Analyse Die Falle Facebook

Xanten · Ein vermeintlich gut gemeinter Facebook-Aufruf entfacht eine unglaubliche Diskussion in der Gruppe „Wir sind Xantener“. Das wirft die Frage auf, wie man im Internet eigentlich miteinander umgeht. Eine Analyse.

Wir sind Xantener tappen in Facebook-Falle
Foto: dpa

Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht: Davon konnten sich die Mitglieder der Facebook-Gruppe „Wir sind Xantener“ überzeugen. Und das sind immerhin fast 8000. Sie wurden am Wochenende Zeuge, welche Ausmaße ein einziger Post annehmen kann. In Zahlen: 158 Kommentare, 62-Gefällt-mir-Angaben und ein Administrator, der leider erst am Sonntag um 21.22 Uhr mit der Abschaltung der Kommentarfunktion der Diskussion ein Ende bereitete. „Ich deaktiviere die Kommentarfunktion, um die Lächerlichkeit nicht auf die Spitze zu treiben“, schreibt Randolf Vastmans. Recht hat er.

Darum ging es: Monika Kirschnick von den Baumfreunden Xanten bat darum, Bäume zu gießen. Davon fühlte sich Bürgermeister Thomas Görtz persönlich angegriffen. Der wiederum stellte seine Nachbarin Kirschnick bloß. Damit ist das Thema „Baum“ an dieser Stelle beendet. Nicht aber das Thema „Facebook und die tückischen Fallen der sozialen Medien“. Reihenweise sind die Kommentatoren in diese hinein getappt – allen voran Kirschnick und Görtz.

Nachbarn, die – so sagen es beide – nicht miteinander können. Das soll es geben. Das ist auch in Xanten kein Einzelfall. Einzigartig ist es aber, wie hier persönliche Schwierigkeiten öffentlich ausgetragen werden, wie die beteiligten Personen vorgeführt werden. Meine Mutter würde dazu sagen: „Es gibt immer einen, der ärgert, und einen, der sich ärgern lässt.“ Von einer Lehrerin und einem Bürgermeister erwarte ich – und mit dieser Meinung bin ich nicht alleine – ein bisschen mehr Anstand. Das gehört dort einfach nicht hin.

Doch das ist genau das Problem: In den sozialen Medien gibt es offenbar keine Hemmschwelle. Dort wird frei Schnauze beleidigt. Dort werden Behauptungen aufgestellt. Ob diese stimmen oder auch nicht, scheint die meisten nicht zu interessieren. Im Gegenteil: Sie stimmen mit ein. Der Mob wütet.

Das alles macht das Leben nicht einfacher, vor allem dann nicht, wenn man sich in der realen Welt wiedertrifft.

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