Handball Jetzt geht das ganz große Zittern los

Dormagen · Mit einer unterirdischen ersten Halbzeit bringt sich Bayer Dormagen beim 24:28 gegen Ferndorf um die Chance zum Befreiungsschlag.

 Kein Durchkommen: Weder Ian Hüter (vorne gegen Mattis Michel und Branimir Koloper) noch Lukas Stutzke fanden gegen die Deckung des TuS Ferndorf das richtige Mittel.

Kein Durchkommen: Weder Ian Hüter (vorne gegen Mattis Michel und Branimir Koloper) noch Lukas Stutzke fanden gegen die Deckung des TuS Ferndorf das richtige Mittel.

Foto: Heinz J. Zaunbrecher

Es hätte der Spieltag des TSV Bayer Dormagen werden können. Denn bis auf den HC Elbflorenz (34:26 bei den Rhein Vikings), den EHV Aue (25:21 über TV Großwallstadt) und den Dessau-Roßlauer HV (26:26 in Nettelstedt) blieben beim gestrigen zweiten Teil des Doppelspieltags alle direkten Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt in der 2. Handball-Bundesliga ohne Punkte.

Der Aufsteiger freilich verpasste durch eine „erste Halbzeit, wie ich sie lange nicht gesehen habe“ (Trainer Dusko Bilanovic) und einer daraus resultierenden 24:28-Niederlage (Halbzeit 7:16) im Westduell mit dem TuS Ferndorf die große Chance auf den Befreiungsschlag im Abstiegskampf. Schlimmer noch: Der Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz, auf den Eintracht Hagen dank einer 24:28-Heimniederlage gegen den VfL Lübeck-Schwartau zurückfiel, beträgt sechs Spieltage vor Saisonende nur noch zwei Zähler. Und für den sichtlich angefressenen Bilanovic ist klar: „Die beiden heute verlorenen Punkte müssen wir uns irgendwo in der Fremde zurückholen. Nur unsere drei restlichen Heimspiele zu gewinnen wird nicht reichen.“

So wie sich die Dormagener in den ersten dreißig Minuten vor 1335 Zuschauern präsentierten, wird es überhaupt nicht mehr reichen, um dem Abstieg zu entgehen. „So etwas darf zuhause nicht passieren,“ schimpfte Bilanovic zwischen zusammengepressten Zähnen. Mit Blick auf seine Kabinenansprache nach dem Schlusspfiff zeigte sich der 47-Jährige allerdings recht sicher, „dass so etwas auch nie wieder passieren wird.“

Nun, gestern passierte es, weil beim TuS Ferndorf, der sich am Freitag mit dem 25:17 über den TV Hüttenberg so gut wie aller theoretischen Abstiegssorgen entledigt hatte, so gut wie alles und beim TSV Bayer Dormagen rein gar nichts zusammenpasste. „Bei uns haben im ersten Durchgang alle Rädchen ineinander gegriffen,“ stellte TuS-Trainer Michael Lerscht unwidersprochen fest und meinte damit vor allem „unser Prunkstück: das Zusammenspiel zwischen Abwehr und Torhüter.“ Das klappte so gut, dass den Hausherren zwischen der achten und der 23. Minute überhaupt kein Treffer gelang. Und weil die Bayer-Abwehr auch nicht den Standard vorangegangener Spiele erreichte und insbesondere gegen den am Ende achtfachen Torschützen Jonas Faulenbach kein Mittel fand, hieß es nach 24 Minuten 13:4 (!) aus Sicht der Gäste.

Bei einem solchen Zwischenstand ist die Messe normalerweise gelesen, zumal den Dormagenern bis zur Pause nicht wirklich etwas einfiel, um viel daran zu ändern. Doch als Bilanovic die Deckung auf eine 5:1-Variante umbaute und Faulenbach durch Benjamin Richter „kurz“ nehmen ließ, wurde klar, welche große Chance die Bayer-Handballer an diesem Sonntag verpassten. Denn Ferndorf erwies sich keineswegs souverän. Mit einer Leistung wie gegen Lübeck, Hamburg oder in Essen hätten die Dormagener die Partie durchaus noch drehen können, zumal sie jetzt zu vielen Ballgewinnen kamen. Doch weil sie im Angriff weiterhin viel zu fehlerhaft agierten, kamen sie in einer immer niveauärmer werdenden Partie nie näher als bis auf vier Tore an die letztlich das Ergebnis dank der individuellen Fähigkeiten von Jonas Faulenbach, Julius Linkskog Andersson und Marian Basic verwaltenden Ferndorfer heran.

Auch, weil Lerscht die größere Tiefe auf der Bank und in Lindskog Andersson einen Joker hatte, der dem TSV fehlte. Bei dem erreichte außer Torhüter Sven Bartmann (11 Paraden) und mit Abstrichen Benjamin Richter keiner Normalform. Ob das den Strapazen des Doppelspieltags geschuldet war – „die 1000 Autobahnkilometer stecken den Jungs ganz schön in den Knochen“, sagte Bilanovic – oder zum Normalzustand für den Rest der Saison wird, wird sich zeigen. Und es wird darüber entscheiden, ob der TSV Bayer ein weiteres Jahr in der Zweiten Liga verbringen darf oder nicht.

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