Qualität.“ Er habe in der Vorbereitung auf die Partie das Gefühl gehabt, dass es gegen die Hertha ein ideales Spiel für den Argentinier sein könnte. „Wenn wir viel Ballbesitz haben, brauchen wir immer einen Spieler im Sechzehner, der alleine mit einer Drehung etwas kreieren kann. Er hat den Riecher für das Tor, braucht aber natürlich auch Flanken. Es hat noch ein bisschen gefehlt, dass wir die Grundlinie häufiger erreichen, um ihn noch besser einsetzen zu können.“

Durch das Comeback von Patrik Schick, Alario und Azmoun hat der Coach trotz aller Ausfälle im Kader zumindest im Sturm kein Problem. „Das ist eine sehr gute Konstellation für uns“, sagte Seoane. Die könnte aber nur noch bis zum Sommer Bestand haben. Zuletzt häuften sich Meldungen, dass der mit seinem Status unzufriedene Südamerikaner nach rund fünf Jahren bei der Werkself trotz seines Vertrages bis 2024 mit einem Wechsel liebäugelt. Schon in der Winterpause gab es entsprechende Gerüchte und wohl auch konkretes Interesse von Hertha BSC, Eintracht Frankfurt sowie Klubs aus dem Ausland, doch Bayer wollte ihn nicht ziehen lassen.

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