Enerbie für Solvay Höhere Standards für Holzkraftwerk gefordert

Rheinberg · Bund und Grüne befürchten Umweltbelastungen durch die in Rheinberg geplante Solvay-Anlage.

 Solvay plant, künftig pro Jahr rund 200.000 Tonnen Altholz zur Energiegewinnung zu verbrennen, zum Beispiel Paletten. Beantragt sind aber auch stark belastete Hölzer.

Solvay plant, künftig pro Jahr rund 200.000 Tonnen Altholz zur Energiegewinnung zu verbrennen, zum Beispiel Paletten. Beantragt sind aber auch stark belastete Hölzer.

Foto: U.G.

Der Bund für Umwelt und Naturschutz (Bund) und die Grünen sind nicht grundsätzlich gegen das in Ossenberg geplante Holzkraftwerk mit Aufbereitungsanlage. Es sei zu begrüßen, wenn ein Industrieunternehmen klimafreundlicher werden wolle. Allerdings fordern sie deutlich höhere Standards. Solvay plant das Kraftwerk in Kooperation mit dem Unternehmen AVG. Der Antrag auf Genehmigung liegt bei der Bezirksregierung Düsseldorf. Solvay hofft, bald bauen zu können. Das Unternehmen braucht eine Alternative zum Kohlekraftwerk, weil der Ausstieg aus der Kohle naht.

Petra Schmidt-Niersmann betont: „Was Solvay in Ossenberg bauen möchte, ist eine Müllverbrennungsanlage.“ Die Juristin ist Sprecherin der Grünen im Kreis Wesel, tritt in Zusammenhang mit dem Holzkraftwerk aber in erster Linie für den Bund in Erscheinung. Sie hat die Stellungnahme des Umweltverbands zum Solvay-Antrag verfasst.

Sie kritisiert, dass beabsichtigt ist, Holz – pro Jahr rund 200.000 Tonnen – aus vier Klassen zur Energieerzeugung zu verbrennen. Nicht nur naturbelassenes Frischholz und verleimte oder lackierte Althölzer (etwa Möbel), sondern auch beschichtete und sogar schadstoffbelastete Hölzer, die nach der Altholzverordnung zu den gefährlichen Abfällen gehörten. Petra Schmidt-Niersmann: „Das können sogar ölgetränkte Bahnschwellen sein.“

Wie Schmidt-Niersmann sind auch die Rheinberger Grünen der Ansicht, dass man das von Solvay ins Feld geführte Argument der CO2-Einsparung von etwa 25 Prozent nicht isoliert sehen dürfe. „Bei der Verbrennung entstehen auch schädliche Dioxine und Furane“, so Fraktionssprecher Jürgen Bartsch. „Und das bei der ohnehin hohen Feinstaubbelastung, die wir in Rheinberg schon jetzt haben.“ Und: In Nordrhein-Westfalen gibt es bereits 26 solcher Anlagen, weitere (etwa in Dinslaken) sind beantragt – warum sollte noch eine weitere hinzukommen? Petra Schmidt-Niersmann: „Solvay baut eine solche Anlage nicht, weil so viel Altholz da ist, sondern weil sich damit viel Geld verdienen oder einsparen lässt.“ Im Übrigen beantrage auch die Müllverbrennungsanlage Asdonkshof eine Holzverbrennungsanlage, weshalb die Konkurrenzsituation zu berücksichtigen sei.

Solvay plane eine Kesseltemperatur von 850 Grad Celsius. Die Bund-Aktivistin: „Das ist zu niedrig, nur bei einer Temperatur von 1100 Grad ist gewährleistet, dass keine Dioxine und Furane in die Umgebung entweichen.“ Barbara Ettwig und Svenja Reinert von den Grünen, beide leben in Ossenberg, verweisen auch auf andere Aspekte: Durch Kraftwerk und Aufbereitungsanlage sei auch mit einem höheren Verkehrsaufkommen auf der L137 und mit Lärm zu rechnen. Die Standards müssten so hoch angelegt werden, dass niemand geschädigt werde.

Die Grünen sind nun gespannt auf die Stellungnahme der Stadt und die weitere Diskussion. In der Sitzung des Stadtentwicklungs- und Umweltausschusses am Mittwoch, 27. März, 17 Uhr, im Stadthaus, will Solvay seine Pläne für die Altholzverbrennungsanlage vorstellen.

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