„Wir haben eine klasse Mannschaft“ Volksbank Niederrhein legt die bisher beste Bilanz vor

Alpen · Das Geldinstitut hat das Geschäftsjahr 2021 mit einem „überragenden Ergebnis“ abgeschlossen, wie der Vorstand der Volksbank Niederrhein berichtete. Die knapp 23.000 Mitglieder sollen am Erfolg beteiligt werden – mit einer Dividende von vier Prozent.

Vorstandschef Guido Lohmann (links) und sein Vorstandskollege Dieter Hackstein stellten die Geschäftszahlen vor. Das Wertpapiergeschäft stieg zum Beispiel um mehr als 300 Prozent.

Vorstandschef Guido Lohmann (links) und sein Vorstandskollege Dieter Hackstein stellten die Geschäftszahlen vor. Das Wertpapiergeschäft stieg zum Beispiel um mehr als 300 Prozent.

Foto: Armin Fischer (arfi)

Trotz der Corona-Krise und der Niedrigzinsen auf dem Kapitalmarkt hat die Volksbank Niederrhein das Geschäftsjahr mit einer deutlichen Gewinnsteigerung abgeschlossen. Wie das Unternehmen am Freitag mitteilte, erreichte das Geschäftsvolumen sogar erstmals in der Firmengeschichte einen Wert von mehr als vier Milliarden Euro. „Dieser Erfolg unserer Bank ist nicht vom Vorstand gemacht worden, sondern er ist eine bärenstarke Teamleistung von allen Kolleginnen und Kollegen“, sagte Vorstandschef Guido Lohmann bei der Bilanzpressekonferenz. Die rund 260 Mitarbeiter seien auch in den Lockdown-Phasen immer für die Kunden erreichbar gewesen. „Obwohl diese Präsenz insbesondere unseren jungen Müttern und Vätern sehr viel abverlangt hat.“

Wie die Volksbank weiter mitteilte, wurde auch das Betriebsergebnis „signifikant“ gesteigert. Der Bilanzgewinn liege knapp zehn Prozent über dem Vorjahr, der Nettokreditbestand habe um fast zehn Prozent zugenommen, berichtete Lohmann. „In einem so schwierigen Jahr ein solch überragendes Ergebnis vermelden zu dürfen, fühlt sich wirklich gut an“, sagte der Vorstandsvorsitzende. „Diese Bilanz ist die stärkste, die unsere Bank bislang in über 135 Jahren vorgelegt hat.“ Vom Erfolg sollen auch die fast 23.000 Mitglieder der Volksbank Niederrhein profitieren: Der Vorstand schlägt der Vertreterversammlung eine Dividende von vier Prozent in diesem Jahr vor. „Wir haben die Stärke für eine solche Dividende und wollen im genossenschaftlichen Sinne unsere Mitglieder auch an unserem Erfolg angemessen beteiligen.“

Für 2022 und auch 2023 rechnen die Volksbank-Vorstände in Deutschland und auch am Niederrhein mit eher schwierigen Bankjahren, wie Lohmann weiter sagte. Die Margensituation werde sich nicht verbessern, dazu kämen weitere regulatorische Eingriffe, die sich auf die Arbeit für die Kunden erschwerend auswirken würden. Die Volksbank Niederrhein blicke dennoch optimistisch in die Zukunft. „Wir sind gut aufgestellt, haben eine klasse Mannschaft.“ Durch das starke Ergebnis im vergangenen Geschäftsjahr könne das Eigenkapital erneut deutlich gestärkt werden. Damit verfüge die Volksbank Niederrhein über die notwendige Kapitalbasis, um weiter wachsen zu können.

Während der Bilanzpressekonferenz ging Lohmann auf die allgemeine wirtschaftliche und politische Lage ein: „Natürlich spüren unsere Kunden und damit in der Folge auch wir die Auswirkungen der Pandemie.“ Die vergangenen zwei Jahren hätten vielen Menschen zugesetzt: die Lockdowns, die angespannte Wirtschaftslage insbesondere in Gastronomie und Handel, die zum Teil monatelange Kurzarbeit, das „unbefriedigende Hin und Her bei den Corona-Regeln“, die Inflation. Es sei eine „in dem Maße vorher nicht vorhandene Dünnhäutigkeit und Angespanntheit“ zu spüren. Es werde „höchste Zeit“, der Bevölkerung und der Wirtschaft „endlich eine verlässliche Öffnungsstrategie“ anzubieten. „Es darf einfach nicht so weitergehen, dass man sich wie das Kaninchen vor der Schlange vor der Pandemie versteckt.“ Lohmann appellierte an die Politik, „Verlässlichkeit wiederherzustellen“.

Obwohl die Volksbank für 2022 von einem bundesweiten Wirtschaftswachstum von mehr als drei Prozent ausgeht, erwarte er in den nächsten Jahren als Spätfolge der Pandemie einen Anstieg der Unternehmensinsolvenzen, sagte Lohmann. Manche Firmen hätten bereits alle Reserven aufgebraucht. „Da ist kaum noch Luft und hinzu kommt in manchen Branchen noch ein gravierendes Personalproblem.“

Sorgen bereite ihm auch die Entwicklung der Geldwertstabilität. „Wir werden aller Voraussicht auch dieses Jahr Inflationsraten von um die vier Prozent sehen.“ Besonders die angestrebte Transformation zur Klimaneutralität werde die Energiepreise und damit die Inflation belasten. Inflation gehe aber immer zu Lasten von Menschen mit eher kleinem Geldbeutel, während Gutverdiener über Sachwertsteigerungen davon sogar überproportional profitierten. Inflation stehe sozialer Gerechtigkeit entgegen, warnte Lohmann.

Für den Wirtschafts- und Industriestandort Deutschland habe eine stabile Energieversorgung existenzielle Bedeutung, sagte Lohmann weiter. Es sei „ohne Wenn und Aber“ notwendig, Deutschland klimaneutral aufzustellen. Auf dem Weg dahin dürften jedoch nicht Ideologie oder gar Naivität das Handeln bestimmen, sondern politische und wirtschaftliche Weitsicht. Ansonsten sei nicht nur der Wirtschaftsstandort Deutschland in Gefahr, „sondern auch unsere gesellschaftliche und soziale Ruhe“.

(wer)
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