Kriminalitätsstatistik für Solingen Polizei nimmt Cyberkriminelle ins Visier

Solingen/Wuppertal · Die Kriminalität verlagert sich zunehmend ins Internet. Nicht zuletzt dadurch werden die Straßen sicherer. Die Polizei reagiert auf die aktuelle Entwicklung und möchte künftig gezielter gegen Cyberverbrechen vorgehen.

 Fälle von Cyberkriminalität beschäftigen die Polizei in Solingen zunehmend. Künftig will sie gezielt gegen Betrugs- oder Diebstahlsdelikte im Internet vorgehen. 
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Fälle von Cyberkriminalität beschäftigen die Polizei in Solingen zunehmend. Künftig will sie gezielt gegen Betrugs- oder Diebstahlsdelikte im Internet vorgehen. Foto : solarseven/Getty Images

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Wer nachts durch eine dunkle Straße läuft, hat womöglich Angst, Opfer eines Verbrechens zu werden. Wer jedoch im Internet unterwegs ist, mache sich darüber seltener Gedanken darüber, beobachtet Dieter Kneib, Leiter der Direktion Kriminalität bei der Polizei Wuppertal, die auch für Solingen und Remscheid zuständig ist. Dabei sei das Risiko aktuell hoch, im Internet Kriminellen zu begegnen. Denn die Zahl von Vermögens- und Fälschungsdelikten habe im vergangenen Jahr deutlich zugenommen.

2901 Fälle wurden Kneib zufolge in diesem Deliktbereich im vergangenen Jahr in Solingen gemeldet. Das ist ein Anstieg um 24,4 Prozent im Vergleich zu 2020 (2333 Fälle). Nicht alle dieser Delikte finden im Internet statt, so Kneib, jedoch gebe es einen deutlichen Anstieg der Fälle von Cyberverbrechen. „Kriminalität wird digitaler“, sagt Kneib dazu am Montag bei der Vorstellung der aktuellen polizeilichen Kriminalstatistik in Wuppertal. Diesen Trend beobachte die Polizei im gesamten Bergischen Städtedreieck, vorrangig jedoch in Solingen und Remscheid.

 Stellen die Statistik vor (v.l.n.r.): Alexander Kresta (Leiter Pressestelle), Polizeipräsident Markus Röhrl und Leitender Kriminaldirektor Dietmar Kneib.

Stellen die Statistik vor (v.l.n.r.): Alexander Kresta (Leiter Pressestelle), Polizeipräsident Markus Röhrl und Leitender Kriminaldirektor Dietmar Kneib.

Foto: Carolin Streckmann

Diese Straftaten im Internet seien auch der Grund dafür, dass die Gesamtfallzahl im vergangenen Jahr leicht gestiegen ist, sagen die Verantwortlichen. In allen drei Städten zusammen habe es einen Anstieg um insgesamt 373 Straftaten gegeben, wie Polizeipräsident Markus Röhrl sagt. „Das ist trotzdem der zweitbeste Wert in unserer Geschichte, nachdem wir im vergangenen Jahr den besten Wert erzielt hatten.“ In Solingen stieg die Zahl der gemeldeten Kriminalfälle auf 10.065 (2020: 9449 Fälle). Aufgeklärt hat die Polizei davon 5279 Fälle (52,5 Prozent), so Kneib. Mit diesen Werten zähle Solingen wie das gesamte Städtedreieck zu den sicheren Großstädten in NRW.

In vielen Bereichen seien die Fallzahlen im vergangenen Jahr gesunken, wie Röhrl und Kneib betonen. Besonders die Zahl der Einbrüche habe in Solingen abgenommen – die Wohnungseinbrüche sanken um 19,6 Prozent gegenüber 2020 auf ein historisches Tief von 115 Fällen, die Ladeneinbrüche nahmen um 16,9 Prozent auf 510 Fälle ab. Auch Diebstähle an oder aus Autos gingen mit einem Minus von 25 Prozent deutlich zurück. Allgemein sank die Zahl der gemeldeten Diebstahl-Fälle auf 2499 nach 2891 in 2020. Insgesamt bemerkte die Polizei auch einen Rückgang der Straßenkriminalität im Städtedreieck, wobei die Bereiche Raub und Körperverletzung in Solingen im einstelligen Bereich zunahmen. „Auf der Straße wird es sicherer“, sagt Kneib. „Das freut uns, denn wir wollen dass sich die Bürger im Bergischen Städtedreieck sicher bewegen können.“ Die rückläufigen Zahlen bei Diebstahlsdelikten seien zum einen auf eine hohe Aufklärungsquote, zum anderen wohl zumindest zum Teil auf die Corona-Pandemie zurückzuführen.

Bei den Gewaltverbrechen verzeichnet die Polizei für Solingen einen Rückgang auf 346 Fälle (2020: 353 Fälle). Im Bereich der häuslichen Gewalt wurden 2021 389 Strafanzeigen gestellt. Im Jahr zuvor waren es 396. „Über alle drei Städte blieb dieser Bereich auf einem ähnlichen Niveau. Wir müssen allerdings von einer hohen Dunkelziffer ausgehen“, sagt Polizeipräsident Röhrl.

Wie schon 2020 sind im vergangenen Jahr die gemeldeten Fälle von Sexualdelikten gestiegen. Die Polizei verzeichnet hier 190 Fälle – 23 mehr als im Jahr zuvor. Markus Röhrl warnt jedoch davor, anhand der Zahlen von einer Zunahme der Fälle auszugehen. „Ich würde lieber davon sprechen, dass wir das Feld aus dem Dunkeln ziehen“, sagt er und erklärt den Anstieg damit, dass sowohl das Anzeigeverhalten als auch die Ermittlungsarbeit sich gegenüber Vorjahren verbessert habe.

Auch in diesem Bereich spiele das Internet eine wichtige Rolle, zum einen bei der Verbreitung kinderpornografischen Materials, zum anderen bei der Anstiftung zu Taten im Darknet, so Röhrl. Um künftig die Sicherheit im Netz in allen Bereichen zu verbessern, möchte die Polizei ein eigenes Kommissariat dafür schaffen, wie Dietmar Kneib sagt. Gerade bei Diebstahl und Betrug im Internet seien andere Ermittlungswege nötig als bei analogen Fällen. Deswegen soll eine zentrale Dienststelle der Polizei Wuppertal künftig gezielt gegen Cyberkriminalität vorgehen. Die Stelle soll für das gesamte Städtedreieck zuständig sein. Dabei gehe es auch um Präventions- und Aufklärungsarbeit.

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