Nordwestbahn „Dass der Krankenstand so hoch sein wird, war nicht absehbar“

Rheinberg/Alpen/Xanten · Bei der Nordwestbahn fallen Verbindungen aus, weil viele Zugführer erkrankt sind. Dazu äußert sich Geschäftsführer Rolf Erfurt im Interview.

   Zahlreiche Verbindungen der Nordwestbahn fallen in dieser Woche aus.

Zahlreiche Verbindungen der Nordwestbahn fallen in dieser Woche aus.

Foto: kaußen

Die Nordwestbahn mit Sitz in Osnabrück, deren Züge unter anderem auf der Regionalbahnstrecke (RB) 31 (“Der Niederrheiner“) zwischen Xanten und Duisburg pendeln, hat Probleme: Es sind so viele Zugführer erkrankt, dass bis Ende dieser Woche nicht alle Verbindungen aufrecht erhalten werden können. Die Ursachen erklärt Rolf Erfurt, Geschäftsführer der Nordwestbahn.

Herr Erfurt, können Sie bereits sagen, welche Verbindungen beziehungsweise Züge auf der RB 31 „Der Niederrheiner“ betroffen sein werden und gibt es da schon Informationen zum Ersatzverkehr?

 Rolf Erfurt ist der Geschäftsführer der Nordwestbahn mit Sitz in Osnabrück.

Rolf Erfurt ist der Geschäftsführer der Nordwestbahn mit Sitz in Osnabrück.

Foto: NWB

Rolf Erfurt Die Situation ändert sich täglich. Wir arbeiten immer mit Hochdruck daran, alle Zugleistungen zu besetzen, gegebenenfalls auch durch kurzfristige dispositive Maßnahmen. Sobald feststeht, dass eine Zugleistung trotz aller Anstrengungen nicht besetzt werden kann, versuchen wir einen Ersatzverkehr zu organisieren und kommunizieren diesen entsprechend umgehend. Unsere Leitstelle und die Kommunikationsabteilung sind dafür rund um die Uhr besetzt.

Welche „kurzfristigen dispositiven Maßnahmen“ können ergriffen werden, um den Zugverkehr für die Kunden wie gewohnt zu gewährleisten?

Erfurt Zum Teil ändern wir die planmäßigen Schichten, um so viele Zugleistungen wie möglich abzudecken zu können und um die Ausfälle auf die Linien zu verteilen, sodass nicht eine Linie zum Beispiel den ganzen Tag betroffen ist. Auch Mitarbeiter aus anderen Bereichen, die eine entsprechende Fahrerlaubnis besitzen, springen für die erkrankten Kollegen ein.

Gibt es denn eine Erklärung für den zurzeit außergewöhnlich hohen Krankenstand bei der Nordwestbahn?

Erfurt Dass der Krankenstand zu dieser Zeit so hoch sein wird, war für uns nicht absehbar. Auch unsere Erfahrungswerte gaben keinen Hinweis darauf, dass es zu einer Häufung von Krankheitsfällen kommen könnte. Neben klassischen Krankheiten und Arbeitsunfällen kommt es leider auch immer wieder zu gefährlichen Eingriffen Dritter in den Bahnverkehr, woraus psychische Belastungen für unsere Triebfahrzeugführer entstehen, die oft zu langfristigen Erkrankungen beziehungsweise Sperrungen für den Einsatz führen.

Inwiefern hat der „gefährliche Eingriff Dritter in den Bahnverkehr“ – also zum Beispiel Suizidfälle – zugenommen, dass er die Personalplanung der Triebfahrzeugführer beeinflusst oder zusätzlich belastet?

Erfurt Er hat nicht zugenommen, aber es kommt immer wieder zu Spitzen. Zum Beispiel im Juni vergangenen Jahres hatten wir innerhalb von zehn Tagen fünf Eingriffe in den Bahnverkehr. Nach Weihnachten 2017 und Anfang diesen Jahres hatten wir innerhalb von nur 14 Tagen drei Eingriffe dritter in den Bahnverkehr. 25 Prozent der aktuell kranken Mitarbeiter fehlen aufgrund dieser Eingriffe in den Bahnverkehr.

Wie viel Prozent der Lokführer fehlen derzeit bei der Nordwestbahn aufgrund von Krankheit?

Erfurt Zu dieser Frage möchten wir öffentlich keine Angaben machen.

Gibt es Bestrebungen, das Personal bei den Zugführern zu verstärken, um künftig eine Personalunterdeckung zu vermeiden?

Erfurt Wir stellen ständig neue Triebfahrzeugführer ein beziehungsweise bilden solche aus, so dass wir jetzt schon über dem eigentlichen Personalbedarf liegen.

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