Nach ausbleibender Lieferung Impf-Stopp im Krankenhaus Wermelskirchen

Wermelskirchen · 300 Mitarbeiter sollten diese Woche zum Schutz gegen das Coronavirus im Wermelskirchener Krankenhaus geimpft werden. Es wurden aber nur 150 Impfdosen geliefert. Mehr Impfstoff ist durch den Lieferengpass derzeit nicht zu bekommen.

Impf-Stopp im Krankenhaus Wermelskirchen
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Impf-Stopp im Krankenhaus Wermelskirchen

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Foto: Kathrin Kellermann

Der Anruf von der Koordinationsstelle des Rheinisch-Bergischen Kreises kam morgens um 9 Uhr bei der Pflegedienstleitung im Krankenhaus in Wermelskirchen an. Die Info kurz und prägnant: Zwei Lieferungen mit insgegesamt 150 Impfdosen müssen storniert werden. Die Klinik müsse mit dem Impfstoff auskommen, der bereits angeliefert wurde. Nicht nur in der Klinik in Wermelskirchen sorgte die Nachricht für einen Schock: In ganz NRW wurde morgens der Impf-Stopp in Krankenhäusern verhängt und auch der Impfstart für die mobilen über 80-Jährigen musste verschoben werden. Grund ist ein Lieferengpass bei der Firma Biontech.

Am Dienstag hatte das Krankenhaus Wermelskirchen die ersten 150 Impfdosen erhalten, bereits nachmittags 60 Mitarbeiter impfen können, die in direktem Kontakt mit Corona-Patienten sind, die im Krankenhaus versorgt werden. Weitere 150 Impfdosen für das Klinikpersonal sollten Donnerstag geliefert werden. Schließlich war geplant, dass in dieser Woche landesweit die Mitarbeiter in den Krankenhäusern durchgeimpft werden. „Durch die Stornierung fehlen uns diese weiteren Impfdosen natürlich und das stellt uns heute vor große Herausforderungen“, sagt Dr. Volker Launhardt, Ärztlicher Direktor und Facharzt für Innere Medizin am Krankenhaus in Wermelskirchen am Mittwoch im Gespräch mit unserer Redaktion. Denn: „Wir haben seit vergangener Woche genaue Zeitpläne für die Impfungen erarbeitet, damit alles im laufenden Klinikbetrieb von unserem Impfteam reibungslos durchgeführt werden kann“, erzählt Pflegedienstleiterin und Hygiene-Expertin Monika Hartung. „Das allein ist schon eine logistische Herausforderung. Jetzt haben wir aber nur noch 90 Impfdosen zur Verfügung und müssen im Eiltempo umplanen, damit mit dem Impfstoff, den wir haben, priorisiert die Mitarbeiter der Berufsgruppen geimpft werden können, die in direktem Patientenkontakt sind. Und da alle im Schichtdienst arbeiten, erfordert das viel Organisation.“ Seit der Impf-Stopp verkündet wurde, ist Monika Hartung nur noch am Telefon.

Intensivfachpflegekräfte, die erst später anfangen zu arbeiten oder auch ihren notwendigen, freien Tag haben, müssen in die Klinik bestellt werden für die Impfung, die Zeitpläne für die Mitarbeiter vor Ort umgestellt werden. Und dann muss die Pflegedienstleiterin auch noch die Mitarbeiter vertrösten, die sich für die Impfung angemeldet hatten – und jetzt doch wieder warten müssen. „Wir hatten alles in Ruhe geplant – und jetzt ist es Freestyle-Impfen“, sagt sie.

„Es ist jammerschade, dass erstmal kein weiterer Impfstoff kommt“, gibt auch Dr. Volker Launhardt zu. „Gefühlt hat die Impfung ja etwas Befreiendes. Es ist ein kleiner Schritt zurück in die Normalität und jetzt müssen wir verschieben.“ Die Enttäuschung im Krankenhaus sei groß. Zumal es noch keinen genauen Termin für die weiteren Impfungen gibt. „Es hieß heute, dass Anfang Februar mit weiteren Lieferungen zu rechnen ist“, so Launhardt. Dass die 150 Mitarbeiter, die in dieser Woche bereits im Krankenhaus geimpft wurden, dann auch im Zeitrahmen die notwendige zweite Impfung erhalten, sei ihnen fest zugesichert worden.

Über 80 Prozent der Angestellten im Krankenhaus Wermelskirchen hatten ihre Bereitschaft signalisiert, sich zum Schutz gegen das Coronavirus impfen zu lassen. „Die Tendenz war sogar in den vergangenen Tagen noch steigend“, sagt Dr. Launhardt. Große Sorge davor, sich auf den letzten Metern vor der Impfung doch bei einem betroffenen Patienten mit dem tückischen Virus anzustecken, habe man im Krankenhaus allerdings nicht, versichert der Facharzt für Innere Medizin. „Wir wissen ja alle, dass wir extrem hohe Schutzmaßnahmen im Krankenhaus haben, um sowohl die Mitarbeiter, als auch die Patienten zu schützen.“

Dennoch sind die Mitarbeiter, die die Impfung erhalten, erleichtert, wie Intensivfachpflegekraft Astrid Müller gesteht, die auf der extra eingerichteten Impfstraße im Krankenhaus auf ihre Spritze wartet. „Ich freue mich sehr über die Impfung“, gibt sie zu, während ihr Hygienefachkraft Maike Honecker den rechten Oberarm im Bereich des Deltamuskels desinfiziert. „Wir desinfizieren zweimal“, erklärt sie. „Das erste Mal, um eventuelle Hautschüppchen oder Partikel abzulösen und beim zweiten Mal lassen wir die alkoholische Desinfektionslösung 30 Sekunden einwirken, bevor ich die Spritze setze.“ Der Impfstoff wird im unteren Drittel des Muskels gespritzt. „Und der Trick ist, dass man beherzt mit der 0,3 Millimeter-Nadel zusticht“, verrät Maike Honecker lächelnd. Das würde den Schmerz minimieren. Dem kann Astrid Müller nur zustimmen. „Es hat überhaupt nicht weh getan. Ich habe nichts gemerkt“, sagt sie fröhlich. Trotzdem bekommt sie einen Lolli für den Weg zurück zur Intensivstation. „Wir haben Trostlollis besorgt für die Mitarbeiter, die Angst vor Spritzen haben“, sagt Honecker lachend.

 „Der Trick ist, beherzt zu spritzen“, sagt Hygiene-Expertin Maike Honecker, während sie die Impfung bei Intensivfachpflegekraft Astrid Müller vornimmt. Anschließend erhalten die Mitarbeiter im Krankenhaus, die Spritzen nicht mögen, sogar einen „Trostlolli“, verrät Honecker.

„Der Trick ist, beherzt zu spritzen“, sagt Hygiene-Expertin Maike Honecker, während sie die Impfung bei Intensivfachpflegekraft Astrid Müller vornimmt. Anschließend erhalten die Mitarbeiter im Krankenhaus, die Spritzen nicht mögen, sogar einen „Trostlolli“, verrät Honecker.

Foto: Kathrin Kellermann
 Keine Angst vor der Spritze: „Es sind dünne 0,3 Milimeter-Nadeln. Die merkt man kaum“, versichert Pflegedientleisterin Monika Hartung.

Keine Angst vor der Spritze: „Es sind dünne 0,3 Milimeter-Nadeln. Die merkt man kaum“, versichert Pflegedientleisterin Monika Hartung.

Foto: Kathrin Kellermann
 Volker Launhardt hofft, dass die Impfungen am 1. Februar weitergehen.

Volker Launhardt hofft, dass die Impfungen am 1. Februar weitergehen.

Foto: Kathrin Kellermann
 Maike Honecker impft Intensivfachpfegekraft Astrid Müller. Dr. Volker Launhardt ist irrtiert, dass nicht genügend Impfstoff für Krankenhäuser verfügbar ist.

Maike Honecker impft Intensivfachpfegekraft Astrid Müller. Dr. Volker Launhardt ist irrtiert, dass nicht genügend Impfstoff für Krankenhäuser verfügbar ist.

Foto: Kathrin Kellermann
 Maike Honecker impft Intensivfachpfegekraft Astrid Müller. Dr. Volker Launhardt ist irrtiert, dass nicht genügend Impfstoff für Krankenhäuser verfügbar ist.

Maike Honecker impft Intensivfachpfegekraft Astrid Müller. Dr. Volker Launhardt ist irrtiert, dass nicht genügend Impfstoff für Krankenhäuser verfügbar ist.

Foto: Kathrin Kellermann

Insgesamt sechs Ärzte und medizinische Fachmitarbeiter gehören zu dem hausinternen Impfteam. Sechs Dosen entnehmen sie den Ampullen. Pflegedienstleiterin Monika Hartung händigt bei Bedarf auch neue Impfpässe für die geimpften Mitarbeiter aus. „Die Impfung muss ja nachgewiesen werden“, sagt sie. Weitere Erstimpfugen in den Krankenhäusern sollen ab dem 1. Februar stattfinden, so das Ministerium. Bis dahin soll wieder genügend Impfstoff vorhanden sein. Durch den Lieferengpass habe NRW 100.000 Impfdosen weniger als geplant erhalten.

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