Schuldneratlas fürs Bergische vorgestellt Überschuldung bleibt ein Männer-Problem

Bergisches Land · Die Quote der überschuldeten Haushalte sinkt laut dem Schuldneratlas 2022 leicht. Die Stadt Solingen liegt dabei weiter über dem Schnitt.

 Vor allem Männer sind häufiger überschuldet.

Vor allem Männer sind häufiger überschuldet.

Foto: imago/blickwinkel/imago stock&people

Der Anteil der Personen, die mit ihren Einnahmen nicht zurande kommen und demnach als überschuldet gelten, ist in Solingen im laufenden Jahr leicht rückläufig. Das geht aus dem neuen Schuldneratlas 2022 hervor, den die Auskunftei Creditreform am Dienstag veröffentlicht hat und der für die Klingenstadt eine stadtweite Schuldnerquote von 13,56 Prozent ausweist.

Zum Vergleich: Im Jahr 2021 hatte der Wert noch bei 14,42 gelegen. Wobei der nun festzustellende Rückgang alles andere als Anlass zur Entwarnung bietet. Denn sowohl in Bezug auf die Nachbarstädte, als auch im NRW-weiten Ranking belegt Solingen damit nach wie vor einen Spitzenplatz. So kommt in der näheren Umgebung lediglich Remscheid mit 12,38 an den hohen Wert in der Klingenstadt heran, während Städte wie Langenfeld (7,54), Haan (7,42), Wermelskirchen (7,08), Hückeswagen (6,61) und Leichlingen (6,05) weit vor Solingen platziert sind. Der NRW-Landesschnitt beträgt 10,05, der Bundesschnitt 8,48 Prozent.

Dabei unterscheiden sich die Zahlen auch innerhalb der Solinger Stadtgrenzen. So steht die Stadtmitte traditionell am schlechtesten da. In der Innenstadt kommen auf 1000 Erwachsene nämlich 202 Personen, die als überschuldet gelten. Der nächstplatzierte Postleitzahlbezirk liegt wiederum in Remscheid. In der dortigen City sind 162 von 1000 Erwachsenen überschuldet, derweil die positivste Quote in der Region für den Leverkusener Stadtteil Schlebusch mit 5,89 Prozent feststellbar ist.

Auffallend ist ferner, dass die Überschuldung weiterhin ein Problem bleibt, von dem Männer über Gebühr betroffen sind. So liegt die Überschuldungsquote in der Klingenstadt bei Männern bei 16,41, während die Quote der Frauen mit 10,16 deutlich geringer ausfällt. In absoluten Zahlen bedeutet dies, dass im laufenden Jahr 10.381 Solinger als überschuldet gelten. Die Zahl der überschuldeten Solingerinnen liegt hingegen bei „nur“ 6990.

Gleichwohl bleibt festzuhalten, dass der Anteil der überschuldeten Haushalte auch in Solingen zuletzt etwas rückläufig war. Damit liegt die Klingenstadt im allgemeinen Trend, der von Experten im Allgemeinen darauf zurückgeführt wird, dass die Ausgaben in der zurückliegenden Corona-Zeit, etwa aufgrund von Lockdowns, eher sanken. Und zudem kam es zur Auszahlung staatlicher Hilfen, die die finanzielle Lage mancher Bürger verbesserten, sodass zurzeit überdurchschnittlich viele „Dauerübeschuldete“ in der Statistik auftauchen – also solche Leute, die es schon seit längerer Zeit nicht mehr schaffen, aus ihren strukturell verfestigten Miesen herauszukommen.

Noch unklar ist laut Creditreform,. wie sich die Situation in den kommenden Monaten entwickelt. So steht zum einen zu befürchten, dass aufgrund der Wirtschaftskrise wieder mehr Menschen in die Überschuldung rutschen. Andererseits haben sich aber die „meisten Indikatoren zur Bewertung der Überschuldungsentwicklung im Vergleich zum letzten Jahr weiter entspannt“. Dazu gehören unter anderem die Arbeitslosenzahlen.

(or)
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