Vertrag mit Rheinmetall Deutschland bestellt Gepard-Munition für Ukraine

Brüssel · Die Ukraine braucht für den Krieg gegen Russland dringend Munition für ihre Flugabwehr. Deutschland handelt jetzt - in der Hoffnung, dass es nicht schon zu spät ist. Kampfjets sollen aber weiter kein Thema sein.

 Ein deutscher Gepard-Flugabwehrkanonenpanzer steht in Kiew (Archivfoto).

Ein deutscher Gepard-Flugabwehrkanonenpanzer steht in Kiew (Archivfoto).

Foto: dpa/Kay Nietfeld

Deutschland will nach Angaben von Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) erstmals wieder die dringend benötigte Munition für den Flugabwehrpanzer Gepard produzieren, der in der Ukraine im Einsatz ist. Der Minister sagte am Dienstag am Rande des Treffens der sogenannten Ukraine-Kontaktgruppe im Nato-Hauptquartier in Brüssel, „dass die Verträge unterschrieben sind mit den Herstellern“. Er fügte hinzu: „Wir werden jetzt unverzüglich wieder eigene Produktion aufnehmen bei Rheinmetall für Gepard-Munition.“

Das sichere die Unabhängigkeit und die schnellere Belieferung, sagte Pistorius weiter. Der Gepard leiste in der Ukraine „herausragende Dienste“ unter anderem bei der Drohnenabwehr, betonte der SPD-Politiker. Die Bundesregierung hat Kiew 37 der Flugabwehrpanzer zugesagt.

Nach Angaben der „Süddeutschen Zeitung“ geht es bei dem neuen Vertrag um 300.000 Schuss, die von Juli an in die Ukraine geliefert werden sollen. Die Munitionsvorräte für den Panzer liegen größtenteils in der Schweiz, die einer Weitergabe an die Ukraine aus Gründen ihrer Neutralität bisher nicht zugestimmt hatte.

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Die Frage nach Kampfjets für die Ukraine stellt sich nach Pistorius' Einschätzung dagegen derzeit nicht: „Ich glaube, dass alle verstanden haben, dass die Frage der Luftverteidigung und die Frage der Munitions-Nachbeschaffung viel wichtiger sind im Augenblick als die Diskussion über Kampfjets“, sagte er.

„Alle wissen, dass die Ausbildung allein zum Fliegen schon mehrere Monate dauert - geschweige denn die Vermittlung der Fähigkeiten, die es braucht, um die Waffensysteme auch zum Einsatz zu bringen“, sagte Pistorius. Als bisher einziges Nato-Land hat Großbritannien eine Ausbildung ukrainischer Kampfjet-Piloten zugesagt.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg nannte es die „oberste Priorität“, die schweren Waffen, modernen Luftabwehrsysteme und die Munition zu liefern, welche die Ukraine angesichts der erwarteten russischen Offensive benötige. „Sie können wirklich einen Unterschied machen“, sagte Stoltenberg. Kampfjets für die Ukraine schließe er zwar nicht aus, dies sei „jetzt aber nicht die dringlichste Frage“.

„Wir werden den Freiheitskampf der Ukraine langfristig unterstützen und ihr helfen, sich der Frühjahrsoffensive entgegenzustellen und voranzukommen“, sagte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin zum Auftakt der Beratungen der Ukraine-Kontaktgruppe, die aus den 30 Nato-Ländern und bis zu 20 Partnernationen besteht.

An den Brüsseler Gesprächen nahm der ukrainische Verteidigungsminister Oleksij Resnikow persönlich teil. Er äußerte auf Twitter die Hoffnung auf einen „sehr produktiven Tag“. Neben einem besseren Schutz vor russischen Luftangriffen und mehr Munition forderte er von den Verbündeten eine Stärkung der „Panzer-Koalition“ und eine schnellere Ausbildung ukrainischer Soldaten.

Am Dienstagnachmittag wollten die Nato-Verteidigungsminister zusammenkommen. Bei dem Treffen geht es bis Mittwoch um die Stärkung der Rüstungsproduktion, eine neue Zielmarke für die Verteidigungsausgaben sowie den Schutz der kritischen Infrastruktur wie Untersee-Pipelines.

(mzu/AFP)
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