Dormagen in der 2. Handball-Bundesliga Björn Barthel: „Wir haben ein charakterstarkes Team“

Dormagen · Der Geschäftsführer der Zweitliga-Handballer des TSV Bayer Dormagen ist zufrieden mit Platz sieben in der zurückliegenden Saison, er sieht aber auch an einigen Stellen Verbesserungspotenzial.

 Björn Barthel (r.), Geschäftsführer der Handballer des TSV Bayer Dormagen, mit Trainer Dusko Bilanovic. Sie haben eine kräftezehrende Saison hinter sich

Björn Barthel (r.), Geschäftsführer der Handballer des TSV Bayer Dormagen, mit Trainer Dusko Bilanovic. Sie haben eine kräftezehrende Saison hinter sich

Foto: Simon Hopf

Während Trainer und Spieler im Urlaub sind, hat Björn Barthel in seiner Funktion als Handball-Geschäftsführer des TSV Bayer Dormagen auch über eine Woche nach dem letzten Zweitliga-Saisonspiel immer noch etwas zu tun. Bevor er sich dann Ende der Woche auch für ein paar Tage ausklinkt, ehe am 19. Juli schon wieder die Vorbereitung beginnt, nahm er sich die Zeit, um über die zurückliegende und die neue Saison zu sprechen.

Herr Barthel, Sommerpausen tun Profisportlern generell gut. Aber die aktuelle hat nach einer Saison wie der zurückliegenden sicher noch mal eine ganz andere Bedeutung.

Barthel Ich glaube, die Pause war überfällig, denn die Saison war physisch, aber auch mental extrem fordernd. Die Frage ist, ob drei Wochen reichen. Am 12. September steht das erste Spiel in der Liga an, Ende August sogar schon die erste Runde im DHB-Pokal.

Apropos besondere Saison. Was hat Ihnen im Verein die größten Probleme bereitet?

Barthel Anders als in den vergangenen Jahren hatten wir dieses Mal ziemlich früh keinen Abstiegskampf und damit in dieser Hinsicht keine sportlichen Sorgen. Das war eine schöne Erfahrung. Dafür gab es wegen Corona große Herausforderungen, die wir auch dank der Unterstützung unserer Sponsoren und der Fans gemeistert haben. Nicht zu wissen, wie es in vier Wochen aussieht, ist schon belastend. Aber ich habe immer versucht, die Belastung von Spielern, Trainern und Mitarbeitern fernzuhalten, damit die sich auf das Wesentliche konzentrieren konnten.

Der siebte Platz ist für den TSV ein starkes Ergebnis. Warum konnte die Mannschaft die störenden Nebengeräusche so gut ausblenden?

Barthel Wir haben ein sehr charakterstarkes Team. Hinzu kommt ein entsprechendes Umfeld mit Betreuern, Physiotherapeuten und Geschäftsstellenmitarbeitern, die entsprechend eingestellt sind. Wir haben alle begriffen, dass wir die Lage nicht ändern können, sondern sie annehmen müssen, um das Beste daraus zu machen.

Die Abschlussplatzierung war eine Verbesserung, es war aber sogar Platz vier möglich. Wieso ist der Coup nicht gelungen?

Barthel Natürlich ärgere ich mich darüber, dass es am Ende nicht zu noch mehr gereicht hat. Wir alle wollen den bestmöglichen Erfolg. Aber unsere Schwächephase am Ende der Saison hatte nichts mit Charakterschwäche zu tun, sondern ganz einfach damit, dass bei unseren Spielern die Körner leer waren. Andere Mannschaften haben sich die Phase mitten in der Saison genommen. Mich hat überrascht, dass sie bei uns so spät kam. Wir hatten viele Ausfälle, so dass weniger Spieler die Hauptrollen übernehmen mussten, was Kraft kostete. Und wenn dann Spieler aus der Verletzung zurückkamen, haben die ihre Zeit gebraucht, während andere aus Erleichterung ein paar Prozent nachgelassen haben.

Die Entlastung hat aber auch gefehlt, weil Spieler unter den Erwartungen geblieben sind. Etwa die Zugänge Antonio Juric und Carlos Iliopoulos, aber auch Ante Grbavac. Welche Konsequenzen ziehen sie daraus?

Barthel Toni und Carlos haben ihre Qualitäten, die sie im Vorfeld auch bei Testtrainings und in Videos gezeigt haben. Aber man darf nicht vergessen, dass auch andere Faktoren als das Sportliche eine Rolle spielen, wenn es darum geht, ob ein Spieler einschlägt. Etwa, ob die Trennung von der Heimat funktioniert, gerade in der Corona-Zeit. Das sind Faktoren, auf die ein Verein keinen Einfluss hat. Vielfach wird auch der Sprung von der 3. in die 2. Liga unterschätzt. Ich denke aber, dass wir über die Jahre mehr richtig als falsch gemacht haben. Was Ante Grbavac betrifft, so hatte der ein Seuchenjahr. Er wird neu angreifen, von ihm erwarte ich eine höhere Konstanz.

Bislang steht in Patryk Biernacki aus Polen ein Neuzugang fest, zudem wurden einige Verträge verlängert. Was ist personell noch geplant?

Barthel Wir haben einen Strategiewechsel vollzogen. Weil wir Leistungsträger finanziell bessergestellt haben und sie angemessen bezahlen, können wir nicht noch sechs zusätzliche Spieler verpflichten. Wir haben acht Spieler abgegeben, wovon aber nur zwei aus dem erweiterten Stamm waren, und mit Patryk Biernacki einen Spieler geholt. Somit haben wir alle Positionen doppelt besetzt und haben noch drei Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, die uns weitere Möglichkeiten geben. So gehen wir in die Saison. Schließlich sind einige Spieler unter ihrem Vermögen geblieben, andere haben noch Entwicklungspotenzial.

Die Jugendarbeit ist traditionell stark beim TSV. Wie wichtig waren da die Erfolge der A- und B-Jugend?

Barthel Die Vizemeisterschaft der A-Jugend und Platz drei der B-Jugend sind natürlich eine Bestätigung für unsere Arbeit und ein Imagegewinn. Wichtig ist allerdings, dass solche Erfolge nicht automatisch zur Folge haben, dass die jungen Spieler den Sprung in die 2. Liga schaffen. Der entscheidende Punkt ist, ob sie bereit sind, den nächsten Schritt zu gehen. Da spielt der persönliche Ehrgeiz, aber auch das persönliche Umfeld eine große Rolle. Was unserer Jugendarbeit insgesamt anbelangt, funktioniert die schon viele Jahre gut. Da brauchen wir uns vor keinem Erstligisten verstecken.

Platz sieben steigert die Erwartungen. Was trauen Sie dem TSV in einer noch härteren Liga mit 20 Teams nächste Saison zu?

Barthel Wir wollen bei unserer DNA bleiben und das Bestmögliche erreichen. Ganz wichtig wird sein, dass wir schnell dafür sorgen, nicht in den Strudel der Abstiegsplätze zu geraten. Denn dort trifft man in der Regel keine guten Entscheidungen. Ich wünsche mir, dass wir konstanter werden. Dann können wir auch Platz sieben oder mehr erreichen. Dafür müssen wir aber ab dem 19. Juli knallhart arbeiten. 

Wie beeinflusst Corona die nächste Saison?

Barthel Wir erwarten eine Rückkehr zu mehr Normalität und planen die Saison entsprechend vor. Dazu werden auch mehr Impfungen beitragen. Wir werden auch noch in zwei Jahren Corona-Fälle haben und müssen uns daran gewöhnen, dass das Virus in einem gewissen Maß zu unserem Leben dazugehört.

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