Nach Hochwasser in Solingen Stadt-Vertreter helfen mit Antrags-Chaos

Solingen · Die Stadt Solingen bietet Hilfe bei Anträgen: Mitarbeiter der Hochwasser-Wiederaufbauhilfe stellten sich am Samstag in Unterburg zahlreichen Bürgerfragen.

 Am Infoanhänger der Stadt auf dem Parkplatz der Wupperinsel herrschte schon am Morgen großer Andrang.

Am Infoanhänger der Stadt auf dem Parkplatz der Wupperinsel herrschte schon am Morgen großer Andrang.

Foto: Peter Meuter

Wer im Juli 2021 ohnmächtig die Überflutung seines eigenen Heims miterleben musste, steht im Angesicht der Verwüstung vor einem Berg an Herausforderungen. Arbeiten, bei denen man kaum weiß, wo genau man eigentlich anfangen soll, liegen vor den Betroffenen. Zusätzlicher Frust kommt auf, wenn nach hartem Schuften, vom Abtransportieren zerstörten Hausrats bis zum Trockenlegen der Räume, auch noch die Bürokratie an den Nerven zehrt.

„Wir haben müde und erschöpft Stunden vor dem Computer gesessen“, beschreiben Bettina und Andreas Werner die Bemühungen, finanzielle Wiederaufbauhilfe vom Land zu beantragen. Dass das online möglich ist, machte die Sache offensichtlich nicht einfacher: „Das Formular forderte uns auf, Mieteinkünfte anzugeben, die wir gar nicht haben – und so ließ es sich erst gar nicht absenden“, erzählt Bettina Werner. Aber auch verschiedene andere Unklarheiten im Antragsverfahren sorgten für Stirnrunzeln – und Redebedarf.

Da kam es dem Ehepaar aus Unterburg gelegen, dass am Samstagvormittag Vertreter der Solinger Hochwasser-Wiederaufbauhilfe zum Parkplatz auf der Wupperinsel gekommen waren, um die Betroffenen zu informieren und zu beraten: „Wie liste ich meinen Hausrat auf? Wie komme ich an einen Gutachter? Welche Förderung gilt für Denkmalschutz? Und wo bleibt mein Geld?“ fasste Teamleiter Lars Rogge einige zentrale Fragen zusammen, mit denen er und Kollege Özgün Alabaz vor dem bunten Bauwagen der Stabstelle Bürgerbeteiligung konfrontiert wurden.

Für verschiedene Anliegen rund um das Thema sind sie an fünf Tagen pro Woche im Rathaus erreichbar. Mit ihrem zusätzlichen mobilen Beratungs-Angebot standen sie wiederum zum ersten Mal im südöstlichen Solinger Stadtteil Rede und Antwort. „Wir waren mit dem Bauwagen zunächst in Ohligs und Rüden, weil hier in Burg auch die Caritas mit ihren Hilfsangeboten sehr stark engagiert ist“, sagte Rogge.

Die Einschätzung über den nach wie vor starken Beratungsbedarf, der das Team zum Orts-Termin veranlasste, erwies sich als richtig: Viele Anwohner nutzten die Ruhe nach dem Orkan, um sich mit ihren Anliegen an die städtischen Mitarbeiter zu wenden. „Wir rechnen mit 420 Antragsberechtigten in Solingen“, erklärte Rogge. Gleichzeitig habe man bei der Stadt aber nur Kenntnis von etwa 50 Anträgen. Das liege einerseits daran, dass die Wiederaufbauhilfe direkt über das Land laufe. Andererseits gehe man aber davon aus, dass manche Betroffene schlicht Hemmungen haben, wegen ihrer Probleme als Bittsteller aufzutreten. Das zeigte sich offenbar auch daran, dass sich Rogge und Alabaz am Samstag am Bauwagen vielen neuen Gesichtern gegenüber sahen.

Rund zwölf Milliarden Euro hat das Land Nordrhein-Westfalen für den Wiederaufbau bereitgestellt. Privathaushalte bekommen bis zu 80 Prozent der förderfähigen Kosten erstattet, bei denkmalgeschützten Gebäuden sind es 100 Prozent. Grundvoraussetzung für die Zuwendung sind Schäden, die im direkten Zusammenhang mit der Flutkatastrophe vom vergangenen Sommer stehen. Antragsteller mussten teilweise monatelang auf die Zahlungen warten – und für ihre Arbeiten am Haus und Neuanschaffungen mitunter einen Kredit aufnehmen. So ging es auch Andreas und Bettina Werner. 1,20 Meter hoch hatte das Wasser in der verhängnisvollen Nacht vom 14. auf den 15. Juli 2021 in ihrem Keller gestanden und dabei unter anderem Heizung, Waschmaschine, Trockner und Werkzeug unbrauchbar gemacht. Die erste von drei Chargen der Wiederaufbauhilfe hat das Ehepaar inzwischen erreicht, nun soll in Kürze die zweite folgen. Ihre Erfahrungen mit dem Online-Formular teilen die beiden mit anderen Leidtragenden, wie Andreas Werner erklärt: „Unsere Nachbarn haben ähnliche Probleme mit dem Antrag.“

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