Kultur im Grenzland Bibliotheken sorgen weiter für Lektüre

Grenzland · Mehr als 1600 Menschen sind Kunden bei den Büchereien in Brüggen, Niederkrüchten und Schwalmtal. Trotz der Schließung sorgen die Mitarbeiter für Medien-Nachschub. Was ein E-Bike und Kekse damit zu tun haben.

 Ab ins Körbchen: Uta Krüger (l.) und Annette Kremer von der Niederkrüchtener Bibliothek stellen Lesepakete zum Abholen zusammen.

Ab ins Körbchen: Uta Krüger (l.) und Annette Kremer von der Niederkrüchtener Bibliothek stellen Lesepakete zum Abholen zusammen.

Foto: Daniela Buschkamp

  Anne Ingenrieth hat umgesattelt. Wie wichtig ein E-Bike für ihre Arbeit ist, hätte sich die Leiterin der Gemeindebücherei in Brüggen  vor der Corona-Krise nicht vorstellen können. Doch seit der Schließung der Bibliothek Mitte März ist das hellblaue Zweirad ein unverzichtbares Arbeitsmittel geworden. Damit bringt Anne Ingenrieth vorbestellte Medien zu ihren Kunden, solange die wegen der drohenden Ansteckungsgefahr draußen bleiben müssen. „Die Menschen sind unglaublich dankbar und freuen sich“, sagt Ingenrieth. Sie habe schon mehr Süßigkeiten geschenkt bekommen, als sie essen könne. Mit der Corona-Pandemie sei eine außergewöhnliche Situation eingetreten, in der Leihbüchereien gefragt seien, so die Bücherei-Leiterin.

Mit der Einschränkung der Schließung öffentlicher Gebäude und dem Kontaktverbot ist die Arbeit der  Bibliotheken eine andere geworden. Anne Ingenrieth in Brüggen (rund 600 Nutzer) musste ebenso neue Wege finden wie das Team der Büchereien in Schwalmtal und Niederkrüchten (je mehr als 500 Nutzer) um Bibliothekarin Uta Krüger. „Wir haben zwar geschlossen, bieten aber weiterhin  Ausleihe an“, sagt Krüger. Wenn auch anders als gewohnt.

Wie funktioniert die Ausleihe in Brüggen?

 Anne Ingenrieth mit ihrem Bücher-Lieferrad.

Anne Ingenrieth mit ihrem Bücher-Lieferrad.

Foto: Daniela Buschkamp

Büchereinutzer können telefonisch oder online Medien vorbestellen. Anne Ingenrieth stellt diese zusammen, packt sie in grüne Baumwolltaschen auf das E-Bike und liefert die Bestellung aus. Dabei sei gute Planung gefragt. „Nach Venekoten brauche ich mit dem Rad eine Stunde. Die Tour plane ich dann so, dass ich auch Lieferungen für Overhetfeld mitnehme“, sagt sie. Natürlich werde kontaktfrei geliefert. So werde der Stoffbeutel mit der Medienlieferung beim Kunden vor der Tür abgelegt, dieser könne ihn dann entgegennehmen.

Wie werden Medien in Schwalmtal und Niederkrüchten entliehen?

„Der Leser bestellt die Medien telefonisch, per E-Mail, per persönliche Nachricht bei Facebook oder online im Webopac“, erläutert Uta krüger. Die Mitarbeiter suchen die Medien heraus, vereinbaren telefonisch einen Abholtermin. Zu diesem Zeitpunkt liegen die Medien vor der Bibliothekstür zum Mitnehmen bereits. In Schwalmtal ist das Team donnerstags und freitags erreichbar, sonst landen die Anrufe bei Mitarbeitern im Rathaus. Generell müsse man Wartezeiten einkalkulieren, da die Büchereien sehr dünn besetzt seien: Ehrenamtler, die zur Risikogruppe gehören, fehlen.

Wie werden Medien abgegeben?

Wer Bücher, Filme oder Spiele,  zurückgeben will, kann diese in eine Box vor dem Eingang der Büchereien in Brüggen legen. (in einer früheren Version ist auch eine Rückgabebox in Niederkrüchten erwähnt; diese gibt es nicht). Auch in Schwalmtal gibt es in der Bücherei am Markt eine Rückgabebox.

Kommen auch die abgegebenen Medien in Quarantäne?

Ja. Direkt zurück ins Regal wandern die Medien nach der Rückgabe nicht: Sie bleiben zunächst in der Bücher-Quarantäne. Jedes Teil werde einzeln desinfiziert, so Inngenrieth. Dies sei zusätzlicher Aufwand, aber unverzichtbar. Zur Schutz vor Ansteckung durch Covid-19 ist etwa in Niederkrüchten-Elmpt der öffentliche, sonst frei zugängliche  Bücherschrank vor dem Rathaus abgeschlossen worden; die Lesestationen in Schwalmtal und Brüggen sind dagegen zurzeit noch offen.

Wie sieht es mit Mahngebühren aus?

Diese entfallen in den Grenzland-Bibliotheken zurzeit; auch Leihgebühren für DVDs müssen nicht gezahlt werden. „Den Lesern sollen in der Corona-Krise keine zusätzlichen Kosten entstehen“, sagen Ingenrieth und Krüger. Auch neue Kunden würden nach Möglichkeit aufgenommen.

Lesen die Büchereinutzer in der Corona-Krise anders?

„Ja“, sagt Anne Ingenrieth. „Krimis sind sehr gefragt, auch von Menschen, die sonst eher Liebesromane lesen. Die Menschen wollen, dass etwas passiert.“  Uta Krüger und Annette Kremer merken: Die Menschen, die Medien ausleihen, nehmen mehr mit. „Manche bestellen gezielt“, sat Uta Krüger. Dabei lohne es sich, immer wieder online den Bestand anzuschauen. Denn neue Besteseller kämen wöchentlich. Zudem wartet Krüger auf neue Tonies, die bei Kindern beliebten Hörbücher-Würfel. Annette Kremer erzählt von einer Familie mit fünf Kindern, die für jedes Kind passende Bücher suchte. Gerade Bastelbücher seien zurzeit  beliebt.

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