DOSB entscheidet Neusser betreut Fechter bei Olympia

Rhein-Kreis · Der Deutsche Olympische Sportbund hat Daniel Hummen von der Medicoreha zum alleinigen Physiotherapeuten für die neunköpfige deutsche Fechtmannschaft in Tokio berufen. Das sieht er als Ehre und Bestätigung für seine Arbeit.

 Säbelfechter Max Hartung (r.) in Aktion. Dass der Fechtsport spezifische Anforderungen an die medizinische Betreuung stellt, weiß der Neusser Physiotherapeut Daniel Hummen nur zu gut.. 

Säbelfechter Max Hartung (r.) in Aktion. Dass der Fechtsport spezifische Anforderungen an die medizinische Betreuung stellt, weiß der Neusser Physiotherapeut Daniel Hummen nur zu gut.. 

Foto: dpa/Jan Woitas

Eine kleine Chance als Nachrückerin hat Tanja Spill vom TSV Bayer Dormagen zwar noch, doch es sieht eher so aus, als würde die 800-Meter-Spezialistin den so heiß ersehnten Sprung nach Tokio nicht schaffen. So bleibt es wohl bei den vier Säbelfechtern vom TSV und Turnerin Sarah Vos aus Dormagen, die sich aus dem Rhein-Kreis Neuss auf den Weg zu den Olympischen Spielen machen. Im olympischen Dorf ist allerdings ein weiterer Platz für den Rhein-Kreis reserviert. Denn Daniel Hummen von der Neusser Medicoreha ist jetzt vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) zum alleinigen Physiotherapeuten für die neunköpfige Fechtmannschaft berufen worden, die die deutschen Farben in der japanischen Hauptstadt vertritt.

Ein logischer Schritt, schließlich betreut der 36-jährige Neusser die vier Dormagener Max Hartung, Matyas Szabo, Benedikt Wagner und Richard Hübers, die die komplette deutsche Säbelmannschaft bilden, schon seit rund sieben Jahren. In dieser langen Zeit hat er sie zu Trainingscamps und Turnieren rund um die Welt begleitet. Die Krönung in seiner beruflichen Karriere ist nun die Teilnahme an den Olympischen Spielen. Für diese Aufgabe sei er „aus einem kleinen Kreis von dazu qualifizierten Kollegen“ ausgewählt worden. Voraussetzung ist unter anderem eine zweijährige Fortbildung, die mit einer Sportphysiotherapeuten-Lizenz des DOSB abgeschlossen wird – und natürlich die nötige Erfahrung. Sein Arbeitgeber Medicoreha wurde übrigens bereits 2016 vom DOSB als „spitzensportfreundlicher Betrieb“ ausgezeichnet. „Die Berufung durch den DOSB ist eine große Ehre und Bestätigung“, sagt Daniel Hummen. Er freue sich sehr darauf, „das alles gemeinsam mit den Jungs erleben zu dürfen“.

Zu den „Jungs“ gehört auch Benedikt Wagner. Er und seine Kollegen absolvieren noch die ganze nächste Woche ein Trainingslager in der Sportschule Hennef, wo Daniel Hummen auch dabei ist. „Daniel spielt eine ganz wichtige Rolle für uns. Er ist fachlich sehr kompetent. Und weil er uns schon so lange begleitet, weiß er auch, worauf es speziell in unserer Sportart ankommt“, erklärt Wagner, der aber die persönliche Ebene nicht außer Acht lassen möchte. „Daniel ist ein sehr angenehmer Zeitgenosse, zu dem wir auch eine Freundschaft entwickelt haben. Mit ihm verbringt man auch über die Behandlung hinaus gerne Zeit.“

 Bundestrainer Vilmos Szabo (v.l.) mit Max Hartung, Matyas Szabo, Richard Hübers, Benedikt Wagner und Physiotherapeut Daniel Hummen.

Bundestrainer Vilmos Szabo (v.l.) mit Max Hartung, Matyas Szabo, Richard Hübers, Benedikt Wagner und Physiotherapeut Daniel Hummen.

Foto: medicoreha

Wo die Problemzonen der Sportart liegen, weiß Hummen in der Tat ganz genau: „Durch einseitige Bewegungsabläufe kann es beim Fechten zu Fehlbelastungen von Fuß, Kniegelenk und Wirbelsäule kommen.“ Die Gefahr einer Zerrung oder anderer Verletzungen sei groß. Die Aufgabe des Physiotherapeuten ist es, rechtzeitig gegenzusteuern – durch die entsprechende Vorbereitung und das Aufwärmen vor dem Wettkampf, das genaue Beobachten der Bewegungen während der Gefechte und die anschließende Lockerung der Muskeln. Rund um die Uhr ist der Physiotherapeut bei Turnieren für sein Team ansprechbar, weshalb auch er im olympischen Dorf untergebracht wird. Zusammen mit der Fechtmannschaft steigt er auch am 17. Juli in den Flieger, der in Richtung Tokio abhebt.

Dieter Welsink, geschäftsführender Gesellschafter der Medicoreha, stellt seinen Mitarbeiter gerne für diese verantwortungsvolle Tätigkeit frei. Welsink, selbst Physiotherapeut, Sportwissenschaftler und ehemaliger Kanuslalom-Weltmeister, weist auf die hohe Bedeutung der Physiotherapie im Sport allgemein und im Leistungssport im Besonderen hin: „Die heutige Sportmedizin trägt zu 50 Prozent zum Erfolg eines Sportlers bei. Man kann sogar sagen: Physiotherapie ist das einzige legale Doping.“ Hummen leitet bei der Medicoreha in Neuss das firmeneigene ambulante Therapiezentrum „MedSport“ auf dem Gelände des Golfclubs Hummelbachaue.

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