Haus Vogelsang in Wermelskirchen „Alles andere bringt ja nichts mehr“

Wermelskirchen · Sven von Domaros ist Koch im Haus Vogelsang und hat sich gegen Corona impfen lassen. Das hatte er sich zuvor genau überlegt. Der 51-Jährige ist überzeugt, dass jeder eine solche Entscheidung für sich treffen muss. Jedoch sieht er in der Impfung den Schlüssel zur Bekämpfung der Pandemie.

 Koch Sven von Domaros hat sich impfen lassen, wie sein Impfausweis zeigt. Die erste Spritze hat er ohne Nebenwirkungen überstanden.

Koch Sven von Domaros hat sich impfen lassen, wie sein Impfausweis zeigt. Die erste Spritze hat er ohne Nebenwirkungen überstanden.

Foto: Stephan Singer

Er spielt Dudelsack, ist bei passender Gelegenheit im Schottenrock unterwegs und genießt gerne einen Whiskey. Die für Mai geplante Reise ins geliebte Schottland hat er angesichts der Corona-Pandemie „gedanklich längst abgehakt“ – obwohl sich der Wermelskirchener Sven „Schwan“ von Domaros gegen das Covid-19-Virus hat impfen lassen. Der 51-Jährige ist seit fast 25 Jahren – sein 25-jähriges Berufsjubiläum feiert er in diesem Jahr – Koch im Seniorenzentrum Haus Vogelsang und gehört zu den Berufsgruppen, die als Kontaktpersonen von altersbedingt besonders durch Corona gefährdeten Personen auf freiwilliger Basis deutschlandweit zuerst geimpft werden. Dass er sich impfen lassen würde, stand für Sven von Domaros nicht gleich fest, wie er im Gespräch mit unserer Redaktion, dass wir drei Tage nach dem ersten von zwei fälligen Impf-Terminen mit ihm führten, eingestand.

„Mir geht es gut. Ich spüre keinerlei Nebenwirkungen. Am ersten Tag nach der Spritze hatte ich im Oberarm einen leichten Schmerz – so ähnlich, wie bei einem leichten Muskelkater. Das rührt vom Einstich her“, berichtet Sven von Domaros: „Geht es nach dem Hören-Sagen, soll die zweite Spritze wohl eher kurzzeitige Auswirkungen wie Schlappheit hervorrufen als die erste.“ Vor dem zweiten Impf-Termin Anfang Februar habe er aber keine Angst: „Vom Einstich der ersten Spritze habe ich gar nichts bemerkt. Obwohl ich beim Anblick der Nadel gedacht habe: Da kommt ja was auf dich zu.“

 Die Impfungen im Wermelskirchener Seniorenzentrum Haus Vogelsang erfolgten mit dem Biontech-Impfstoff.

Die Impfungen im Wermelskirchener Seniorenzentrum Haus Vogelsang erfolgten mit dem Biontech-Impfstoff.

Foto: AP/Francois Mori

Sven von Domaros ist das, was gerne als „Kerl wie ein Baum“ bezeichnet wird: knapp 1,90 Meter groß, knapp 100 Kilogramm schwer und ohne bekannte, für die Impfung gravierende Erkrankungen. „Die Impfung war freiwillig. Jeder, der sich impfen lassen wollte, musste im Vorfeld einen üblichen Anamnese-Bogen ausfüllen, der zum Beispiel Allergien abfragte.“ Und nach der Spritze wären diejenigen, die beispielsweise Allergien angegeben hätten, für mindestens eine Viertel Stunde unter ärztlicher Beobachtung geblieben.

Über die Entscheidung zur Impfung habe er sich durchaus Gedanken gemacht, erinnert sich Sven von Domaros: „Es war ja genug Zeit. Und ich habe mich informiert. Demnach läuft die Entwicklung des Impfstoffs schon viel länger, er wurde dann auf Covid-19 spezialisiert.“ Ihm erscheine das Risiko von etwaigen Nebenwirkungen durch die Impfung deutlich geringer als die möglichen Folgen einer Corona-Erkrankung: „Diese Folgen reichen von zeitweiligem Geschmacksverlust bis zur Krankenhaus-Intensivstation oder bis zum Friedhof.“ Letztlich habe er auch seiner Verantwortung gegenüber denjenigen übernehmen wollen, die besonders gefährdet sind: die Bewohner im Seniorenzentrum.

Aus seiner Sicht würden im Moment zwei Lager von sich reden machen: die Impf-Befürworter und die Impfgegner. „Ich kann und will niemandem etwas empfehlen oder vorschreiben. Wenn sich jeder impfen ließe, erscheint mir das aber grundsätzlich sinnvoll. Denn dadurch bekommen wir die Pandemie in den Griff – die Impfung sehe ich als Schlüssel, alles andere bringt ja nichts mehr.“ Sven von Domaros hofft auf einen beschleunigten Fortgang der Impfungen, denn „Schieflagen“ aus seiner Sicht, beobachtet er: „Das Krankenhaus-Personal muss doch wohl schleunigst geimpft werden.“ Diese Auffassung teilt auch seine Ehefrau Denise, die in der ambulanten Pflege arbeitet und genauso wie ihr Mann auf ihre persönliche Verantwortung gegenüber Patienten verweist und sich ebenso hat impfen lassen. Leute, die Corona leugnen oder sich in Gruppen treffen, sieht von Domaros kritisch. „Es kann so weit kommen, dass, wenn die Mehrheit der Bevölkerung geimpft ist, Menschen ohne Impfung Beschränkungen zum Beispiel beim Reisen hinnehmen müssen“, fürchtet er.

Im Haus Vogelsang habe es bislang keinen Corona-Fall gegeben. „Das ist gut für uns Mitarbeiter und noch besser für die Bewohner.“ Das Team habe ein „Restaurant“ nur für die Haus-Bewohner eingerichtet: „Das ist natürlich kein Restaurant im herkömmlichen Sinne, sondern eine hausinterne Aktion mit Dekoration und Ambiente, die den Bewohnern etwas Abwechslung bieten soll.“ Die Einschränkungen beim Empfang von Besuch in Kombination mit den jahreszeitlich bedingten „grauen“ Monaten würden die Senioren schon belasten.

Aus dem privaten Umfeld erreichten ihn mittlerweile gehäuft Nachfragen, wie es ihm mit der Impfung ergehe, berichtet der Koch: „Freunde fragen nicht nach einer Empfehlung, aber schon nach dem Empfinden. Langzeitwirkungen kann es jetzt jedoch noch nicht geben.“

Und mit einem Lachen fügt Sven von Domaros hinzu: „Ich sage immer: Nach der Impfung fühlst du dich 30 Jahre jünger.“

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