Bayer-Angreifer im Interview Volland hat Hoffnung auf Nationalelf noch nicht aufgegeben

Exklusiv | Leverkusen · Kevin Volland ist aktuell der Topscorer von Bayer Leverkusen. Im Interview spricht der Angreifer über den Aufschwung der Werkself, seine Rolle im Team und seine Hoffnung auf einen Anruf von Bundestrainer Joachim Löw.

Kevin Volland im Trikot von Bayer Leverkusen

Kevin Volland im Trikot von Bayer Leverkusen

Foto: imago/Eibner/EIBNER/Thomas Thienel

Herr Volland, während des Spiels in Hannover haben Sie beim Schneeschippen geholfen, zwei Tore erzielt und anschließend auch noch die dreckige Wäsche in den Mannschaftsbus getragen. Sind Sie derzeit Bayers Allzweckwaffe?

Kevin Volland Ich bin gut drauf, das stimmt (lacht). Meine Mitspieler machen es mir derzeit aber auch einfach, servieren mir viele Bälle. Wir sind auf einem guten Weg, unsere Ziele zu erreichen und spielen bislang eine starke Rückrunde. Wenn es in der Mannschaft gut läuft, profitiert jeder Einzelne davon.

In den vergangenen sieben Partien haben Sie fünf Tore erzielt und fünf weitere vorbereitet. Wie viel Spaß macht es derzeit, Stürmer bei Bayer Leverkusen zu sein?

Volland Auch im vergangenen Jahr hatte ich schon eine sehr gute Saison, in der ich 14 Tore erzielt habe. Was die Scorerpunkte angeht, habe ich jetzt schon einen mehr. Ich bin froh, dass ich meine Leistungen bestätigen kann.

Welchen Anteil hat die Systemumstellung von Peter Bosz daran?

Volland Es ist ein anderer Fußball, den wir im 4-3-3 spielen. Wir sind offensiver und haben kürzere Wege zum Tor, wenn wir die Bälle erobern. Julian Brandt und Kai Havertz funktionieren zudem hervorragend auf den Achter-Positionen.

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Seit Lars Bender verletzt fehlt, führen Sie die Werkself als Kapitän auf den Platz. Hat der neue Trainer Sie als Stellvertreter bestimmt?

Volland Das hat sich so ergeben. In der kurzen Vorbereitung standen wir vor ganz anderen Herausforderungen. Wir mussten zunächst das System verinnerlichen, über anderes haben wir nicht groß gesprochen. Aber es gibt eine klare Hierarchie in der Mannschaft und an der hat sich auch nichts geändert. Nach Lars Bender habe ich ja auch die meisten Bundesliga-Spiele im Kader (211; Anm. d. Redaktion).

Wie interpretieren Sie die Rolle?

Volland Lars ist unser Kapitän und ein sehr guter Motivator. Ich bin da etwas anders. Auf dem Platz übernehme ich aber auch gerne Verantwortung, coache viel und versuche zu helfen, wo ich kann. Das ist meine Aufgabe als Stellvertreter.

Können Sie gut mit Kritik umgehen?

Volland Natürlich ist man nicht immer einer Meinung. Aber mit Kritik muss und kann ich umgehen. Je älter ich werde, desto besser weiß ich selbst, wenn ich nicht gut gespielt habe. Ich habe aber den Eindruck, dass viele Bewertungen zumeist auf oberflächlicher Betrachtung basieren. Sie schauen sich die TV-Höhepunkte an und registrieren, wer die Tore gemacht und wer eins vorbereitet hat. Welcher Spieler viel arbeitet, wie oft Verteidiger hinten klären – das juckt nur noch wenige. Oft zählt nur noch, wer aktuell medial gehypt wird, die Tore schießt und gewinnt. Die richtigen Fans und die, die Ahnung von Fußball haben, können das besser einschätzen. Und wenn es aus deren Mund kommt, ist man auch kritikfähig.

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Es ist auffällig, dass Sie auf dem Platz viele Wege gehen, die sich der ein oder andere Profi spart. Ist das eine besondere Qualität?

Volland Das ist meine Art, Fußball zu spielen. Wenn ich daran etwas ändern müsste, könnte ich gleich aufhören. Es ist enorm wichtig für unser System, dass wir laufstarke Spieler haben – wie zum Beispiel auch Kai Havertz und Julian Baumgartlinger.

Wie würden Sie Peter Boszs Umgang mit den Spielern beschreiben?

Volland Er hat eine klare Ansprache, ist sehr sachlich und ruhig. Und wenn ihm etwas nicht passt, spricht er es ganz gerade heraus und offen an. Die Trainingswoche vor dem Hannover-Spiel war beispielsweise nicht sonderlich gut von uns. Da haben wir schon gemerkt, dass er uns auf Spannung bringen will und muss. Bei ihm weiß jeder, woran er ist. Er reitet weniger auf schlechten Szenen herum, sondern zeigt vielmehr Lösungswege, wie wir es besser machen können.

Es stehen bald zwei Länderspiele gegen Serbien und die Niederlande an. Würden Sie sich wundern, wenn der Bundestrainer Sie nominiert?

Volland Wie sagt man so treffend: Die Hoffnung stirbt zuletzt. Aber mein letztes Spiel für Deutschland habe ich im November 2016 gemacht. Das ist schon eine Weile her. Natürlich ist es immer eine große Ehre, für sein Land zu spielen. Ich bin aber niemand, der sich irgendwo reinreden will. Ich konzentriere mich darauf, konstant im Klub meine Leistungen zu bringen.

Wann hatten Sie das letzte Mal Kontakt zu Joachim Löw?

Volland Das war vor dem Confed-Cup 2017. Ich war verletzt, hatte einen Muskelfaserriss. Ansonsten wäre ich eventuell dabei gewesen.

Am Sonntag steht Ihr 100. Pflichtspiel für die Werkself an. Was erwarten Sie für ein Spiel gegen Bremen?

Volland Es wird schwierig. In Bremen haben wir es super gemacht, aber Werder hat gezeigt, dass es die Qualität hat, jederzeit ins Spiel zurückzukommen. Wenn wir es schaffen, ihnen unseren Ballbesitzfußball aufzuzwingen und gut im Pressing sind, werden wir gewinnen. Max Kruse, Maximilian Eggestein und Milot Rashica sind super drauf. Auf diese Jungs müssen wir aufpassen.

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