Kriminalitätsstatistik der Polizei Kinder und Senioren oft Opfer von Straftaten

Radevormwald/Oberberg · Die Polizei Oberberg hat die Kriminalitätsstatistik für 2021 vorgestellt. Es gab weniger Straftaten, aber bei manchen Delikten Anstiege.

 Ein Mann tippt auf die beleuchteten Tasten eines Laptops. Bei den Sexualdelikten spielt Kinderpornografie in Oberberg eine große Rolle.

Ein Mann tippt auf die beleuchteten Tasten eines Laptops. Bei den Sexualdelikten spielt Kinderpornografie in Oberberg eine große Rolle.

Foto: dpa/Silas Stein

In der Kriminalitätsstatistik des Oberbergischen Kreises für das Jahr 2021 taucht Radevormwald in einem besonders traurigen Zusammenhang auf. Fünf Tote forderte die Bluttat am 12. Februar 2021, bei dem ein Familienvater seine Frau, Kinder und Schwiegermutter und dann sich selbst tötete – das schlimmste Gewaltverbrechen des vergangenen Jahres im Kreis.

Bei der Präsentation der Zahlen und Entwicklungen im Zuge einer Videokonferenz am Montag gab es aber insgesamt einen positiven Trend zu vermelden. „Die Zahl der Straftaten im oberbergischen Kreis ist die niedrigste seit dem Jahr 2000“, erklärte Jochen Hagt, der als Landrat auch an der Spitze der Polizeibehörde steht. Auch im Vergleich zum Jahr 2020 habe die Kriminalität in der oberbergischen Region nachgelassen, dafür sei die Aufklärungsquote erneut angestiegen und liege mit 62,03 Prozent auf einem hohen Wert. Das Fazit des Landrats: „Unser Kreis ist einer der sichersten Gebietskörperschaften in NRW.“

Es gibt allerdings Kriminalitätsbereiche, bei denen es im vergangenen Jahr einen Anstieg von Fällen gab. Das betrifft vor allem Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung (ein Anstieg um etwa 44 Prozent) und Taten im Internet (30 Prozent Anstieg im Vergleich zu 2020). Bei den Sexualdelikten spielt Kinderpornografie eine große Rolle, hier stieg die Zahl der Fälle von 63 im Jahr 2020 auf 114 Fälle im vergangenen Jahr. Ein Grund ist nicht zuletzt der höhere Druck auf die Täter und die steigende Zahl von Meldungen an die Behörden. „Für die Fahnder sind diese Ermittlungen besonders belastend“, sagte Landrat Jochen Hagt. Daher wird Supervision angeboten.

Bei den Straftaten im Internet spielt der Warenbetrug die größte Rolle, mehr als ein Drittel der Fälle, nämlich 34,4 Prozent, entfallen auf diesen Deliktbereich.

Leider gibt es auch einen Anstieg bei den Vermögens- und Fälschungsdelikten im Kreis (5,9 Prozent mehr als 2020), und hier sind es nicht zuletzt Seniorinnen und Senioren, die zur Zielscheibe von Betrügern werden. Enkeltrick, falsche Polizisten, Schockanrufe – mit diesen Maschen gelingt es skrupellosen Tätern immer wieder, alte Menschen um hohe Geldsummen zu bringen. Die Täter sind meist nur schwer zu ermitteln, weil sie von Callcentern im Ausland aus operieren. Wichtig sei es, die Senioren auf die perfide Vorgehensweise der Kriminellen vorzubereiten, damit sie bei einem solchen Anruf richtig reagieren und sich nicht reinlegen lassen. Im vergangenen Jahr habe es aus diesem Grund kreisweit vier Präventionsveranstaltungen für diese Altersgruppe gegeben.

Bei den Gewaltdelikten zeigt sich seit Jahren ein Rückgang der Fallzahlen. Waren es im Jahr 2017 noch 567 Fälle, denen die Beamtinnen und Beamten nachgingen, wurden im vergangenen Jahr 441 Fälle gemeldet. Davon konnten 376 Delikte aufgeklärt werden. „Die Aufklärungsquote in diesem Bereich ist hoch, weil die Täter meist unmittelbar aus dem Umfeld kommen“, erklärte Falko Steinhauer von der Führungsstelle der Direktion Kriminalität im Zuge der Pressekonferenz. Sehr deutlich schlägt sich übrigens die Corona-Pandemie bei den Straftaten nieder. „Wir haben einen starken Anstieg beim Fälschen von Impfpässen und Gesundheitszeugnissen“, erklärte Falko Steinhauer. Bei den Gesundheitszeugnissen zeigt sich das besonders prägnant: Gab es 2019 im ganzen Kreis noch keinen einzigen Fall dieser Art und im Jahr 2020 nur einen, stieg die Zahl der Delikte 2021 auf 101 an. „Die Mitarbeiter in den Apotheken sind inzwischen sensibilisiert, um beispielsweise falsche Impfpässe zu erkennen“, erläuterte Falko Steinhauer.

Das subjektive Sicherheitsgefühl der Bevölkerung mache sich vor allem an zwei Arten von Delikten fest, erklärte Landrat Jochen Hagt, nämlich Wohnungseinbrüchen und Gewalt im öffentlichen Raum. Erfreulichweise gehen in beiden Deliktbereichen die Fallzahlen schon seit geraumer Zeit zurück. Wurden im Jahr 2017 noch 478 Fälle von Wohnungseinbrüchen gemeldet, waren es 2021 noch 176 Fälle. Bei Körperverletzungen das gleiche Bild: 2017 gab es noch 1674 Fälle im gesamten oberbgerischen Kreis, 2021 waren es in den 13 Kommunen des Kreises noch 1355. Die öffentliche Sicherheit sei nicht zuletzt durch die Ordnungspartnerschaften in den Städten verbessert worden, meinte der Landrat. Auch in Radevormwald wird dieses Konzept umgesetzt.

Was nun die Stadt Radevormwald als Einzelkommune angeht, so verzeichnete die Polizei hier im Jahr 2021 insgesamt 754 Straftaten. Im Jahr zuvor waren es noch 773, das ist ein Rückgang um 2,7 Prozent. Damit liegt Radevormwald bei der Zahl der Delikte im oberen Mittelfeld der 13 oberbergischen Kommunen, hinter Gummersbach (2948 Straftaten im vergangenen Jahr), Waldbröl (1082), Engelskirchen (812) und Wiehl (782). Die sicherste Kommune im Kreis ist laut Polizeitstatistik die Gemeinde Morsbach mit 303 Straftaten.

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