Geschichtsverein in Radevormwald „Er konnte die Menschen begeistern“

Radevormwald · Ulrich Haldenwang wurde vergangene Woche beigesetzt. Der Bergische Geschichtsverein betont, welch große Lücke er hinterlässt.

 Ein Höhepunkt seines Engagements für die Radevormwalder Geschichte: Ulrich Haldenwang bei der 700-Jahr-Feier. Er hielt am 15. April 2016 eine Ansprache in der reformierten Kirche am Markt.

Ein Höhepunkt seines Engagements für die Radevormwalder Geschichte: Ulrich Haldenwang bei der 700-Jahr-Feier. Er hielt am 15. April 2016 eine Ansprache in der reformierten Kirche am Markt.

Foto: Bergischer Geschichtsverein

Ulrich Haldenwang ist am 7. Februar gestorben. Viele Menschen haben diese Nachricht mit Betroffenheit vernommen. Trauer herrscht auch bei der Radevormwalder Abteilung des Bergischen Geschichtsvereins (BGV). Mit dem Tod des 75-Jährigen verlieren die Mitglieder nicht nur einen langjährigen Weggefährten, es bedeutet auch eine große Lücke für die Aktivitäten des Vereins.

„Ulrich Haldenwang war ein Mensch, der engagiert war und auch andere begeistern konnte“, sagt Gudrun Hagemann-Henseler bei einem Pressegespräch, zu dem der Vorstand in der vergangenen Wochen eingeladen hatte. „Ich kannte ihn seit der Schulzeit. „Er war einige Klassen über mir, bereits in der Oberstufe, aber schon damals freundlich und überhaupt nicht arrogant gegenüber den jüngeren Schülern“, sagt sie. Später sei sie ihm im Elternrat des Kindergartens begegnet, und schon damals zeigte sich seine glückliche Hand für historische Veröffentlichungen. „Er hat maßgeblich dafür gesorgt, dass eine Festschrift des Kindergartens hervorragend gelungen ist“, berichtet die Weggefährtin.

Vorstandsmitglied Bernhard Priggel berichtet: „Ulrich Haldenwang war unser Computer-Fachmann für alle Lebenslagen – Texte, Bilder, Layout, er hat sich um alles gekümmert.“ Er habe über ein großes Fotoarchiv verfügt. Derzeit gebe es niemanden im Verein, der diese Rolle ausfüllen könne, und das bereitet Priggel und den anderen Vorstandsmitgliedern Sorgen.

Von 2012 bis 2017 war Ulrich Haldenwang Vorsitzender des BGV in Radevormwald. In diese Zeit fiel die 700-Jahr-Feier der Stadt, und beim Festakt war Haldenwang einer der Redner. Vor allem aber war er bei der Gestaltung des großen Jubiläumsbandes, der 2016 zur Stadtgeschichte erschien, maßgeblich beteiligt. „Ohne ihn wäre es schwer gewesen, das so gut hinzukriegen“, ist Bernhard Priggel überzeugt. Dieses Buch hat heute einen festen Platz in vielen Radevormwalder Bücherregalen, und nicht nur dort. „Für dieses Buch hat er sich eigens in eine Cessna gesetzt und über die Stadt fliegen lassen, dabei hat er zahlreichen Luftaufnahmen gemacht, die auch im Buch zu sehen sind“, berichtet Hans Golombek, der aktuelle Vorsitzende des Geschichtsvereins. Und auch zum Wetterhahn auf den Kirchturm am Markt sei er gestiegen, um aus luftiger Höhe ganz besondere Motive zu fotografieren.

Doch Ulrich Haldenwang war auch selber als Regionalforscher und Autor tätig. In der Schriftenreihe des BGV veröffentlichte er 2019 die Monografie „Die Entwicklung der Textilindustrie in Radevormwald und der englische Einfluss im Tal der Wupper im 19. Jahrhundert“. Dazu habe sich Haldenwang, der von Beruf Ingenieur war, in die britische Industriearchitektur eingearbeitet. „Er war beruflich öfters im Raum Manchester“, erzählt Bernhard Priggel. Dort steht bekanntlich die Wiege des Industriezeitalters. Doch Besucher aus Großbritannien im Bergischen hätten immer wieder ihr Erstaunen geäußert, wie sehr die Fabrikanlagen, etwa im Tal der Wupper bei Radevormwald, an die historische Architektur daheim erinnerten. „Vieles davon steht in England gar nicht mehr, aber bei uns kann man solche Bauwerke noch sehen“, sagt Priggel. „Das Wülfing-Ensemble ist wirklich etwas Einzigartiges.“

Im Jahr 2017 hatte sich Ulrich Haldenwang wegen seiner angegriffenen Gesundheit vom Vorsitz des Vereins zurückgezogen, blieb aber Beisitzer im Vorstand. Buchstäblich bis zuletzt war er engagiert im Verein. „Eine Woche vor seinem Tod hat er noch an einer Zoom-Konferenz teilgenommen“, berichtet Hans Golombek. Und trotz schwerer Krankheit habe man immer noch seinen Enthusiasmus gespürt.

Nun überlegen die Mitglieder, wie es mit der Gestaltung der Bücher, die der Verein regelmäßig herausgibt, weitergehen soll. Es brauche jemanden, der ein ähnliches Können auf dem EDV-Gebiet habe, und das sei unter den meist im reifen Alter stehenden Mitgliedern nicht so einfach. „Mit 66 Jahren gehöre ich ja zu den Jüngsten“, meint Bernhard Priggel. Nachwuchs zu gewinnen sei nicht so einfach – doch hoffen die Vorstandsmitglieder, dass sich wieder jüngere Menschen finden werden, die ebenfalls Begeisterung für die Regionalgeschichte entwickeln – so wie Ulrich Haldenwang es vorgelebt hat.

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