2. Handball-Bundesliga Dormagen schnappt sich Last-Second-Sieg

Dormagen · Die Zweitliga-Handballer des TSV hatten in Eisenach das nötige Quäntchen Glück auf ihrer Seite. Sie holten den erst zweiten Auswärtssieg der laufenden Saison und damit wichtige Punkte im Abstiegskampf.

 Die Dormagener Spieler bedanken sich nach dem emotionalen Sieg in Eisenach bei ihren mitgereisten Anhängern.

Die Dormagener Spieler bedanken sich nach dem emotionalen Sieg in Eisenach bei ihren mitgereisten Anhängern.

Foto: TSV/Detlev Zenk

Es ist erst rund anderthalb Monate her, da rätselten alle, die es mit dem TSV Bayer Dormagen halten, wie die Wiesel das über weite Strecken überlegen geführte Nachholspiel in der 2. Handball-Bundesliga daheim gegen den ThSV Eisenach noch verlieren konnten (21:23). Am Samstagabend beim Rückspiel war die Rollenverteilung genau umgekehrt. Nach einer dramatischen Schlussphase, in der der ThSV eigentlich alle Trümpfe in der Hand gehabt hatte, waren die Gastgeber ziemlich fassungslos darüber, dass sie nach einer 25:26 (13:13)-Niederlage mit leeren Händen dastanden. Den tief im Abstiegskampf befindlichen Dormagenern war das herzlich egal. Nach all den Rückschlägen feierten sie ausgelassen den erst zweiten Auswärtssieg der laufenden Saison. Zudem gelangen nach dem Heimerfolg gegen Lübeck erstmals zwei Siege in Folge.

„Ich bin stolz auf die Mannschaft, was sie heute geleistet hat. Zudem hatten wir einfach auch mal das nötige Quäntchen Glück“, meinte Björn Barthel, Handball-Geschäftsführer des TSV, nach der Partie. Das Glück war nötig, weil der TSV zwar in der zweiten Hälfte fast permanent geführt hatte, dann aber in der Schlussphase die zwei Punkte doch noch aus der Hand zu geben schien. Ausgerechnet der Lette Artur Karvatski, der nach der Pause im Angriff auf Halbrechts die Position von André Meuser eingenommen und dann wichtige Tore wie zum Beispiel das 24:23 (57.) erzielt hatte, leistete sich beim Stand von 24:24 in der 59. Minute einen potenziell verhängnisvollen Schrittfehler, den Rechtsaußen Willy Weyhrauch nutzte, um Eisenach per Konter mit 25:24 (59.) erstmals nach dem Seitenwechsel in Führung zu bringen. In der Schlussminute glich Karvatski zwar noch mal aus, doch als ThSV-Coach Misha Kaufmann bei 59:31 Minuten eine Auszeit nahm, schien maximal noch ein Remis für Dormagen möglich. Aber dann lief alles für die Gäste. Offenbar unter dem Eindruck des von den Schiedsrichtern angezeigten Zeitspiels fühlte sich der junge Mittelmann Jannis Schneibel genötigt, überhastet abzuschließen. Doch sein Wurf landete im Innenblock der Dormagener, von wo er direkt in die Hände des TSV-Keepers Martin Juzbasic sprang. Juzbasic verlor keine Sekunde und passte den Ball geistesgegenwärtig auf den zum Gegenstoß gestarteten Rechtsaußen Jan Reimer, der bei 59:54 Minuten ThSV-Torwart Johannes Jepsen keine Chance ließ, zum 26:25 traf und damit seine bemerkenswerte Leistungsexplosion der vergangenen Wochen krönte. Wenige Augenblicke später war Schluss und die Dormagener Freude und Erleichterung entlud sich in einer Jubelorgie auf dem Spielfeld.

„Bei der Auszeit der Eisenacher haben wir den Fokus voll auf die Abwehr gelegt, unabhängig davon, dass ich im Zweifel ja auch noch eine Auszeit hätte nehmen können. Am Ende ist es für uns natürlich optimal gelaufen“, meinte TSV-Coach Peer Pütz nach dem nervenaufreibenden Handballabend. Allerdings war es ihm auch wichtig zu betonen: „Es ist natürlich schön, dass das Glück auch mal auf unserer Seite war. Aber über die ganze Spielzeit ist der Sieg auch nicht unverdient.“ Da stimmte ihm auch Kollege Misha Kaufmann zu: „Der Sieg war nicht ganz unverdient, weil Dormagen bis zur 58. Minute geführt hat. Wir haben ein paar Fehler zu viel gemacht und uns damit selbst im Weg gestanden.“ Zunächst hatte es zu Beginn des Spiels tatsächlich so ausgesehen, als würden die Eisenacher ihre bemerkenswerte Erfolgsserie der vergangenen Wochen, die sie aus der Abstiegszone herausgeführt hat, fortsetzen können. Obwohl sich die Dormagener gezielt auf die 5:1-Deckung der Gastgeber vorbereitet hatten, taten sie sich anfangs schwer damit, Tore zu erzielen und gerieten 2:5 (13.) in Rückstand. Zum Glück für Dormagen hatte Martin Juzbasic wieder einen guten Tag erwischt und hielt sein Team mit starken Paraden im Spiel, insbesondere der gehaltene Siebenmeter gegen Fynn Hangstein, aktuell der beste Schütze der 2. Liga, war ein frühes Ausrufezeichen (14.). Beim 7:6 (18.) durch Jan Reimer ging der TSV erstmals in Führung. Bis zur Pause und im weiteren Verlauf der Partie gab es auf beiden Seiten zahlreiche Aufs und Abs, sprich technische Fehler und Fehlwürfe, doch das Bemerkenswerte war, dass sich die Dormagener anders als in der Vergangenheit davon nicht komplett verunsichern ließen. Eine kritische Phase in Hälfte zwei war zum Beispiel, als Eisenach zwischen der 38. und 40. Minute aus einem 15:18 eine 18:18 machte. Und auch wenn es im eigenen Angriff gegen die 5:1-Abwehr der Gastgeber noch so zäh aussah, die Dormagener zogen ihre Plan stoisch durch. „Wir haben zwar ein paar Bälle zu viel verworfen. Aber entscheidend war, dass wir nie den Kopf verloren haben“, erklärte Pütz. Eine Qualität, die sich der TSV im weiteren Abstiegskampf bewahren sollte.

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