Kabarett in Sonsbeck Klischee-Kanone kommt im Kastell gut an

Sonsbeck · Kabarettist Ozcan Cosar feuerte in seinem zweieinhalbstündigen Programm in Sonsbeck Salven an Stereotypen ab.

 Ozcan Cosar nahm die Unterschiede der Kulturen aufs Korn.

Ozcan Cosar nahm die Unterschiede der Kulturen aufs Korn.

Foto: Ostermann, Olaf (oo)

„Der Kanake mal wieder: Fünf Minuten zu spät“: Özcan Cosar machte am Sonntagabend im Kastell von der ersten Sekunde an klar, dass er kein Blatt vor den Mund nehmen wird. Dass er die Klischees bedienen wird über den Türken, der in Deutschland geboren und aufgewachsen ist und trotzdem immer Deutsch-Türke bleibt. „Oldschool – Die Zukunft kann warten“, heißt das Programm.

Ungewöhnlich, dass ein Mann mit 38 Jahren schon wehmütig in seine Kindheit abtaucht. Der Comedian tat es, fegte in schwarzem T-Shirt mit Aufdruck „Moruk“ (Alter) in ungeheurem Tempo über die Bühne und durch die Unterschiede zwischen Türken und Deutschen, bei denen pünktlich um 12 Uhr gegessen wird. „Bei uns Türken gibt’s Mittagessen auch abends, je nachdem, was für eine Schicht Vater hatte“.

Er machte Witze über den Kosovo-Albaner in Adidas-Sporthosen mit seitlicher Knopfleiste und den Russen, der schon mit einer Wodka-Fahne auf die Welt komme. Er erzählte von den zehn Hürden, die ein Türke überwinden müsse, ehe er seine Angebetete endlich heiraten kann, und dass das Brautgeld, das bei türkischen Hochzeiten geschenkt werde, das „Islamische Hartz IV“ sei, „die Absicherung der Frau, falls ihr Mann stirbt“.

Bevor Cosar loslegte mit seinem Programm, stimmte er erst einmal mit dem Publikum ein „Happy Birthday“-Ständchen für Meryem an, die Schwiegermutter eines Zuschauers namens Soner, den er kurz auf die Bühne und damit ins Rampenlicht holte. Der nutzte die Gelegenheit, um bei der Mutter seiner Angebeteten Punkte zu sammeln. Cosar ging locker darauf ein, so wie er überhaupt immer wieder mit dem Publikum kommunizierte, in dem mehrheitlich Menschen mit Migrationshintergrund saßen und keine Scheu hatten, sich mit Worten zu duellieren mit dem großen Stand-up-Comedian, der für eine Aussage riesigen Applaus bekam: „Wir leben im freiesten und tolerantesten Land der Welt.“

308 Stühle hatte der Hausmeister im Kastell aufgestellt, von denen ist keiner leer geblieben. Im Gegenteil, er musste nachlegen. Das Kulturbüro Niederrhein hatte den Comedian Cosar nach Sonsbeck geholt, der den ein oder anderen Gag aus der zweiten Halbzeit vielleicht nicht aus dem Programm streichen, aber deutlich kürzen sollte, anstatt ausgiebig darauf rumzureiten. Am 6. Dezember kommt der Stuttgarter noch einmal an den Niederrhein, um in einer Preview in Rees sein neues Programm „Cosar Nostra – Organisierte Comedy“ zu testen.

Am Ende seines gut zweieinhalbstündigen Programms leistete Cosar übrigens einen Meineid. „Ladies and gentlemen, ich bin heute Abend in Sonsbeck. Und ich schwör, hier gibt es nichts. Gar nichts.“ Stimmt nicht: Hier gibt es mit dem Kastell einen Ort, in dem dank engagierter Bürger immer öfter sehr gute Veranstaltungen stattfinden, von Musik- und Theaterabenden über Lesungen bis hin zu Veranstaltungen mit unterschiedlichen Kabarettisten und Comedians.

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