Radsport: Spurt in den Mai Der Onkel sagt eine große Karriere voraus

Büttgen · Der erst 19-jährige Tim Torn Teutenberg setzt mit seinem feinen Sieg beim Büttgener Straßenrennen eine große Familientradition fort.

 Tim Torn Teutenberg war in Büttgen nicht nur einer der aktivsten Fahrer, sondern hatte am Ende auch noch genügend „Körner“, um den Spurt auf der kurzen Zielgeraden anzuziehen und vor Christian Noll sowie Jan-Marc Temmen zu gewinnen.

Tim Torn Teutenberg war in Büttgen nicht nur einer der aktivsten Fahrer, sondern hatte am Ende auch noch genügend „Körner“, um den Spurt auf der kurzen Zielgeraden anzuziehen und vor Christian Noll sowie Jan-Marc Temmen zu gewinnen.

Foto: Dieter Staniek

Wie viele Radrennen Christian Stoll in seiner Sprecherlaufbahn kommentiert hat, weiß nicht mal der 61-Jährige so genau. Der Mann, der schon Fußball-Länderspiele und DFB-Pokalfinals mit seiner sonoren Stimme begleitete und nach Corona-bedingter Zwangspause jetzt wieder auf den Platz des Stadionsprechers (neben Arnd Zeigler) beim SV Werder Bremen zurückkehrte, kennt sich aus. Auch beim traditionsreichen Straßenrennen des VfR Büttgen am 1. Mai. 20 von 70 Runden waren noch zu fahren im „Großen Preis der Sparkasse Neuss“, an der Spitze des beim Start stattliche 58 Fahrer starken Elitefeldes hatte gerade zum x-ten Male in einem von hohem Tempo und unruhigem Verlauf geprägten Renngeschehen die Führung gewechselt, da wagte „Stolli“ einen Tipp: „Ich schreib‘ jetzt die Startnummer des Siegers verdeckt auf einen Zettel, dann könnt‘ ihr hinterher überprüfen, ob ich Recht hatte.“

Notiert hatte er die Nummer 67 – und die entschied 20 Minuten später tatsächlich den Spurt einer sechsköpfigen Spitzengruppe für sich, die sich 15 Runden vor Schluss vom Rest des Feldes abgesetzt hatte. Es wird nicht der letzte Sieg gewesen sein, den Tim Torn Teutenberg eingefahren hat. Davon ist zumindest sein Onkel überzeugt: „Er hat das Zeug zu einer großen Karriere,“ sagt Sven Teutenberg über seinen 19 Jahre jungen Neffen, „zumal er sehr zielstrebig an sich arbeitet.“ Der 49-Jährige hat mindestens so viel Ahnung vom Radsport wie Christian Stoll, schließlich belegte er 2001 im Gesamtklassement der Tour de France Platz 81, nahm fünf Mal an der Vuelta teil und war 2017 Sportlicher Leiter des Grand Depart der Tour de France in Düsseldorf.

Wie auf der Bahn im Sportforum Kaarst/Büttgen am Abend zuvor ging es vor prächtiger Kulisse auch beim 58. „Spurt in den Mai“ auf der Straße zur Sache. 

Wie auf der Bahn im Sportforum Kaarst/Büttgen am Abend zuvor ging es vor prächtiger Kulisse auch beim 58. „Spurt in den Mai“ auf der Straße zur Sache. 

Foto: Dieter Staniek

Ach ja, in Büttgen steht sein Name seit 2005 auch in der Siegerliste.

Gut drauf: Gesamtleiter Friedhelm Kirchhartz mit seinen Enkelkindern.

Gut drauf: Gesamtleiter Friedhelm Kirchhartz mit seinen Enkelkindern.

Foto: Dieter Staniek

Am Sonntag war er eigens gekommen, um seinen Neffen fahren – und siegen zu sehen. Der war während des gesamten Rennens einer der aktivsten Fahrer, sicherte sich einen schönen Batzen der – hauptsächlich von der vielköpfig anwesenden Familie Kirchhartz ausgelobten – Spurtprämien und hatte trotzdem am Ende noch genügend „Körner“, um den Spurt auf der kurzen Zielgeraden nicht nur anzuziehen, sondern auch vor Christian Noll (Team Colonia Kids) und Jan-Marc Temmen (Team Dauner-Akkon) zu gewinnen. „Der fährt genau wie sein Alter,“ sagt Christian Stoll. In der Tat erinnerten nicht nur die Taktik, sondern auch Körperhaltung und Minenspiel des Siegers stark an seinen Vater Lars Teutenberg.

Der 51-Jährige, der in Büttgen je fünf Mal auf Bahn und Straße gewann, war am Sonntag als Sportlicher Leiter seines Profiteams in Luxemburg unterwegs – jetzt hofft nicht nur Tim Torn auf ein Vater-Sohn-Duell im kommenden Jahr. Ein „Double“ blieb Lars Teutenberg in den 16 Jahren seiner Siege allerdings verwehrt. Sein Sohn verpasste es nur knapp, denn beim Spurt in den Mai am Vorabend hatte er sich an der Seite von Benjamin Boos nur hauchdünn dem favorisierten Duo Theo Reinhardt und Moritz Malcharek geschlagen geben müssen. Beide spielten im Straßenrennen keine Rolle – ganz im Gegensatz zu den Lokalmatadoren. Felix Dierking aus dem Bundesliga-Team des Sportforums wurde Vierter, zeitgleich mit dem im gelb-schwarzen Dress des VfR Büttgen fahrenden Luca Felix Happke auf Rang fünf, Sven Thurau gewann den Spurt des Hauptfeldes und sicherte sich so Rang sieben.

„Schön, dass unsere Fahrer so gut mitmischen,“ befand Lars Witte am Ende des zweiten Zwölf-Stunden-Tags in Folge. Der junge Radsport-Abteilungsleiter des VfR war geschafft, aber glücklich: „Die viele Arbeit hat sich gelohnt.“ Da lag er auf einer Wellenlänge mit seinem „Chef“ Friedhelm Kirchhartz: „Die beiden Tage haben unsere Erwartungen übertroffen, sowohl, was die sportlichen Leistungen, vor allem aber, was die Resonanz anbelangt,“ zog der Gesamtleiter ein erstes Fazit. Er muss es wissen, schließlich war er seit der Premiere 1963 in allen nur erdenklichen Funktionen bei sämtlichen Renntagen im Einsatz.  

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