Olympia in Deutschland „Ich hoffe, die Chance ist größer geworden“

München/Hamburg · Auch deutsche Spitzensportler wie Malaika Mihambo oder die ehemalige Bahnrad-Fahrerin Kristina Vogel sprechen sich für eine deutsche Olympia-Bewerbung aus - doch es gibt freilich auch kritische Stimmen.

 Das Olympiastadion ist während der Eröffnung der European Championships 2022 blau angeleuchtet.

Das Olympiastadion ist während der Eröffnung der European Championships 2022 blau angeleuchtet.

Foto: dpa/Soeren Stache

Kristina Vogel hat Olympische Spiele selbst erlebt, sie weiß, wie groß, gewaltig und bedeutsam sie sind. Zweimal hat sie unter den Ringen Gold gewonnen auf dem Bahnrad. In den vergangenen eineinhalb Wochen war sie Zeugin der European Championships und der „gigantischen“ Begeisterung der Zuschauer - und spricht nun aus, was viele denken: „Ich hoffe, dass die Chance auf Olympia größer geworden ist“, sagte sie dem SID.

Auch Malaika Mihambo, Weitsprung-Olympiasiegerin und zuletzt dreimal „Sportlerin des Jahres“, „fände es schön, wenn Olympische Spiele in Deutschland stattfinden“ und begrüßt, dass wieder „darüber nachgedacht“ wird: „Ich würde mich freuen, wenn man das mit Herz füllt. Wichtiger sei ihr aber, „dass die olympischen Werte, die dahinterstehen in Deutschland gelebt werden“, sagte sie dem SID am Rande des Sport-Bild-Awards in Hamburg.

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) will eine Bewerbung angehen, er hat die Unterstützung der Politik zugesagt bekommen - doch es gibt auch kritische Stimmen. Er glaube nicht, dass eine Olympia-Bewerbung „Sinn machen würde“, sagte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter im ZDF, es sei denn: „Das IOC müsste sich bewegen und den Veranstaltungsorten deutlich mehr Spielraum bei der Gestaltung lassen. Dann könnte man darüber nachdenken.“

Mit den European Championships konnte München praktisch frei von Fesseln ein Volkssportfest inszenieren, das von der Bevölkerung akzeptiert wurde. Die Entscheidung von Bund, Land und Stadt, „100 Millionen Euro auf den Tisch zu legen, hat sich als absolut richtig erwiesen“, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. In seinen acht Jahren als OB sei es die einzige Veranstaltung gewesen, „bei der es keine Kritik gab“, ergänzte Reiter.

Tatsächlich scheint die Politik bei allem Wohlwollen für eine deutsche Olympia-Bewerbung das Thema eher defensiv angehen zu wollen - höchste Priorität hat es nicht. Auch die Beachvolleyballerin Karla Borger fiel als Präsidentin des Vereins Athleten Deutschland eher durch Zurückhaltung auf: „Der Wunsch nach Olympia ist schon da, aber ich weiß nicht, ob das nicht zu groß ist im Moment“, sagte sie zum Abschluss der European Championships.

Tatsächlich besteht keine Eile. Die Sommerspiele sind ohnehin bis 2032 an Paris, Los Angeles und Brisbane vergeben. Zumindest umstritten wäre wohl eine Bewerbung für 2036 - 100 Jahre nach den Nazi-Spielen von Berlin. Womöglich müsste das IOC dann auch zunächst mal Asien, vielleicht Indien, oder endlich Afrika berücksichtigen - sprich: neue Märkte erschließen. Allen Rufen nach mehr Nachhaltigkeit zum Trotz.

(SID/stja)
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