HSBC Deutschland Der Niedergang einer Bank

Düsseldorf · Wieder steht die HSBC Deutschland wegen möglicher Verstrickungen in die Cum-ex-Affäre im Blickpunkt. Einst war das Haus der Stolz der Düsseldorfer Bankenwelt. Doch im HSBC-Konzern ist die Bedeutung gesunken.

 Die Deutschland-Zentrale der HSBC-Bank in Düsseldorf.

Die Deutschland-Zentrale der HSBC-Bank in Düsseldorf.

Foto: picture alliance / imageBROKER/Karl F. Schöfmann

In den Zeiten der 2000er-Jahre war HSBC Trinkaus & Burkhardt, wie das Institut damals auch im allgemeinen Sprachjargon noch hieß, eines der profitabelsten deutschen Geldhäuser. Die Steigerungsraten beim Gewinn waren mehr als einmal zweistellig, und wenn die Bankverantwortlichen bei der Voraussage für das kommende Jahr trotzdem sehr vorsichtig agierten, war man geneigt, in Anlehnung an fußballerische Weisheiten der einstigen Trainer-Größe Otto Rehhagel von „kontrolliertem Optimismus“ zu sprechen.

Das klingt fast wie aus einer anderen Welt. Heute ist die HSBC Deutschland, die einst edel an der Königsallee in Düsseldorf residierte und mittlerweile in den Stadtteil Oberkassel übergesiedelt ist, eine andere. Eine, die vollständig der britischen HSBC gehört, von der Börse verschwunden und für die britischen Eigentümer, ungeachtet aller wirtschaftlichen Erfolge, kaum mehr als eine deutsche Niederlassung ist, die dem Vernehmen nach bald keine Banklizenz mehr brauchen wird. Und – was noch schlimmer ist – eine, die Schlagzeilen wegen möglicher Verstrickungen in Cum-ex-Geschäfte füllt.

Das jüngste Kapitel dieser Geschichte ist eine frühere führende Managerin der Bank. Das „Handelsblatt“ berichtet, die Staatsanwaltschaft Köln ermittle gegen die Frau wegen des Verdachts der besonders schweren Steuerhinterziehung. Das gilt früheren Berichten zufolge angeblich auch für den amtierenden Aufsichtsratsvorsitzenden Paul Hagen. Zudem soll die Behörde seit Jahren auch Untersuchungen gegen den früheren Vorstandssprecher Andreas Schmitz führen.

Kein Beteiligter äußert sich bislang dazu. Die Staatsanwaltschaft erklärte am Dienstag auf Anfrage, sie könne und dürfe „wegen des zu wahrenden Steuergeheimnisses weder zu Verfahrensinhalten noch zu Namen von Beschuldigten Auskunft erteilen“. Die Bank teilte das mit, was seit Längerem ihre angewandte Sprachregelung ist: „Wie schon in der Vergangenheit bestätigt, läuft seit 2016 ein Ermittlungsverfahren im Zusammenhang mit Cum-ex-Geschäften gegen HSBC Deutschland. HSBC Deutschland arbeitet vollumfänglich mit den Behörden zusammen. Zum Stand der laufenden Ermittlungen können wir uns nicht äußern.“ Schmitz beantwortete eine Anfrage unserer Redaktion nicht.

Solange niemand strafrechtlich verurteilt ist, hat selbstverständlich für alle Beteiligten die Unschuldsvermutung zu gelten. Aber allein die permanente Berichterstattung über das Thema hat abseits aller Verdachtsmomente schon dazu geführt, dass die Stimmung in der Bank mies ist. Mancher aus der Belegschaft sei schlecht zu sprechen  auf Teile des ehemaligen Führungspersonals, heißt es.

Dazu kommt die Tatsache, dass das Düsseldorfer Bankhaus – früher eines der Aushängeschilder im HSBC-Konzern – immer mehr an Bedeutung verloren hat. Die einstige Hoffnung einiger, die Europazentrale in der neu geordneten HSBC-Gruppe könne nach Düsseldorf kommen, musste der Einsicht weichen, dass die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt künftig nicht mehr ist als der Standort einer Niederlassung in einem Weltkonzern, dessen Europa-Musik in Paris spielt. Vorstandssprecher ist heute Nicolo Salsano, zuvor Firmenkundenchef. Schmitz hat schon vor Jahren das Feld geräumt, seine Nachfolgerin Carola von Schmettow tat dies im vergangenen Jahr mit der Begründung, sie wolle eine Pause machen: „Ich habe bereits vor vielen Monaten den Entschluss gefasst, eine Auszeit zu nehmen, um danach ein neues Kapitel zu beginnen“, sagte von Schmettow im März des vergangenen Jahres.

Kurz nach ihrem Rückzug bei HSBC verzichtete auch Schmitz auf einen wichtigen Posten. Er galt seinerzeit als Favorit auf die Position des Aufsichtsratsvorsitzenden bei der Commerzbank, wollte dann aber nicht mal mehr einfaches Mitglied im Kontrollgremium sein. Vorausgegangen war damals angeblich ein Hinweis auf Schmitz’ ungeklärte Rolle im Cum-ex-Skandal durch Vertreter des Bundes, der bekanntlich Großaktionär bei der Commerzbank ist.

HSBC Deutschland gehört zu einer Reihe von Instituten, die im Zusammenhang mit Cum-ex-Geschäften in Verdacht geraten sind. Dieser Verdacht ist meist der, dass sich sowohl Banken als auch deren Kunden Steuern haben erstatten lassen, die sie nie gezahlt haben. Möglich wurde dies über das Hin- und Herschieben von Aktien um den Dividendenstichtag herum. Zig  Milliarden Euro sollen dem Fiskus im Zusammenhang mit Cum-ex-Geschäften vorenthalten worden sein.  Es hat dazu auch schon einige Gerichtsprozesse gegeben.

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