Kommunalwahl 2020 in Alpen Schwierige Zeiten für einen Herausforderer

Alpen · Der 28-jährige Alpener Timo Aldenhoff tritt bei der Kommunalwahl als parteiloser Bewerber für die SPD an. Doch durch die Corona-Krise fallen öffentliche Auftritte weg. Die gute Vernetzung in Alpen hilft ihm im Wahlkampf.

 Timo Aldenhoff (li.) spricht bei einer SPD-Veranstaltung. Mit dabei: Landtagsabgeordneter und Kreisvorsitzender René Schneider.

Timo Aldenhoff (li.) spricht bei einer SPD-Veranstaltung. Mit dabei: Landtagsabgeordneter und Kreisvorsitzender René Schneider.

Foto: Fischer, Armin (arfi )/Fischer, Armin ( arfi )

Ende Januar bereits hat Timo Aldenhoff auf Bitten der SPD als parteiloser Kandidat für das Amt des Bürgermeisters seinen Hut in den Ring geworfen. Damals war von der Corora-Krise hierzulande noch nicht die Rede. Auch während der Mitgliederversammlung Anfang März, als die Genossen den jungen Mann aufs Schild hoben und ihm Unterstützung zusicherten, war das Virus zwar schon nahe gerückt, die damit zusammenhängenden Folgen waren aber noch nicht durchgeschlagen. Doch dann war die Pandemie da, und das gesellschaftliche Leben kam zum Stillstand. Auch der Wahlkampf und damit der Kandidat Aldenhoff. Der hat’s nun schwer, sich bekannt zu machen. Die Zeit läuft ihm davon.

Dabei hatte es für ihn gut angefangen: Auf der Mitgliederversammlung des Ortsvereins konnte der Beamte im Finanzministerium NRW die SPD-Basis von sich überzeugen. Aldenhoff nahm auf dem Podium zwischen Parteichef Wolfgang Zimmermann und dem Unterbezirksvorsitzenden René Schneider Platz und wirkte dabei so entspannt und selbstbewusst, als gehöre er schon lange dazu. Von Berührungsängsten mit den Genossen keine Spur.

Am Rednerpult blickte der junge Mann zunächst in nachdenkliche, zum Teil skeptische Gesichter. Die Fragen, die ihn förmlich anblickten, griff er auf. „Ein 28-Jähriger will Bürgermeister von Alpen werden. Kann das gutgehen?“ – die Frage schien unausgesprochen im Raum zu stehen. Aldenhoff ließ sich davon nicht irritieren. Im Gegenteil: Fast wirkte es so, als verspüre er große Lust darauf, die Genossen auf seine Seite zu ziehen.

Höflich sprach er von seiner überraschten Reaktion, als SPD-Fraktionschef Jörg Banemann ihn im Sommer gefragt habe, ob er nicht als Bürgermeisterkandidat antreten wolle, um im nächsten Satz eher beifällig zu bemerken, dass die Scouts der anderen Parteien schon lange vorher Interesse bekundet hätten, ihn zu verpflichten. Das leichte Grinsen auf seinem Gesicht konnte nicht darüber hinwegtäuschen, dass Aldenhoff es versteht, mit scheinbar belanglosen Nebensätzen seinen Stellenwert zu definieren.

Der Alpener weiß ganz genau, dass er die Anfragen nach einer Kandidatur seiner ausgesprochen breiten Vernetzung verdankt, und unterstrich das durch die Aufzählung seiner zahlreichen Engagements: „Ich war lange Zeit in der DLRG, habe Fußball gespielt bei der Viktoria und dem BSV Bönninghardt, bin Zugführer im Junggesellenschützenverein, Vorsitzender des Fördervereins Alpener Motte sowie in der Freiwilligen Feuerwehr.“ In Gedanken schienen die rund 40 Zuhörer die Mitgliederzahlen der Vereine und damit mögliche Wählerstimmen zu addieren. Jedenfalls wich die anfängliche Skepsis einer breiten Zuversicht.

Für Aldenhoff war es das Zeichen, das Kreuz durchzudrücken und in den Wahlkampfmodus zu schalten. Auch wenn seiner Ansprache insgesamt noch ein wenig Dynamik fehlte, an den wichtigen Stellen ein kraftvolles Ausrufezeichen zu setzen, machte er deutlich, dass es ein „Weiterso“ mit ihm auf dem Chef-Sessel im Rathaus nicht geben werde. Ein zentraler Punkt ist für den Finanzexperten der hohe Schuldenstand der Gemeinde. „Wenn jetzt nicht schnellstens Schulden abgebaut werden, bin ich überzeugt, dass uns in Zukunft Steuererhöhungen drohen. Dass sich Alpen in dieser finanziell stark angespannten Lage den Luxus eines sogenannten Alpener Wohnzimmers gönnt, ist für mich nicht nachvollziehbar.“

Aldenhoff merkt, dass er damit den Nerv der Sozialdemokraten trifft und setzt mit dem Thema sozialer Wohnungsbau nach: „Beim Willy-Brandt-Platz war man nicht bereit, bezahlbare Wohnungen als hartes Kriterium in die Wettbewerbsausschreibung aufzunehmen. Hier wurde es wieder mal verpasst, ein klares Zeichen zu setzen und dem Bürger zu zeigen, dass seine Probleme ernstgenommen werden.“

Wer so vor Selbstbewusstsein strotzt, macht keine Zugeständnisse. Demonstrativ lautete Aldenhoffs Ansage für den anstehenden Wahlkampf: „Ich werde keine teuren Versprechungen machen. Die Zeiten für Geschenke und das Setzen von Denkmälern sind vorbei.“ Dafür erntete der eloquente Hoffnungsträger am Ende lautstarken Beifall und die einstimmige Zustimmung der SPD.

Chef-Genosse Wolfgang Zimmermann war offenbar derart beeindruckt, dass er dem Kandidaten mehr zutraut als seiner Partei. Nur so lässt sich sein Appell am Schluss deuten: „Nur eine starke Opposition kann einen von uns getragenen parteilosen Bürgermeister Timo Aldenhoff tatkräftig unterstützen.“ Auf Sieg setzt die SPD, anders als ihr Kandidat offenbar nicht.

Doch mit der Corona-Krise ist sowieso alles anders als mal gedacht. Alles ist anders. Auch für Wahlkämpfer.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort